Blasenkarzinome treten nach erfolgreicher Therapie oft erneut auf. Können Supplemente vor dem Rückfall schützen?
Krebspatienten greifen oft zu Supplementen in der Hoffnung damit ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun. Patienten mit Blasenkrebs sollten aber lieber die Finger von Vitamin-E-Präparaten lassen, wie die Ergebnisse einer kürzlich in JAMA Network Open veröffentlichten Studie vermuten lassen.
Harnblasenkarzinome zählen in Deutschland zu den häufigsten Tumoren, bei Männern ist es sogar der 4. häufigste Tumor. Meist diagnostizieren Ärzte ein nicht-muskelinvasives Blasenkarzinom (NMIBC). Die Erstbehandlung umfasst die transurethrale Resektion des Tumors zusammen mit adjuvanter intravesikaler Therapie.
Allerdings tritt der Krebs bei rund 80 % der Patienten erneut auf und etwa 45 % der NMIBC-Fälle entwickeln sich zu einem muskelinvasiven Karzinom. Angesichts dieser hohen Rückfallraten werden verschiedene Methoden zur Prävention diskutiert, unter anderem die Gabe von Selen und Vitamin E. Bislang konnte für beide Mittel in vergangen Studien zwar kein Vorteil, aber auch keine nachteilige Wirkung bei verschiedenen Krebserkrankungen festgestellt werden. Forscher haben sich die Sache jetzt nochmal genauer angesehen.
Die Studie umfasste insgesamt 270 NMIBC-Patienten, die zufällig in vier doppelt verblindete Gruppen eingeteilt wurden:
Die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug 5,5 Jahre, wobei 84 % der Patienten mehr als fünf Jahre nachverfolgt wurden. Der primäre Endpunkt war das rückfallfreie Intervall, während die sekundären Endpunkte das Gesamtüberleben und das progressionsfreie Intervall umfassten.
Wie sich herausstellte, hatte die Selen-Supplementierung im Vergleich mit Placebo keinen Einfluss auf das Krebsrückfallrisiko bei NMIBC-Patienten. Die Supplementierung von Vitamin E und Selen hatte auch keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben oder die Progression des Krebses. Allerdings war bei Patienten, die Vitamin E einnahmen, das Risiko eines Rückfalls statistisch signifikant erhöht (Hazard Ratio: 1,46; KI 95 %: 1,02–2,09).
In einer älteren Studie konnte schon gezeigt werden, dass Nahrungsergänzung mit Vitamin E das Prostatakrebsrisiko bei gesunden Männern signifikant erhöht. Angesichts der Tatsache, dass Supplemente rezeptfrei erhältlich sind, sollten Patienten vorsichtig mit der Einnahme sein – und Ärzte sollten entsprechend beraten.
Quellen:
Bryan et al.: Selenium and Vitamin E for Prevention of Non–Muscle-Invasive Bladder Cancer Recurrence and Progression: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open, 2023. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.37494
Klein et al.: Vitamin E and the Risk of Prostate Cancer: The Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial (SELECT). JAMA, 2011. doi: 10.1001/jama.2011.1437
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