Das Pankreaskarzinom hat mit eine der schlechtesten Überlebensraten unter allen Entitäten und die Möglichkeiten effektiver zielgerichteter Therapien sind nach wie vor rar1,2 – aber langsam nimmt die Präzisionsmedizin auch hier an Fahrt auf. Das spiegelt sich jetzt ebenfalls in den Empfehlungen zur molekularen Diagnostik der im September 2023 aktualisierten ESMO-Leitlinie zur Diagnose, Behandlung und Nachsorge des Pankreaskarzinoms wider.
In der neuen Leitlinienversion wird eine generelle Testung der Risikogene BRCA und KRAS empfohlen. Dies hat auch eine therapeutische Relevanz: Bei Vorliegen von einer BRCA-Keimbahnmutation kann bei Patient:innen mit metastasiertem Pankreaskarzinom, die nach einer platinhaltigen Chemotherapie stabil sind oder angesprochen haben, ein Inhibitor der Poly(ADP-ribose)-Polymerase (PARP) eingesetzt werden. Neu ist ebenfalls, dass je nach Ergebnis der KRAS-Analyse weitere therapierbare Alterationen untersucht werden sollen.3
Mit ca. 90 % liegt bei den meisten Patient:innen mit Pankreaskarzinom eine KRAS-Mutation vor, während ca. 10 bis 15 % einen KRAS-Wildtyp (WT) zeigen. Dieses WT-Kollektiv ist besonders relevant für eine umfassende Tumordiagnostik, da sich hier vermehrt therapierbare Alterationen nachweisen lassen.2 Diese Erkenntnis wurde auch in der neuen ESMO-Leitlinie berücksichtigt.
Bei Patient:innen mit metastasiertem Pankreaskarzinom und KRAS-WT sollte zusätzlich:3
das Vorliegen einer Mikrosatelliteninstabiliät (MSI-high Status), von NTRK (neurotrophe Tyrosin-Rezeptor-Kinase)-Fusionen sowie anderen seltenen Fusionen analysiert werden.
Im Falle einer nachgewiesenen NTRK-Fusion wird empfohlen, einen TRK-Inhibitor zu verwenden. Hierbei stehen zwei verschiedene Präparate zur Auswahl, die beide eine tumoragnostische Zulassung besitzen.
Ein umfassendes Tumorprofiling, das die genannten therapierbaren Alterationen einschließt, kann z. B. mit den validierten Panel-Tests FoundationOne®CDx sowie FoundationOne®Liquid CDx des erfahrenen Anbieters Foundation Medicine ganz einfach durchgeführt werden.
Das Pankreaskarzinom ist nach wie vor eine Tumorentität, die Behandler:innen vor große Herausforderungen stellt und Expertise verlangt. Damit die Ergebnisse eines umfassenden Tumorprofilings auch richtig interpretiert werden und der Nachweis therapierbarer Alterationen in einer angemessenen Therapieentscheidung mündet, ist ein interdisziplinäres Tumorboard notwendig. Optimalerweise werden Fälle in einem molekularen Tumorboard diskutiert, die häufig in zertifizierten Pankreaszentren vorhanden sind.4
Sie wollen wissen, wo sich ein zertifiziertes Pankreaszentrum befindet?
→ Dies geht ganz einfach mit der OncoMap der deutschen Krebsgesellschaft
Mehr Hintergrundinformationen zu molekularen Tumoranalysen als Grundlage der Präzisionsmedizin bei gastroenterologischen Tumoren erfahren Sie im Experteninterview mit Prof. Dr. med. Arndt Vogel:
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Referenzen:
Krebs in Deutschland für 2017/2018, Gemeinsame Publikation des Zentrums für Krebsregisterdaten und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2021/krebs_in_deutschland_2021.pdf (abgerufen Oktober 2023).
Dorman K et al. Target Oncol 2023; 18: 257-267.
Conroy T et al. on behalf of the ESMO Guidelines Committee, Pancreatic cancer: ESMO Clinical Practice Guideline for diagnosis, treatment and follow-up. Annals Oncol. 2023; doi: https://doi.org/10.1016/j.annonc.2023.08.009.
Journal Onkologie, News, Medizin, Pankreaskarzinom: Krankenhauswahl entscheidet über Lebenserwartung. Verfügbar unter: https://www.journalonko.de/news/lesen/ueberlebensvorteile-behandlung-pankreaszentren (abgerufen Oktober 2023).