Immer mehr Patienten greifen zu alkalischem Wasser, um Harnsteinen vorzubeugen. Forscher haben nun untersucht, was an dem Trend dran ist. Lest hier, was ihr euren Patienten raten solltet.
Wasser in Flaschen, das als „alkalisches Wasser“ vermarktet wird, ist wahrscheinlich keine wirksame Alternative zur Vorbeugung von wiederkehrenden Harnsteinen. Dies geht aus einer Studie hervor, die in The Journal of Urology veröffentlicht wurde. „Alkalische Wasserprodukte haben zwar einen höheren pH-Wert als normales Wasser, weisen aber einen vernachlässigbaren Alkaligehalt auf – was darauf hindeutet, dass sie den pH-Wert des Urins nicht so weit anheben können, dass sie die Entwicklung von Nieren- und anderen Harnsteinen beeinflussen“, kommentiert der Hauptautor Dr. Roshan M. Patel, von der University of California, Irvine.
Alkalisches Wasser, manchmal auch als Wasser mit hohem pH-Wert bezeichnet, ist eine zunehmend beliebte Kategorie von abgefülltem Wasser. Im Vergleich zu Leitungswasser mit einem typischen pH-Wert von etwa 7,5 wird alkalisches Wasser so hergestellt, dass es einen höheren (alkalischeren) pH-Wert aufweist – im Bereich von 8 bis 10. Der Verbrauch und der Verkauf von alkalischem Wasser haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Befürworter machen verschiedene gesundheitliche Vorteile geltend, darunter eine verbesserte Flüssigkeitszufuhr und einen höheren pH-Wert im Urin. Die Anhebung des pH-Werts ist eine wichtige Strategie zur Verhinderung der Bildung bestimmter Arten von Harnsteinen (Harnsäure oder Zystin) bei Patienten mit bereits vorhandenen Steinen.
Kaliumcitrat-Tabletten werden häufig verschrieben, um wiederkehrenden Steinen vorzubeugen. Viele Patienten halten sich jedoch nicht an die empfohlene Behandlung, was oft damit zusammenhängt, dass sie mehrmals am Tag große Tabletten einnehmen müssen. Wenn alkalisches Wasser den pH-Wert im Urin anheben könnte, wäre es eine attraktive Alternative zur Steinprävention. Um das Potenzial von Wasser mit hohem pH-Wert zur Vorbeugung von Harnsteinen zu bewerten, hat das Team von Patel den pH-Wert von fünf im Handel erhältlichen alkalischen Wasserprodukten gemessen. Außerdem untersuchten sie veröffentlichte Daten zu anderen Getränken und rezeptfreien Produkten, die den pH-Wert im Urin erhöhen können.
Die fünf in der Studie getesteten Marken wiesen einen ähnlichen pH-Wert auf, der in einem engen Bereich um 10 lag. Ein Produkt enthielt eine kleine Menge Citrat, die nicht auf dem Produktetikett angegeben war. Ansonsten enthielten die getesteten alkalischen Wässer keine organischen Anionen, die vom Körper in Alkali umgewandelt werden können – wie es bei Kaliumcitrat-Tabletten der Fall ist. Bei einem pH-Wert von 10 hätten die getesteten Produkte einen Alkaligehalt von nur 0,1 Milliäquivalent pro Liter (mEq/L). Das ist eine „triviale“ Konzentration im Vergleich zur typischen metabolischen Säureproduktion des Körpers von 40 bis 100 mEq/L pro Tag, so die Autoren.
Im Gegensatz dazu haben einige andere im Handel erhältliche Produkte das Potenzial, den pH-Wert zu erhöhen – insbesondere Orangensaft mit einem Alkaligehalt von bis zu 15 mEq/L. Orangensaft hat auch die niedrigsten geschätzten Kosten, um die Zielalkalikonzentration von 30 mEq pro Tag zu erreichen. Backnatron gehörte zu den wirksamsten und kostengünstigsten Alternativen, auch wenn es wegen des Natriumgehalts Bedenken gibt. Neuere, in Wasser auflösbare Produkte scheinen ebenfalls nützliche und erschwingliche Optionen zu sein. Der Artikel enthält eine grafische Tabelle, in der der Alkaligehalt verschiedener Produkte und ihre Kosten für das Erreichen der Zielalkalikonzentration verglichen werden.
„Unsere Ergebnisse können bei der Auswahl anderer Behandlungen, einschließlich Getränken und rezeptfreien Produkten, zur Vorbeugung wiederkehrender Harnsteine hilfreich sein“, fügt Patel hinzu. Die Forscher weisen auf die Grenzen ihrer Laborstudie hin und betonen die Notwendigkeit klinischer Studien zu den Optionen zur Erhöhung des pH-Werts im Urin.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung von Wolters Kluwer Health. Die Originalstudie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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