Meist wird das Pankreaskarzinom viel zu spät erkannt. Obwohl der Krebs relativ selten auftritt, belegt er Platz vier der krebsbedingten Todesursachen. Kann ein neu gefundener Biomarker bald zur Früherkennung beitragen?
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der bösartigsten Krebsarten weltweit, die trotz operativer Therapie in den meisten Fällen nach kurzer Zeit nach wie vor zum Tode führt. Grund dafür ist die späte Diagnosestellung und ein besonders aggressiver Verlauf, der eine rechtzeitige Therapie fast unmöglich macht. Spezifische Biomarker, die auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hinweisen, lassen sich im Blut messen und könnten mit Hilfe Künstlicher Intelligenz frühzeitig erkannt werden. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Dr. Ulf Kahlert, Professor für Molekulare und Experimentelle Chirurgie an der Klink für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß-, und Transplantationschirurgie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Die Ergebnisse der Pilotstudie wurden in dem British Journal of Cancer veröffentlicht.
Obwohl Bauchspeicheldrüsenkrebs mit 19.000 Neuerkrankungen im Jahr in Deutschland im Vergleich zu anderen Krebsarten, wie beispielsweise Brustkrebs, relativ selten auftritt, ist die Erkrankung die vierthäufigste krebsbedingte Todesursache in Deutschland. Denn erste Symptome zeigen sich oftmals erst, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist. Die Therapieoptionen sind mit OP und Chemotherapie limitiert. Und nur durch eine vollständige operative Entfernung des Tumorgewebes möglichst in einem Frühstadium besteht überhaupt eine Chance auf längerfristigen Therapieerfolg. Kahlert erklärt: „Um die Überlebenschance oder die Überlebensdauer mit verbesserter Lebensqualität zu erhöhen, wird eine selektivere und spezifischere Methode zur Früherkennung des Tumors bzw. des Therapieversagens dringend benötigt.“
Das Team von Kahlert sieht in der Etablierung von microRNA-Signaturen als Biomarker einen möglichen Ansatz. MicroRNAs sind kleinste Moleküle, die in Zellen- und in Körperflüssigkeiten wie Blut und Urin zu finden sind und als epigenetische Regulatoren eine wichtige Rolle bei der Tumorentstehung, Metastasierung und Therapieresistenz spielen. Bestimmte miRNA-Signaturen lassen sich mit bestimmten Zellaktivitäten in Verbindung bringen und das lange bevor sich erste Symptome einer Erkrankung zeigen. Kahlert erklärt: „In unserer Untersuchung haben wir mit Hilfe von Algorithmen des maschinellen Lernens Gewebeproben und Blutproben von 26 Patienten mit Pankreaskrebs analysiert und dabei vielversprechende Merkmalsvariablen für Serum-Biomarker zur Identifizierung von Bauchspeicheldrüsenkrebs gefunden.“
Die beschriebenen RNA-Sequenzen bieten laut Kahlert Hoffnung für die Entwicklung von verbesserten, minimal-invasiven Differentialdiagnostika (Tumor vs. Entzündung), zur schnellen Qualitätskontrolle der Vollständigkeit bei einer Tumorentfernung. Die Daten könnten auch einen Weg für die Entwicklung einer neuen Therapieoption für Patienten mit Pankreastumoren eröffnen. Ob sich die Wirksamkeit dieser Bluttestung bestätigen lässt, soll in einer größeren Studie mit einer zielgerichteten Quantifizierungsmethode weiter untersucht werden. In diesem Zusammenhang entwickelt die Forschungsgruppe derzeit in Kooperation mit dem Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg einen Chip zur Detektion von RNA-Sequenzen mit Hilfe der CRISPR/Cas13-Technologie. Ziel ist es, ein smartes Diagnoseinstrument für einen Schnellnachweis zu entwickeln und in Form eines Kartenlesegeräts auch für nicht spezialisierten Zentren und der ländlichen Versorgung bereitzustellen. Dieses Vorhaben wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Magdeburg. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
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