Immer mehr Menschen leiden hierzulande an Diabetes – Tendenz steigend. Was also tun? Forscher konnten jetzt zeigen, wie erfolgreich ein gutes Präventionsprogramm sein kann.
Ein Präventionsprogramm, das Empfehlungen zu Bewegung und Ernährung gibt und bei der Umsetzung unterstützt, kann Diabetes vorbeugen. Das konnten Wissenschaftler des Heidelberger Instituts für Global Health der Medizinischen Fakultät Heidelberg in Kooperation mit den Universitäten Göttingen, Stanford und Birmingham zeigen. In ihrer Studie untersuchten sie den Erfolg des Diabetes Präventionsprogramms in England, das dort bereits landesweit im Praxisalltag angekommen ist. Zielgruppe sind Menschen, die erhöhte Blutzuckerwerte, aber noch keinen Diabetes haben. Über 2.000.000 Personendaten flossen in die Studie ein. Die Ergebnisse sind jetzt in Nature erschienen.
„Das Präventionsprogramm könnte auch ein Vorbild für Deutschland sein, denn wir haben mit unserer Studie gezeigt, dass man Risikofaktoren für Diabetes im klinischen Alltag erfolgreich vorbeugen kann“, sagt Julia Lemp, Erstautorin der Studie und Doktorandin am Institut für Global Health am Universitätsklinikum Heidelberg. Das Wissenschaftler-Team hat untersucht, wie sich Langzeitblutzuckerwerte, Gewicht und Blutfette durch das Programm verändert haben. Die Routinedaten aus Arztpraxen werden in England systematisch erfasst und sind Wissenschaftlern zugänglich. Diese beinhalten neben Ergebnissen von u. a. Blutuntersuchungen auch Informationen darüber, ob die Person in das nationale Diabetes Präventionsprogramm eingeschlossen ist. „Anhand dieser Daten können Forschende Behandlungseffekte unter realen Bedingungen überprüfen“, erklärt Lemp.
„Das Besondere an unserer Studie sind die statistischen Methoden und Analysestrategien, die wir eingesetzt haben“, so Lemp. Je nach Analyse haben die Wissenschaftler jeweils rund 300.000 Datensätze der insgesamt über 2.000.000 Personendaten ausgewertet. Wer einen bestimmten Langzeitblutzuckerwert überschreitet, kann in das Programm aufgenommen werden. „Wir haben die Personen verglichen, die sich nah am Schwellenwert befanden, also entweder gerade in das Programm aufgenommen oder ausgeschlossen wurden. Hier ergibt sich eine zufällige Zuteilung, denn wer am Tag der Messung in der Praxis den Wert überschreitet oder knapp darunter liegt, entscheidet der Zufall“, erläutert Lemp. Es zeigt sich, dass das Programm den HbA1c-Wert, Body-Mass-Index, das Gewicht und die Blutfette positiv beeinflusste.
Das Präventionsprogramm erstreckt sich über einen Zeitraum von neun Monaten und ist als Gruppenintervention ausgelegt. Teilnehmer profitieren von Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung und lernen, wie sie sich selbst realistische Ziele setzen können.
Das englische Diabetes-Präventionsprogramm ist das Größte seiner Art. In Deutschland hingegen gibt es Schulungsprogramme für Personen, die bereits an Diabetes erkrankt sind, aber kein spezielles Präventionsprogramm für Menschen, deren Blutzuckerwerte auf ein erhöhtes Risiko, den sogenannten Prädiabetes, hindeuten.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
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