Nach einem Aneurysma kippt ein Mann vom Klo. Überall ist Blut. Der Mann ist tot, Notarzt und Bestatter kommen und gehen – doch die Sauerei im Bad bleibt, nebst Handschuhen vom Arzt. Soll die Witwe jetzt putzen?
Falls dieser Text nur einem künftig Betroffenen hilft, hat er seinen Zweck erfüllt. Denn die hier beschriebenen Erfahrungen wünscht man niemandem. Zur Einordnung: Ich selbst bin Veterinärmediziner und persönlich immer noch geschockt und fast wütend, dass solche Dinge so stattfinden – denn so selten können derartige Fälle eigentlich nicht sein. Wie sonst erklärt es sich, dass allein zwei davon in jüngster Vergangenheit in meinem Umfeld passiert sind. Aber nun von vorne.
Ein Diabetiker stürzt in seiner Wohnung und zertrümmert sich aufs Übelste den Knöchel – eine offene Fraktur, überall Blut. Er ruft sich mit dem Handy Hilfe. Der junge Mann lebt allein. Er verbringt dann viel Zeit im Krankenhaus, mit einigen chirurgischen Eingriffen und Heilungsschwierigkeiten. Er kommt irgendwann in die Wohnung zurück und muss feststellen, dass es nicht einfach ist, nach mehreren Monaten sein eigenes Blut vom Parkett zu kratzen, zumal die gängige Putzkraft darauf so gar keine Lust hat.
Ein Mann mittleren Alters stirbt auf der Toilette – laut Notarzt ist ihm ein Aneurysma im Kopf geplatzt. Er kippt vom Klo und es gibt ordentliche Mengen Blut, die denjenigen, der den Toten schließlich fand, bereits außerhalb des Raums auf dem Boden begrüßt hatten.
Jetzt läuft alles ganz wunderbar: Es gibt einen Notarzt, ein Bestattungsinstitut, sogar ein Kriseninterventionsteam, das die Familie des Toten unterstützt. Man könnte meinen, es sei alles gut durchdacht – wie ein roter Faden für die Hinterbliebenen zum Entlanghangeln. Mitnichten. Wer hat sich in die Situation reingedacht? Wer weiß, was fehlt?
Klartext: Die Leiche ist abgeholt, das Krisenteam hat um sechs Uhr abends Feierabend, der Pfarrer geht auch. Die Sauerei im Bad bleibt – nebst Handschuhen, vom Notarzt auf den Boden geworfen. Es ist unzumutbar, dass eine Familie sich selbst allein darum kümmert. Eigentlich bräuchte es dafür so was wie Tatortreiniger. Die Familie des Verstorbenen will und kann das Bad so nicht betreten, geschweige denn benutzen. Sie haben Telefonnummern für psychologische Betreuung aller Art, aber keine Nummer von einem abgebrühten Reinigungsdienst erhalten. Warum?
Niemand muss so was umsonst tun, das ist klar, aber es wurde von den Spezialisten die Tatsache, dass das Bad unbetretbar ist, einfach vergessen oder übergangen. Dafür gab es keine Hilfe, nicht mal einen Lösungsvorschlag. Das Kriseninterventionsteam sagt im Nachhinein, sie dürften keine Reinigungsfirmen vorschlagen oder bestellen. Warum nicht?
Man würde meinen, das ist auch wichtig. Es spart längerfristig viel Leid und Geld in der psychologischen Betreuung, wenn man jemanden, der völlig daneben ist, weil er Fußleisten abgeschraubt hat, unter die das Blut seines Schwagers gelaufen ist, nicht wieder hinkriegen muss. Es ist schlimm genug, wenn ein Mensch plötzlich stirbt, aber sich alleingelassen mit dieser sehr greifbaren Problematik zu fühlen, ist würdelos.
Es würde mich interessieren, ob das tatsächlich Usus ist. Gibt es hier wirklich keine einheitliche Regelung? Falls nein, geht das natürlich gar nicht. Falls ja, muss unsere Region dringend aufholen und nachbessern.
Der Autor dieses Textes ist der Redaktion bekannt, möchte aber anonym bleiben.
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