Opioide einnehmen, um sich schmerzfrei zu prügeln, die Haare fallen aus, weil man das Baby stillt und Cola und Salzstangen helfen gegen Durchfall – was stimmt wirklich?
Tilidin ist das stärkste der schwach wirksamen Opioide. Man setzt es hauptsächlich gegen Schmerzen ein. Tilidin wird entweder in Form von Tropfen oder Retardtabletten und -kapseln eingesetzt. Während die Tropfen nur mit einem BtM-Rezept zu bekommen sind, bekommt man die beiden anderen Arzneiformen mit einem normalen Rezept.
Es gibt kein Arzneimittel, das öfter auf gefälschten Rezepten steht, als Tilidin. Vor ein paar Jahren bekam ich so viele gefälschte Tilidin-Rezepte, dass ich schon am Verhalten der Typen erkennen konnte, was für ein Rezept sie mir gleich in die Hand drücken werden. Ganz besonders beliebt waren die Tropfen. Das lag daran, dass diese nicht wie die Tabletten oder die Kapseln retardiert sind und somit schneller anfluten. Aufgrund des Missbrauchs wurden die Tilidintropfen ab dem 1. Januar 2013 der BtM-Pflicht unterstellt. Man brauchte dann folglich ein BtM-Rezept. Seit 2013 hatte ich also kein gefälschtes Rezept mehr über Tilidintropfen – dafür jetzt aber über die retardierten Kapseln.
Die Typen mit den gefälschten Tilidin-Rezepten nehmen es vermutlich auch gar nicht selbst ein, sondern dealen damit. Missbräuchlich wird es wohl dafür eingenommen, um sich schmerzfreier prügeln zu können. Sie fühlen sich durch das Tilidin enthemmt, euphorisiert, angstfrei und risikobereiter. Es ist nicht eindeutig geklärt, ob durch Tilidin die Gewaltbereitschaft steigt, oder ob es ohnehin eher von gewaltbereiten Männern eingenommen wird.
Dass nach der Schwangerschaft vermehrt die Haare ausfallen, ist nichts Ungewöhnliches. Der Körper einer Frau produziert während der Schwangerschaft erstmal vermehrt Östrogene. Das hat zur Folge, dass sich mehr Haare gleichzeitig in der Wachstumsphase befinden. Das Haar wirkt voller. Etwa zwei Monate nach der Entbindung fällt der Östrogenspiegel dann wieder ab, wodurch dann mehr Haare in die Ruhephase übergehen. Die Haare in der Ruhephase fallen dann leichter aus. Das hat nichts mit dem Stillen des Babys zu tun.
Die Haare durchlaufen drei Phasen:
Es befinden sich ca. 85 Prozent der Haare gleichzeitig in der zwei bis sechs Jahre andauernden Wachstumsphase. Während dieser Zeit wächst ein Haar täglich zwischen 0,3 und 0,5 Millimeter. Das sind rund 15 Zentimeter pro Jahr. Auf die Wachstumsphase folgt die ein bis zwei Wochen dauernde Übergangsphase. In der Übergangsphase wächst das Haar nicht weiter. Es trennt sich von seiner Haarwurzel ab. Auf diese Weise kann es folglich nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden und wird nach und nach aus der Haut geschoben. Der Zyklus endet mit der ca. dreimonatigen Ruhephase. Ist diese abgeschlossen, beginnt ein neues Haar zu wachsen. Dabei wird das alte verdrängt. Es fällt aus.
Man hat Durchfall, wenn man mehr als drei Stuhlgänge am Tag hat und der Stuhl breiig oder dünnflüssig ist und einen Wassergehalt von 75 Prozent oder mehr aufweist. Die Masse des Stuhls muss zusätzlich noch mindestens 250 Gramm betragen. Häufig möchten die Menschen den Durchfall mit Cola und Salzstangen behandeln – das ist nicht zu empfehlen.
Cola enthält viel zu viel Zucker und Zucker zieht Wasser in den Darm. Der Wasserverlust wird also sogar noch größer. Die Elektrolyte, die man verliert, kann man mit den Salzstangen nur bedingt ausgleichen. Speisesalz besteht aus Natriumchlorid. Das ist schon mal gut, um den Natriumverlust auszugleichen, aber man benötigt auch Kalium bei Durchfall – und Kalium wird durch das Koffein der Cola sogar vermehrt ausgeschieden. Besser wäre es, sich eine Elektrolytlösung zum Ausgleich des Elektrolytverlustes herzustellen und den Durchfall zum Beispiel mit Loperamid oder Racecadotril zu stoppen.
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