Ein gesunder Darm ist bei Erwachsenen mehrere Meter lang und leistet Enormes bei der Verdauung und Aufnahme von Nahrung. Fehlen jedoch wesentliche Teile des Darms in Folge einer Resektion, kann die Resorption von Nährstoffen, Flüssigkeiten und Elektrolyten gestört sein. Wenn sich Beschwerden manifestieren, die auf einer solchen Verkürzung des Darms beruhen, spricht man vom Kurzdarmsyndrom (KDS). In Folge dieser Malabsorption kommt es meist zu einer Abhängigkeit von parenteralem Support (parenterale Ernährung, Versorgung mit Elektrolytflüssigkeit oder Kombination aus beidem).
Für die Auswahl der richtigen Therapieoption beim chronischen Darmversagen bei Erwachsenen stehen seit 2016 die entsprechenden Leitlinien der European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN) zur Verfügung.1 In den letzten Jahren hat sich jedoch auf diesem Gebiet sehr viel getan hat. Das machen allein über 3.600 veröffentlichte Publikationen zwischen 2016 und 2021 deutlich. Daher wurde im Herbst 2023, erstmalig seit 2016, ein neues ESPEN Leitlinienupdate, welches die aktuellen Erkenntnisse und Daten berücksichtigt, herausgegeben.2
Die enthaltenen 149 Empfehlungen und 16 Statements wurden unter anderem gemäß den SIGN-Kriterien (Scottish Intercollegiate Guidelines Network) ausgearbeitet. Hierbei werden die Aussagen nach verschiedenen Evidenz-Graden eingeteilt. Die Werte liegen dabei zwischen 4 (Expertenmeinung) und 1++ (Qualitativ hochwertige Metaanalysen, systematische Reviews randomisierter kontrollierter Studien (RCT) oder RCTs mit sehr geringem Risiko der Verzerrung). Beteiligt an der Formulierung und Beurteilung der Leitlinienempfehlungen waren unter anderem Ärzt*innen aus unterschiedlichen Bereichen der Gastroenterologie, Chirurgie, Endokrinologie oder Anästhesie.2
Viele neue und praxisnahe Inhalte zum Management von chronischem Darmversagen wurden integriert - darunter aktuelle Informationen zu den Ursachen, möglichen Auslösern oder den verschiedenen Grunderkrankungen. Separate Kapitel gibt es nun zu den Bereichen2:
Auch das Kurzdarmsyndrom wird ausführlich als einer der möglichen Auslöser für ein Darmversagen behandelt. In dem entsprechenden Leitlinienabschnitt finden Sie aktuelle KDS-Definitionen, Kriterien für die angemessene enterale und allgemeine Ernährung, Medikamentenempfehlungen oder Operationsmöglichkeiten, alternativ zur Transplantation.2
Es braucht weiterhin komplexe Therapien sowie multidisziplinäre und multiprofessionelle Behandlungen mit viel Erfahrung für eine adäquate medizinische Versorgung des chronischen Darmversagens bei Erwachsenen.2
Die aktualisierte Leitlinie finden Sie hier:
→ Zur ESPEN-Leitlinie 2023
EXA/DE/REV/0164