Der Einfluss der Tabaklobby auf die deutsche Politik ist stärker denn je, Apotheken und Praxen bleiben heute dicht und eine Gentherapie gegen hohe Cholesterin-Spiegel macht die Runde. Diese und weitere News im Schnelldurchlauf.
Die Tabaklobby hat in Deutschland offenbar leichtes Spiel. Nach einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) ist der Einfluss der Tabakindustrie auf die Politik alarmierend. Deutschland fällt im aktuellen Tabaklobby-Index im internationalen Vergleich weiter zurück – und landet auf Rang 70 in diesem Jahr, weit hinter seinen europäischen Nachbarn. Globales Ranking: Einfluss der Tabakindustrie Einfluss auf politische Entscheidungsträger. Credit: Global Tobacco Index
So soll die Tabakindustrie hierzulande von mindestens 90 Lobbyisten mit einem Jahresbudget von mindestens 6,1 Millionen Euro vertreten sein. Wahrscheinlich liegen diese Zahlen sogar noch wesentlich höher, so das DKFZ, wenn Lobbying-Agenturen miteinbezogen würden. Das DKFZ nennt anschauliche Beispiele für die Interaktion zwischen Tabakindustrie und Politik: So habe es im Zusammenhang mit der Änderung der Tabakbesteuerung 2021 mindestens zehn Lobbytreffen zwischen der Tabakindustrie und dem Finanzministerium gegeben. Das Ergebnis der erfolgreichen Lobbyarbeit seien relativ niedrige Tabaksteuersätze, eine lückenhafte Regulierung von Tabakmarketing sowie eine unzureichende und uneinheitliche Gesetzgebung für rauchfreie Bereiche.
Es sollen „wir machen das Leben einfacher-Gesetze“ werden – heute Nachmittag (15. November 2023) läuft die erste Beratung zum Digitalgesetz und dem Gesundheitsdatennutzengesetz im Gesundheitsausschuss. Im Vorfeld wird eine breite Zustimmung von Ärzte- und Kassenverbänden deutlich. Für die Steuerung und Erstbefüllung der elektronischen Patientenakte (ePA) haben Experten aber noch einige Wünsche: Bleibe die ePA eine Blackbox, würden Ärzte sie nicht benutzen. Davon ist der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) überzeugt.
In einer Stellungnahme fordert der SpiFa konkret, dass für die behandelnden Ärzte klar ersichtlich sein muss, ob ursprünglich in der Akte hinterlegte Informationen vorenthalten werden. Gemeint sind etwa Informationen zu bestimmten Arzneimitteltherapien, die eine lebensgefährliche Wechselwirkung mit geplanten Therapien auslösen können. Zum anderen müssten Patienten durch Krankenkassen aufgeklärt werden, welche Risiken eine Löschung bzw. ein Widerspruch im Einzelnen bewirken können.
Dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) fehlt es bisher noch an einer technischen Lösung zur Auslesbarkeit des Notfalldatensatzes aus der ePA ohne elektronische Gesundheitskarte im Notfall. Und der Hausärzteverband sieht in Sachen Digitalgesetz noch Verbesserungsbedarf für Videosprechstunden und Leistungserbringung in Apotheken.
Während im Bundestag debattiert wird, bleiben heute in mehreren Bundesländern tausende Apotheken geschlossen. In Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland geht der Protest gegen die Gesundheitspolitik des Bundes weiter.
Auch einige Arztpraxen bleiben dicht: Die Hausärzteverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe haben ihre Mitglieder aufgefordert, die Praxen spätestens ab zehn Uhr zu schließen und stattdessen an Online-Fortbildungen teilzunehmen. Eine Notfallversorgung sei aber sichergestellt, hieß es.
Bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie (FH) reichen Lebensstilmaßnahmen und Lipidsenker oft nicht aus, um die erhöhten LDL-Cholesterin-Spiegel in den Griff zu bekommen. Jetzt wurde erstmals eine experimentelle Gentherapie bei diesen Patienten getestet. Dabei wird mittels Base-Editing das PCSK9-Gen langfristig abgeschaltet, das eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel spielt und bei FH oft mutiert ist. Wie genau die Gentherapie funktioniert, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.
Auf dem Kongress der American Heart Association (AHA) wurden nun die Zwischenergebnisse der ersten Versuche am Menschen vorgestellt. An der Studie nahmen insgesamt 9 Probanden teil, die an FH litten und extrem hohe Werte an LDL-C (durchschnittlich 201 mg/dL) aufwiesen, obwohl sie bereits Medikamente einnahmen. Der Großteil der Probanden litt zudem bereits an schwerer koronarer Herzkrankheit. Laut der Pressemitteilung der AHA senkte das Gentherapeutikum namens VERVE-101 nicht nur die PCSK9-Proteinspiegel im Blut der Teilnehmer, sondern auch den LDL-C-Wert zwischen 39 % und 55 %.
Zu den Nebenwirkungen der Therapie gehörten kurzzeitige grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein vorübergehender Anstieg der Leberenzyme. Bei zwei Teilnehmern traten allerdings schwerwiegende Ereignisse auf: Ein Teilnehmer starb fünf Wochen nach der Verabreichung an einem Herzinfarkt und ein anderer erlitt einen Tag später einen Herzinfarkt. Ein unabhängiges Sicherheitsgremium kam jedoch zu dem Schluss, dass diese Ereignisse bei Menschen mit so fortgeschrittenen Herzerkrankungen zu erwarten waren und nicht mit der Behandlung zusammenhing. Das Gremium empfahl, die Studie ohne Änderungen am Arzneimittelprotokoll fortzusetzen.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney