Diabetiker kommen an Nadeln nicht vorbei. Ein neues Verfahren könnte ihnen jedoch das Piksen ersparen – mithilfe von gezüchteten Pankreaszellen. Was es damit auf sich hat, lest ihr hier.
Mithilfe eines neuen Verfahrens haben Forscher insulinproduzierende Zellen aus den Stammzellen von Patienten hergestellt. Ein Schritt, der Diabetes-Patienten eine Behandlung ohne Spritzen ermöglichen soll. Die Forscher der University of Alberta entnehmen hierfür Stammzellen aus dem Blut eines Patienten und spulen sie quasi in der Zeit zurück und dann wieder vorwärts mithilfe eines chemischen Verfahrens, der gerichteten Differenzierung. So werden aus den Stammzellen schließlich Insulin produzierende Zellen.
In den Versuchen für die Publikation behandelte das Team Vorläuferzellen der Bauchspeicheldrüse mit dem AKT/P70-Inhibitor AT7867, einem Antitumormittel. Sie berichten, dass die Methode die gewünschten Zellen mit einer Rate von 90 Prozent produzierte, verglichen mit früheren Methoden, die nur 60 Prozent der Zielzellen produzierten. Die neuen Zellen bildeten seltener unerwünschte Zysten und führten bei der Transplantation in Mäuse in der Hälfte der Zeit zu einer Glukosekontrolle ohne Insulininjektion. Das Team geht davon aus, dass es bald in der Lage sein wird, die letzten fünf bis zehn Prozent der Zellen zu eliminieren, aus denen keine Pankreaszellen entstehen.
„Wir brauchen eine Stammzelllösung, die eine potenziell unbegrenzte Zellquelle bietet“, sagt James Shapiro, kanadischer Forschungslehrstuhl für Transplantationschirurgie und regenerative Medizin und Leiter des Edmonton-Protokolls, das seit seiner Entwicklung vor 21 Jahren bereits 750 Transplantationen von gespendeten Inselzellen ermöglicht hat. „Wir brauchen einen Weg, diese Zellen so herzustellen, dass sie vom körpereigenen Immunsystem nicht als fremd wahrgenommen und erkannt werden.“
Die Forscher vermuten, dass diese sicherere und zuverlässigere Methode zur Herstellung von Insulin produzierenden Zellen aus dem eigenen Blut Transplantationen ohne die Notwendigkeit von Medikamenten gegen die Abstoßung ermöglichen könnte. Empfänger von gespendeten Zellen müssen lebenslang Medikamente gegen Abstoßungsreaktionen einnehmen, und die Therapie ist durch die geringe Zahl der verfügbaren Spenderorgane begrenzt.
Shapiro sagt, dass noch weitere Sicherheits- und Wirksamkeitsstudien durchgeführt werden müssen, bevor die Transplantation von aus Stammzellen gewonnenen Inselzellen für Versuche am Menschen bereit ist, aber er ist von den Fortschritten begeistert. „Wir versuchen hier, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und uns vorzustellen, wie die Diabetesversorgung in 15, 20, 30 Jahren aussehen wird“, sagt er. „Ich glaube nicht, dass die Menschen dann noch Insulin spritzen werden. Ich glaube nicht, dass sie Pumpen und Sensoren tragen werden.“
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der University of Alberta. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text markiert.
Bildquelle: CDC, unsplash