Bereits in jungen Jahren wird uns beigebracht, dass Körperhygiene wichtig ist. Kaltes Wasser ins Gesicht, unter die Dusche springen und Zähneputzen – so beginnt für viele Menschen der Start in den Tag. Zusätzlich überhäuft uns Social Media mit Videos zur „morning routine“ oder „skin care“. Ein Tabuthema aber bleibt – und das ist die vulvovaginale Gesundheit. Sich damit genauer auseinanderzusetzen hat nicht nur Auswirkungen auf hygienische Aspekte, sondern auch auf Themen wie Fruchtbarkeit, Sexualität, Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein von Frauen. Ausreichend Gründe also, endlich offener darüber zu sprechen!
Es fängt bei dem Wissen rund um den Intimbereich an. Vielen Frauen ist der Unterschied zwischen Vulva und Vagina nicht bewusst, die beiden Begriffe werden häufig synonym verwendet. Auch Hersteller von Intimpflegeprodukten werfen das gerne mal durcheinander. Eine kurze Auffrischung aus dem Biologieunterricht scheint daher nicht schlecht. Die Vulva besteht aus den inneren und äußeren Vulvalippen, der Klitoris, der Harnröhren- und Vaginalöffnung. Die Vagina ist der innenliegende Muskelschlauch, der die Vulva mit der Gebärmutter verbindet.
Sowohl Vulva als auch Vagina übernehmen wichtige Aufgaben. Die Vulva bildet einen ersten mechanischen Schutz vor dem Eindringen von Bakterien, während die Vagina mit ihrer Flora, dem sauren pH-Wert und dem physiologischen Ausfluss einen Teil der angeborenen Immunabwehr bildet und auf diese Weise natürlich vor Infektionskrankheiten schützt. Das Milieu und bakterielle Gleichgewicht beider kann sich durch innere Faktoren wie vermehrte Feuchtigkeit oder Schwitzen, hormonelle Schwankungen und die Menstruation verändern. Auch äußere Faktoren wie Geschlechtsverkehr, Gleitmittel, bestimmte Hygieneprodukte oder Antibiotika bringen das Gleichgewicht gerne mal durcheinander. Da sich die vulväre Haut von anderen Körperstellen unterscheidet, ist sie insbesondere gegenüber topischen Wirkstoffen wie Cremes oder Salben empfindlicher.1
Interessanterweise gibt es weltweite Unterschiede in Bezug auf die Intimpflege. Eine globale Umfrage mit zehntausend Frauen im Alter von 18 bis 60 Jahren fand heraus, dass die Zahl derer, die sich täglich mit Intimpflege beschäftigten, je nach Land zwischen 38 und 91 Prozent schwankt. Gleichzeitig assoziierten die meisten Frauen vulvovaginale Pflege mit einem positiven Körpergefühl, mehr Selbstvertrauen, guter Gesundheit und einem zufriedenen Sexualleben.2 Gerade deshalb ist es umso wichtiger, das Bewusstsein für diesen wichtigen Teil des weiblichen Wohlbefindens zu stärken und mit den Tabus aufzuräumen.
In den kommenden Artikeln auf diesem Kanal werden wir u.a. mit weit verbreiteten Mythen aufräumen, die wichtigsten vaginalen Erkrankungen näher beleuchten und uns mit der richtigen Pflege des weiblichen Intimbereichs näher befassen.
Auf dieser Seite verwenden wir zur besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit das generische Femininum. Wo immer möglich, streben wir eine geschlechtsneutrale Formulierung an. Bitte beachten Sie, dass sich unser Kanal vorrangig mit vulvovaginaler Gesundheit beschäftigt. Wir wollen erreichen, dass sich alle Frauen, Personen mit Vagina und auch Personen, die sich als Frau fühlen bei diesem Thema angesprochen und gleichermaßen repräsentiert fühlen.
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