Ein 11-jähriger Junge verliert seit einigen Monaten kontinuierlich an Sehkraft. Die Eltern geben an, er leide an Neurodermitis und zahlreichen Lebensmittelallergien. Um die damit verbundenen Symptome zu lindern, greifen sie zu drastischen Maßnahmen.
Beim Kinderarzt stellen die Eltern ihren 11-jährigen Sohn vor, weil er seit acht Monaten kontinuierlich an Sehkraft verliert. Er klagt zudem über Nachtblindheit, Lichtempfindlichkeit und trockene Augen. Bei der Untersuchung stellen sie fest, dass seine Sehkraft inzwischen stark eingeschränkt ist: Handbewegungen nimmt der Junge erst bei einer Entfernung unter 30 cm wahr. Auf der Bindehaut sind trockene, schaumige Stellen, sogenannte Bitot-Flecken sichtbar und die Hornhaut weist getrübte Bereiche auf. Kopfschmerzen oder Fieber habe der Junge nicht. Auch äußere Verletzungen an den Augen können die Ärzte auschließen.
Ein Hinweis auf die Ursache findet sich im Gespräch mit den Eltern. Sie erklären, ihr Junge leide an Neurodermitis und zahlreichen Lebensmittelallergien. Aufgrund der vielen Neurodermitis-Auslöser beschränkten die Eltern die Ernährung ihres Sohnes auf wenige Nahrungsmittel. Er aß daher seit Monaten nichts anderes als Kartoffeln, Schweine- und Lammfleisch, Äpfel, Gurken und einer bestimmte Sorte Frühstücksflocken. Daraufhin haben die Ärzte einen Verdacht. Sie bestimmen den Vitamin-A-Spiegel im Blut und werden fündig. Dieser liegt bei 14,33µg/dl, während der Normwert 25.79 - 48.71µg/dl beträgt.
Vitamin A-Mangel ist die häufigste Ursache vermeidbarer Erblindungen bei Kindern. Weitere Folgen sind Wachstumsretardierung und eine relative Schwächung des Immunsystem. Der junge Patient erhält große Mengen Vitamin A und bereits sechs Wochen später ist eine deutliche Verbesserung der Symptomatik zu verzeichnen. Sehschwäche, die durch Vitaminmangel verursacht wird, ist reversibel. Daher mahnen die Ärzte in ihrem Bericht, bei Augentrockenheit und Visusverlust stets auch einen möglichen Vitaminmangel in Betracht zu ziehen.