Gegen die unerbittliche Müdigkeit während der Nachtschicht hilft Kaffee – oder ein Nickerchen. Aber wann und wie lange sollte es sein?
Na, wann steht deine nächste Nachtschicht an? Bevor du wieder tassenweise Kaffee in dich rein schüttest, um die Schicht halbwegs zu überstehen, solltest du vielleicht doch lieber ein oder zwei Nickerchen einlegen. Immerhin hat eine japanische Forscherin jetzt die perfekte Schläfchen-Strategie für Schichtarbeiter (und frischgebackene Eltern) entwickelt. Die Studie wurde in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.
Darin hat die Forscherin Sanae Oriyama, Professorin für Pflegewissenschaft an der Graduate School of Biomedical and Health Sciences der Universität Hiroshima, 41 Teilnehmer eine 16-stündige Nachtschicht absolvieren lassen. In der Zeit von 16 Uhr nachmittags bis 9 Uhr morgens durften die Probanden entweder 2 Stunden am Stück schlafen, die 2 Stunden in zwei Nickerchen aufteilen oder gar nicht schlafen. Währenddessen mussten die Probanden immer wieder kognitive Tests durchführen und während ihrer Nickerchen wurden ihre Schlafparameter überwacht.
Die Wissenschaftlerin fand heraus, dass diejenigen, die ein einziges 120-minütiges Nickerchen machten, das um Mitternacht endete, bereits um 4 Uhr morgens schläfrig waren, was bis zum Ende der Schicht anhielt. Teilnehmer, die zwei Nickerchen einplanten – ein 90-minütiges bis Mitternacht und ein 30-minütiges bis 3 Uhr morgens –, konnten die Schläfrigkeit bis 6 Uhr morgens aufhalten. Was die Müdigkeit angeht, so war sie zwar in allen Schlafgruppen zwischen 4 und 9 Uhr deutlich erhöht, in der Gruppe mit zwei Schläfchen jedoch geringer als in den anderen Gruppen.
Sowohl das einfache als auch das geteilte Schläfchen führten nicht zu einer verbesserten kognitiven Leistung. Allerdings stellte Oriyama fest, dass diejenigen, die länger brauchten, um während des 90-minütigen Nickerchens einzuschlafen, schlechtere Ergebnisse in einem zeitlich begrenzten Mathe-Test erzielten, der die Geschwindigkeit und Genauigkeit bei der Ausführung einer Aufgabe messen soll.
Die Forscherin erklärt die Kombination zweier unterschiedlich langer Nickerchen daher als strategisch sinnvoll: „Während einer Nachtschicht ist ein geteilter Mittagsschlaf von 90 Minuten bzw. 30 Minuten, der um 0 Uhr bzw. 3 Uhr endet, vermutlich effektiver als ein 120-minütiger einphasiger Mittagsschlaf, der um 0 Uhr endet, wenn zwischen 2 Uhr und 9 Uhr Aufgaben anstehen, die schnelle Reaktionen zur Aufrechterhaltung eines hohen Sicherheitsniveaus erfordern.“
Die Studie zeigte auch, dass der Zeitpunkt des Nickerchens eine entscheidende Rolle spielt: Je später man ihn macht, desto wirksamer ist er, um Schläfrigkeit und Erschöpfung zu bekämpfen. Wird er jedoch zu lange hinausgezögert, kann die Konzentration beeinträchtigt werden, da sich der Schlaftrieb aufbaut. Oriyama: „Daher müssen der ideale Zeitpunkt für ein Nickerchen und der ideale Zeitplan für ein Nickerchen während langer Nachtschichten noch weiter erforscht werden.“
Die Forscherin erklärt ihre Strategie übrigens auch für Schichtarbeiten der anderen Art als sinnvoll: „Die Ergebnisse dieser Studie können nicht nur auf Nachtschichtarbeiter angewandt werden, sondern auch auf die Minimierung der Müdigkeit durch Schlafentzug bei Eltern, die Kleinkinder aufziehen.“
Bildquelle: Marc Markstein, unsplash