Vom 17. bis 19. September treffen sich Apotheker zum berufspolitischen Highlight des Jahres. Auf sie warten 78 Anträge. Darunter sind neue Ideen, um pharmazeutische Leistungen besser zu honorieren. Im Zentrum steht jedoch ein Thema: Das Perspektivpapier „Apotheke 2030“, besser bekannt als Leitbild.
Bald wird es ernst: Nachdem das Perspektivpapier „Apotheke 2030. Perspektiven zur pharmazeutischen Versorgung in Deutschland“ entstanden ist, will die ABDA in München Nägel mit Köpfen machen. Ihr Antrag lautet, eine Vision zu formulieren, aus der sich Strategien und Ziele ableiten lassen. Mit kontroversen Diskussionen ist zu rechnen – zuletzt hatte ein Grundsatzpapier zur Medikationsanalyse und zum Medikationsmanagement für Wirbel gesorgt. Inhaber müssen entsprechende Punkte umsetzen, und die Zertifikatsfortbildung der Bundesapothekerkammer könnte über Nacht verpflichtend werden.
Das nächste heiße Eisen: Lieferengpässe sind mittlerweile an der Tagesordnung. In einem Antrag kritisieren Kollegen des Berliner Apotheker-Vereins, dass Inhaber den Mehraufwand momentan alleine schultern. Ihr Vorschlag: Sollte eine Ersatzbeschaffung notwendig sein, gibt es 3,50 Euro als Aufwandsentschädigung. Das Geld selbst kommt von Krankenversicherungen, die ihrerseits Firmen zur Kasse bitten. Der Landesapothekerverband beziehungsweise die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, die Apothekerkammer Niedersachsen und die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt richten sich mit ihrer Botschaft an den Gesetzgeber. Sie fordern Verantwortliche auf, Gründe für Lieferengpässe zu untersuchen. Aus pharmazeutischer Sicht ist hier die steigende Spezialisierung vieler Hersteller zu nennen. Da Zulieferer außerhalb der EU gleich mehrere Firmen versorgen, hat ein Ausfall fatale Folgen für den Markt. Kammern und Verbände befürworten als kurzfristige Maßnahme verpflichtende Meldungen. Momentan veröffentlicht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zwar entsprechende Informationen – jedoch auf freiwilliger Basis. Langfristig bleibt als Wunsch, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Firmen ihre Wirkstoffe in Europa produzieren. Die Apothekerkammer Berlin und der Apothekerverband Nordrhein befassen sich auch mit Impfstoffen. Ihr Vorschlag lautet, allen Versicherten Vakzine gemäß Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu garantieren. Zu prüfen wäre, ob Institutionen wie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) selbst Impfstoffe produzieren könnten oder ob nationale Reserven sinnvoll seien, heißt es weiter.
Neben pharmazeutischen Fragen befassen sich mehrere Anträge mit der Vergütung. Standesvertreter erwarten eine regelmäßige Überprüfung ihrer Fixhonorare auf Basis von Betriebsprüfungen, um steigende Kosten auch adäquat zu berücksichtigen. Damit nicht genug: Fixhonorare sollten ebenfalls für Individualrezepturen gelten, und Rezepturzuschläge seien zu erhöhen, heißt es weiter. Beim Nacht- und Notdienstfonds scheiden sich die Geister am Zuschlag von 16 Cent. Apotheker halten höhere Abgaben für erforderlich, um den politisch zugesagten Wert von 120 Millionen Euro tatsächlich zu erreichen. Für 2013 waren zuletzt 20 Cent im Gespräch, schließlich nahm der Fonds erst zum August seine Arbeit auf. Unabhängig davon schreiben Vertreter des Hessischen Apothekerverbands, prozentuale Zuschläge seien von drei auf sechs Prozent anzupassen. Ein weiterer Antrag der ABDA zusammen mit Apothekerkammern und -verbänden sieht vor, Nullretaxationen zu unterbinden. Dazu sind Anpassungen am V. Sozialgesetzbuch erforderlich. Eine Idee: Apotheker erhalten zumindest den Einkaufspreis eines Medikaments.
Neben Rx-Präparaten stehen auch OTCs im Mittelpunkt des Interesses. Hersteller arbeiten häufig mit On-Pack-Promotions, sprich kostenlosen Beigaben, um Kunden zu ködern. Heilberuflern gefällt das nicht. Jetzt versuchen der Apothekerverband Nordrhein und der Landesapothekerverband Baden-Württemberg, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Ihr Ziel ist, alle kleinen Geschenke ohne anwendungs- oder applikationsunterstützende Funktionalität zu verbieten. Bei falschen Kaufanreizen kommen Apothekern noch Dumpingpreise in den Sinn. Hierzu hat die Apothekerkammer Nordrhein einen Antrag verfasst. Kollegen raten, OTCs der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) zu unterstellen – wie zu früheren Zeiten.
Viele Ideen, doch was geschieht nach dem Apothekertag? Zuletzt hatten Vertreter aller sechs ostdeutschen Apothekerkammern den Umgang mit Anträgen kritisiert. Dass ein Großteil aller Themen in Ausschüssen versandet, ist nichts Neues. Jetzt schlägt Thüringen erneut in diese Kerbe: Kollegen der Landesapothekerkammer fordern eine zentrale Datenbank, damit sich Antragsteller regelmäßig über den Bearbeitungsstand informieren können. Falls Vorschläge in Ausschüssen landen, müssten Antragsteller zu Sitzungen eingeladen werden, heißt es weiter. Apotheker rücken von ihrem Ziel, den DAT transparenter zu machen, nicht ab.