PTBS kann auch bei Erwachsenen mittels Psychotherapie behandelt werden. Aber klappt das auch bei multipler Traumatisierung? Lest hier mehr.
Psychotherapie ist auch bei Erwachsenen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) nach multipler Traumatisierung eine wirksame Behandlungsmethode. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Forschergruppe unter Leitung der Psychologen Dr. Thole Hoppen und Prof. Nexhmedin Morina von der Arbeitseinheit Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Münster.
Die Effektivität von psychotherapeutischen Interventionen für die PTBS im Erwachsenenalter ist in diversen Studien gut belegt. Bisher war jedoch noch nicht untersucht worden, ob die Wirksamkeit einer psychotherapeutischen Behandlung unterschiedlich ausfällt, je nachdem ob die Störung auf ein einzelnes Ereignis wie beispielsweise einen Verkehrsunfall oder auf eine Mehrfachtraumatisierung zurückzuführen ist, wie etwa auf Kriegs-, oder wiederholte Missbrauchserlebnisse. Die Metastudie auf der Basis von rund 10.600 Patientendaten wurde jetzt in der Fachzeitschrift Lancet Psychiatry veröffentlicht.
Für die Studie wertete das Forscherteam insgesamt 137 Fachartikel der letzten vier Jahrzehnte zur Behandlung von PTBS bei Erwachsenen aus. „Die Daten zeigen, dass mehrere Psychotherapieverfahren bei Mehrfachtraumatisierten hochwirksam sind, ähnlich hoch wie bei Einzeltraumatisierten“, erläutert Morina. Der Effekt war bisher nur für Kinder und Jugendliche berichtet worden, bestätigt sich nun aber auch bei der Behandlung von Erwachsenen. Dies sei eine „ermutigende Nachricht“ für Betroffene und Therapeuten.
Weltweit leiden etwa vier Prozent aller Menschen an PTBS als Folge von traumatisierenden Ereignissen. Symptome können Schwierigkeiten mit ungewolltem Wiedererleben traumatischer Erinnerungen, Vermeidungsverhalten oder Schwierigkeiten in der Emotionsregulierung sein. Die neuen Befunde haben Auswirkungen auf die psychotherapeutische Praxis, die Ausbildung von Psychotherapeuten sowie weitere Berufsgruppen im Gesundheitssektor. „Unsere Daten können dazu beitragen, Behandlungsbarrieren gegenüber Menschen mit Mehrfachtraumatisierung abzubauen“, betont Hoppen.
„Zu der Scheu der Betroffenen, über ihre traumatischen Erfahrungen zu sprechen, kommt eine Zurückhaltung mancher Psychotherapeuten, diese Erlebnisse in der Therapie zur Sprache zur bringen. Dabei ist insbesondere die traumafokussierte Verhaltenstherapie, in der die traumatisierenden Erlebnisse nachträglich verarbeitet werden, laut unseren Auswertungen sehr wirksam.“ Sie gilt daher in nationalen wie internationalen Behandlungsrichtlinien als Behandlungsmethode erster Wahl. Für die künftige Forschung seien mehr Langzeit-Daten nötig, um die Langzeitwirksamkeit genauer erfassen zu können.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Münster. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Virginia Marinova, Unsplash