Mythen und Unwahrheiten in Bezug auf Erkrankungen sind häufig weit verbreitet – auch zu Prostatakrebs. Damit Sie Fake News zum Prostatakarzinom im Patientengespräch informiert begegnen können, haben wir einen Überblick über 5 häufige Mythen erstellt:
Falsch! Es ist zwar richtig, dass eine Prostatakrebszelle vermehrt Prostata-spezifisches Antigen (PSA) abgibt und ein erhöhter PSA-Wert damit auf ein Karzinom hindeuten kann.1 Es gibt neben einer Prostatakrebserkrankung jedoch weitere Ursachen, die zu einem erhöhten PSA-Wert führen können, wie beispielsweise eine Infektion oder gutartige Vergrößerung der Prostata.1
Dennoch ist die PSA-Bestimmung ein wichtiges Element für die frühzeitige Erkennung eines Prostatakarzinoms und kann von Männern ab 45 im Rahmen der Prostatakrebsvorsorge in Anspruch genommen werden.2
Falsch! Durch den erhöhten mechanischen Druck während des Fahrradfahrens auf die Prostata kann der PSA-Wert kurzzeitig ansteigen, jedoch führt dies nicht zur Entstehung von Prostatakrebszellen.1,3 Daher wird empfohlen kurz vor der PSA-Bestimmung keine langen Fahrradfahrten zu durchzuführen.
Unklar! Die Datenlage ist zum aktuellen Zeitpunkt noch uneindeutig: eine australische Studie deutete daraufhin, dass Männer, die zwischen 20 und 40 Jahren sexuell aktiv waren, ein reduziertes Risiko haben, an Prostatakrebs zu erkranken.4 Eine weitere Studie aus den USA kam zu vergleichbaren Ergebnissen.5 Hingegen lieferte eine Studie aus England Hinweise darauf, dass häufiger Sex in jungen Jahren zu einem erhöhten Risiko führen kann.6 Die Deutsche Krebshilfe kommt zu dem Ergebnis, dass sich häufiger Geschlechtsverkehr nicht auf die Entstehung von Prostatakrebs auswirkt.7
Falsch! Eine Probenentnahme aus der Prostata fördert weder den Prostatakrebs selbst noch die Metastasenbildung.8 Mittels einer Biopsie kann eine Prostatakrebserkrankung sicher diagnostiziert und das Karzinom anschließend behandelt werden.8
Stimmt teilweise! Bei einigen Lebensmitteln oder Lebensmittelbestandteilen wie beispielsweise Lycopin wurde ein positiver Effekt auf das Outcome von Prostatakrebspatienten beobachtet.9 Der positive Effekt von grünem Tee wird ebenfalls diskutiert: eine japanische Studie gab Hinweise darauf, dass der Konsum von grünem Tee mit einem reduzierten Erkrankungsrisiko für Prostatakarzinome im fortgeschrittenen Stadium assoziiert ist.10 Krebspatienten sollten laut des deutschen Krebsinformationsdienstes in erster Linie auf eine ausgewogene Ernährung achten, um den Körper mit genügend Energie zu versorgen.11
Eine Studie von 2019 untersuchte, inwieweit die sozialen Medien zur Verbreitung solcher Fake News beitragen.12 Dazu werteten die Autoren 50 englischsprachige, häufig geteilte Beiträge über Prostatakrebs, PSA-Tests sowie zum Blasen-, Nieren- und Hodenkrebs auf verschiedenen Plattformen (Facebook, Twitter, Pinterest und Reddit) aus und analysierten ihre fachliche Richtigkeit.12 Nach Überprüfung wurden die Beiträge als korrekt, inkorrekt oder irreführend klassifiziert.12
Das Ergebnis: der Großteil der Beiträge zu Prostatakrebs war inkorrekt oder irreführend (7/10).12 Die Beiträge waren damit häufiger ungenau als bei anderen untersuchten Krebsarten (Blasenkrebs: 2/10, Nierenkrebs: 3/10, Hodenkrebs: 2/10).12 Inkorrekte und irreführend Beiträge wurden bis zu 28-Mal häufiger geteilt als korrekte Beiträge.12 Zudem wurden Beiträge über Prostatakrebs auf allen sozialen Medien gegenüber Beiträgen über PSA-Tests, Blasen-, Nieren- und Hodenkrebs am häufigsten geteilt.12
Mythen und Unwahrheiten über Prostatakrebs sind weitverbreitet und werden Ihnen im Patientengespräch vermutlich früher oder später begegnen. Es ist wichtig, den Sorgen und Ängsten von Patienten und Angehörigen sachlich und informiert zu begegnen. Zudem ist es hilfreich, auf vertrauenswürdige Quellen hinzuweisen, welche die Hintergründe von Krebsmythen beleuchten. Beispiele sind die Websites der Prostata Hilfe Deutschland und des Krebsinformationsdienstes.
Referenzen
MAT-DE-NON-2023-00334| Erstellt November 2023