Eine neuartige Herz-Lungen-Maschine verdoppelt die Überlebenschance bei Herzstillstand, medizinisches Cannabis bringt Herzen aus dem Takt und müssen Patienten bei Herzkatheteruntersuchung immer nüchtern sein? Diese Themen gibt’s im Kardio-Überblick.
Einen plötzlichen Herzstillstand überlebt gerade einmal jeder Zehnte, wenn er außerhalb der Klinik passiert. Oft bleiben bei Überlebenden schwere neurologische Schäden zurück. Eine neuartige Behandlungsmethode könnte mehr als dreimal so viele Menschen retten. Das zeigen jetzt Forscher des Uniklinikums Freiburg in einer Studie, die im Journal of Clinical Medicine erschienen ist. Das neue Verfahren nennt sich Controlled Automated Reperfusion of the whoLe Body – kurz CARL.
Bei der herkömmlichen Reanimation überleben nur 6–26 % der Patienten einen Herzstillstand. In der Studie, an der CARL bei 69 Patienten im Alter von 21 bis 86 Jahren eingesetzt wurde, zeigte sich dahingegen eine Gesamtüberlebensrate von 42,0 %. Bei 79,3 % der Überlebenden stellten die Mediziner zudem ein günstiges neurologisches Ergebnis nach 90 Tagen fest. Bei einem innerklinischen Herzstillstand war die Überlebensrate mit 51,7 % besonders hoch. Patienten mit außerklinischem Herzstillstand wiesen eine Überlebensrate von 35 % auf. Wurde die Therapie aber bereits außerhalb des Krankenhauses begonnen, überlebten sogar 57,1 % der Betroffenen.
Das Besondere an der neuartigen Herz-Lungen-Maschine ist, dass sie lebenswichtige Parameter selbstständig moduliert. Eine Doppelpumpensteuerung ermöglicht den notwendigen hohen pulsatilen Blutfluss und realisiert einen hohen Blutdruck. Zusätzlich lässt sich über eine mobile Kühleinheit der Körper der Patienten schnell und sicher herunterkühlen.
Bisher gab es zehn Minuten nach einem Herzstillstand kaum noch Hoffnung auf Überleben. „Mit dem von uns entwickelten Verfahren weiten wir die Zeitspanne deutlich aus und verbessern die Genesung der Betroffenen“, sagt Erstautor der Studie Prof. Georg Trummer, Oberarzt an der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. In ersten Einsätzen des neuen Verfahrens überlebten Personen mit einer Dauer des Herzstillstands von über 60 Minuten ohne bleibende Schädigung des Gehirns.
Patienten, die sich einer Herzkatheteruntersuchung unterziehen, dürfen in der Regel vor dem Eingriff nichts essen. Aber muss das wirklich sein? Eine neue Studie hat das jetzt bei 197 erwachsenen Patienten untersucht, die sich einer elektiven Herzkatheteruntersuchung mit bewusster Sedierung und Analgesie unterzogen haben. Die Studie ist im American Journal of Critical Care erschienen.
Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugeteilt, wobei 100 Patienten bis zum geplanten Eingriff eine bestimmte Diät mit fett-, cholesterin-, natrium- und säurearmer fester Nahrung zu sich nehmen durften. Die 97 Patienten in der Fastengruppe durften von Mitternacht bis zum Eingriff nichts zu sich nehmen, außer einem Schluck Wasser mit Medikamenten, was der Standardpraxis des Krankenhauses entsprach.
Offenbar stellte es kein Sicherheitsrisiko dar, wenn Patienten vor einer Herzkatheteruntersuchung ein gesundes Essen zu sich nahmen. Bei keinem der Patienten in beiden Gruppen kam es nach dem Eingriff zu einer Lungenentzündung, Aspiration, Intubation oder Hypoglykämie. Müdigkeit, Blutzuckerspiegel und gastrointestinale Probleme und die Menge an Blutverdünnern unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen. Aber: In der Mahlzeit-Gruppe waren die Patienten deutlich zufriedener und hatten weniger Hunger und Durst. Die Klinik, an der die Studie durchgeführt wurde, hat daraufhin seine Protokolle für stationäre und ambulante kardiologische Eingriffe dahingehend aktualisiert, dass Patienten vor der Sedierung essen dürfen.
Den Freizeitkonsum von Cannabis konnten Studien bereits mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung bringen – aber wie sieht’s mit medizinischem Cannabis aus? Um diese Frage beantworten zu können, haben dänische Forscher die Daten von fast 5.400 Patienten analysiert, die Cannabis gegen chronische Schmerzen verschrieben bekommen haben. Dazu gehörten Menschen mit Schmerzen in Muskeln, Gelenken oder Knochen, Krebspatienten und Menschen mit Neuropathien. Die Forscher verglichen diese Gruppe mit rund 26.000 Patienten, die ebenfalls unter chronischen Schmerzen litten, aber kein Cannabis erhielten. Die Studie ist im European Heart Journal erschienen.
Wie sich herausstellte, wurde bei 0,8 % der Cannabis-Konsumenten innerhalb von 180 Tagen eine Herzrhythmusstörung diagnostiziert, die eine Überwachung und möglicherweise eine Behandlung erforderte. Bei Patienten mit chronischen Schmerzen, die kein Cannabis konsumierten, waren es nur halb so viel, nämlich 0,4 %. Keinen Zusammenhang konnten die Forscher zwischen der Einnahme von medizinischem Cannabis und dem Risiko eines Herzinfarkts, einer instabilen Angina pectoris, einem Schlaganfall oder Herzversagen finden.
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