Die Kastration ist ein Eingriff, der gut überlegt sein will. Tierärzte beraten Halter hierzu meist individuell, da auch Rasse und Alter wichtig für eine Abwägung sind. Forscher fanden jetzt eine Assoziation mit dem Hämangiosarkom bei der Hündin.
Eine in der Fachzeitschrift Veterinary and Comparative Oncology veröffentlichte wissenschaftliche Datenanalyse zeigt einen möglichen Zusammenhang zwischen der Sterilisation von Golden Retrievern und der Entwicklung von Hämangiosarkomen auf. Diese Theorie wurde von Experten bereits früher geäußert, wurde aber nicht ausreichend nachgewiesen.
Das Hämangiosarkom des Hundes ist eine maligne Neoplasie des vaskulären Endothels und der häufigste primäre Tumor am Herzen. Es besitzt keine Geschlechts-, jedoch eine eindeutige Rassedisposition. Hunde großer Rassen sind hierbei deutlich überrepräsentiert, besonders häufig betroffen sind Golden Retriever und Deutsche Schäferhunde, wobei überwiegend ältere Tiere erkranken. In der für die US-Studie verwendeten Kohorte der Golden Retriever Lifetime Study war das Hämangiosarkom die häufigste Krebsart, die diagnostiziert wurde. Es handelt sich um eine besonders tödliche Krebsart, bei der etwa 90 % der Hunde innerhalb eines Jahres nach der Diagnose sterben. Nur wenige Hunde überleben länger als zwei Jahre, selbst bei aggressiver Therapie.
Die Autoren stellten fest, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Hämangiosarkom zu diagnostizieren, bei den eingeschlossenen Golden Retrievern bei beiden Geschlechtern und unabhängig vom Kastrationsstatus bis zum Alter von etwa acht Jahren gleichbleibend niedrig war. Danach hatten intakte und kastrierte Rüden ein ähnliches Risiko, zu erkranken. Interessanterweise war die Diagnosewahrscheinlichkeit bei intakten Hündinnen durchweg niedriger als bei allen anderen Gruppen. Bei kastrierten Hündinnen hingegen stieg die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose im Vergleich deutlich an.Hämangiosarkom-Häufigkeit in allen Altersgruppen, aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Kastrationsstatus. Credit: Hillman et al.
Dr. Alison Hillman, eine an der Studie beteiligte Forscherin und leitende Beraterin für Epidemiologie bei Ausvet, betont die Notwendigkeit, den möglichen Zusammenhang zwischen Krebs und Eingriffen wie einer Kastration weiter zu untersuchen, und forderte, mehr Daten von älteren Hunden einzubeziehen. Darüber hinaus fügte sie hinzu, dass weitere Analysen, die den Zusammenhang zwischen dem Hämangiosarkom und einer Kastration genauer untersuchen, mehr Aufschluss über mögliche ursächliche Faktoren geben werden.
„Diese Informationen können auch im Rahmen der translationalen Forschung wertvoll sein, da das Hämangiosarkom beim Menschen selten und daher schwer zu untersuchen ist“, so Hillman. „Angesichts der Ähnlichkeit zwischen Hunden und Menschen hinsichtlich der klinischen und pathologischen Merkmale dieses Tumors und der relativen Ähnlichkeit der Genetik zwischen den beiden Spezies im Vergleich zu beispielsweise Mäusen und Menschen können die aus der Forschung an Hunden gewonnenen Erkenntnisse bei der Festlegung von Prioritäten für Untersuchungen am Menschen helfen.“
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Morris Animal Foundation. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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