In Deutschland ist die Anzahl benötigter Organe für Transplantationen deutlich höher als die der Organspender*innen.1,2 Um Erkrankten eine Organspende zu ermöglichen, werden sie daher auf Wartelisten gesetzt.2 In diesem Jahr stehen über 8.500 Patient*innen auf der Warteliste in Deutschland.1 Zudem wurden im Jahr 2022 über 4.600 Patient*innen auf die Warteliste aufgenommen und etwa 3.000 Organe transplantiert (siehe Tabelle 1).1 Insbesondere bei Nierentransplantationen gibt es ein großes Ungleichgewicht zwischen Wartenden und Organspenden: Jährlich stehen 7.000–8.000 Menschen auf der Warteliste, aber es gibt nur 2.000–3.000 potenzielle Spender*innen.2 Dialysepatient*innen warten daher oft über drei Jahre auf ein Spenderorgan.2
Patient*innen, die aktiv auf der Warteliste stehen (Stand 01. Januar 2023).
Organtransplantationen verstorbener Spender*innen (im Jahr 2022)
Tab. 1: Kennzahlen zur Warteliste von Eurotransplant in Deutschland. Modifiziert nach 1.
Die Aufnahme auf die Warteliste erfolgt in Transplantationszentren, nachdem Fachärzt*innen sorgfältig überprüft haben, ob eine Transplantation medizinisch notwendig ist und Erfolg bringen würde.2 Die Daten werden dann an die europäische Stiftung Eurotransplant weitergeleitet, welche Organspenden zwischen acht europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Ungarn und Slowenien) vermittelt.1,2 Zentral sind aktuell etwa 14.000 Patient*innen gelistet, wodurch fast alle Spenderorgane an geeignete Empfänger*innen übergeben werden können.1
Ein Computeralgorithmus von Eurotransplant erstellt eine Rangliste, basierend auf Faktoren wie Wartezeit sowie medizinische Kriterien.2 Zu diesen zählen: Eine identische Blutgruppe zwischen Spender*innen und Empfänger*innen, eine möglichst hohe Übereinstimmung von humanen Leukozyten-Antigenen (HLA) und eine Ähnlichkeit in Gewicht und Größe.2
Um sicherzustellen, dass die Empfänger*innen für eine Organspende geeignet sind, müssen vor Aufnahme auf die Warteliste bestimmte Kriterien erfüllt werden.3 Dazu sind psychologische und körperliche Untersuchungen notwendig, welche den Bedarf einer Transplantation und deren Erfolgsaussicht analysieren.3
Für z. B. eine Nierentransplantation sind dabei folgende Untersuchungen erforderlich:3
Patient*innen mit malignen Tumoren, schwerwiegenden Erkrankungen anderer Organe oder einer HIV-Infektion sind nicht für den Erhalt einer Nierenspende geeignet.3 Werden die Voraussetzungen erfüllt und liegt eine irreversible, terminale Niereninsuffizienz vor, werden die Patient*innen auf die Transplantationsliste aufgenommen.3
Auch bei Lebertransplantation müssen schwerwiegende Erkrankungen ausgeschlossen werden, welche sich negativ auf den Erfolg der Transplantation auswirken könnten.3 Zusätzlich ist bei einer Lebertransplantation aufgrund alkoholbedingter Leberzirrhose eine hohe Therapieadhärenz obligatorisch, auch nach der Transplantation.3 Während der Transplantation ist ein Nachweis einer völligen Alkoholabstinenz von mindestens sechs Monaten vorgeschrieben.3
Dringende Fälle mit akuter Lebensgefahr werden priorisiert und weiter oben auf der Transplantationsliste aufgeführt.2 Der Transportweg zwischen Organentnahme- und Transplantationsort beeinflusst ebenfalls die Auswahl der Empfänger*innen.2
Patient*innen auf der Warteliste sollten jederzeit erreichbar sein, da Organentnahme, Transport und Transplantation schnell erfolgen müssen.2 Das Organ muss innerhalb weniger Stunden transplantiert werden.4
Werden potenzielle Spender*innen gemeldet, werden geeignete Empfänger*innen durch Eurotransplant ermittelt.4 Dabei wird berücksichtigt:4
Bei Eignung des Spenderorgans, wird die die jeweiligen Empfänger*innen benachrichtigt, das Spenderorgan wird entnommen und so schnell wie möglich zum Transplantationszentrum gebracht.4 Während des Transports werden Empfänger*innen untersucht, auf die Transplantation vorbereitet und eine immunsuppressive Therapie eingeleitet.4 Die Transplantation sollte direkt nach Eintreffen des Organs erfolgen.4
Aufgrund all dieser Kriterien variieren die Wartezeiten erheblich und sind schwer vorhersehbar.2 In einem weiteren Beitrag werden wir auf die sogenannte Wartelisten-Mortalität eingehen.
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Abkürzung
HLA: humane Leukozyten-Antigene
Referenzen
Bildquelle: iStock.com/zubada