Mit dem Berdazimer-Gel wurde in den USA jetzt ein neuer Therapieansatz bei Dellwarzen zugelassen. Das Gel kann von Betroffenen direkt zuhause angewendet werden. Dabei kann aber einiges schief gehen.
Das pharmazeutische Personal in der öffentlichen Apotheke berät immer wieder ihre Kunden zum Thema Dellwarzen. Die stecknadelkopfgroßen Hautknötchen, verursacht durch das Molluscum-contagiosum-Virus, sind, besonders bei Kindern, ein häufiges dermatologisches Problem und können ansteckend sein. Schätzungsweise sind zwischen fünf und zwölf Prozent der Kinder von Dellwarzen betroffen, während sich junge Erwachsene oft durch sexuellen Kontakt infizieren.
Die Behandlung kann – je nach gewählter Therapie – durchaus schmerzhaft sein. Dellwarzen an sich sind zwar im Grunde genommen nicht gefährlich, aber dennoch häufig eine psychische Belastung für die Betroffenen. Daher ist die Freude groß, dass mit der Zulassung des neuen Berdazimer-Gels Zelsuvmi® in den USA vielversprechende Therapieansätze in Sicht sind.
Hierzulande stehen bislang verschiedene Therapien zur Verfügung. Die Wahl der Methode hängt von der Anzahl der Läsionen, ihrer Lokalisation, dem Alter des Patienten und anderen individuellen Faktoren ab. Bei einem abwartenden Vorgehen (Watchful Waiting) verschwinden die Warzen oft im Laufe weniger Monate von selbst. Medikamentöse Ansätze – wie die Anwendung von Salicyl-, Milch- oder Monochloressigsäure – können keratolytisch wirken und zur Entfernung der Läsionen beitragen. Auch physikalische Therapien wie die Kryotherapie oder die Abtragung mittels Laser sind mögliche Optionen. In einigen Fällen, insbesondere bei hartnäckigen Dellwarzen, können auch chirurgische Eingriffe erforderlich sein, bei denen Dermatologen die Läsionen durch Kürettage oder andere Verfahren entfernen.
Da grundsätzlich die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sich die Dellwarzen-Viren in normalen Alltagssituationen auf andere Personen übertragen, können Betroffene zwar meistens ihren täglichen Verpflichtungen wie Arbeit, Schule und Hobbies nachgehen, doch wir weisen in der Apotheke auf wichtige Verhaltensmaßnahmen hin, die dabei beachtet werden sollten. Es ist ratsam, Dellwarzen weder auszudrücken, zu quetschen oder aufzukratzen, da dies nicht nur den Heilungsprozess beeinträchtigt, sondern auch dazu führen kann, dass infektiöses Sekret austritt und sich auf andere Körperregionen ausbreitet.
Hautstellen mit Dellwarzen sollten nach Möglichkeit mit Kleidung bedeckt werden, insbesondere bei Sportarten mit Körperkontakt oder beim Schwimmen. In solchen Fällen kann die Verwendung eines wasserdichten Pflasters hilfreich sein. Falls es nicht möglich ist, die betroffene Stelle zu bedecken, wird empfohlen, auf den Sport zu verzichten, bis die Infektion vollständig ausgeheilt ist. Es ist außerdem wichtig, bestimmte Gegenstände wie Spielsachen, Handtücher oder Kleidung nicht gemeinsam zu nutzen und beim Geschlechtsverkehr stets ein Kondom zu verwenden. Obwohl dies keinen vollständigen Schutz bietet, kann es das Risiko einer Ansteckung reduzieren.
Eine Herausforderung für Therapeuten in Deutschland besteht darin, dass es noch keine spezifische Leitlinie für die Behandlung von Molluscum contagiosum gibt. Daher trifft die Entscheidung für eine bestimmte Therapie der entsprechende Hautarzt meist aus seinem Erfahrungsschatz heraus, indem er die Evidenzlage im Blick behält. Während das abwartende Vorgehen in vielen Fällen angemessen ist, ist eine frühzeitige Behandlung vor allem bei immungeschwächten Personen besonders wichtig, um schwerwiegendere Verläufe zu verhindern. Dabei sind medikamentöse Ansätze mit einer Podophyllotoxinlösung, die bei der ersten Anwendung nur unter Aufsicht von Fachpersonal verwendet werden darf, oder auch die Anwendung von Medizinprodukten wie einer Kaliumhydroxidlösung verbreitet.
Die jüngste Zulassung des Berdazimer-Gels in den USA markiert vermutlich einen bedeutenden Fortschritt in der Dellwarzen-Therapie. Dieses verschreibungspflichtige Medikament des kalifornischen Pharmaunternehmens Ligand Pharmaceuticals setzt auf 10,3%iges Berdazimer-Gel, das als Stickstoffmonoxid-freisetzendes Agens wirkt. Die genaue Wirkweise ist zwar bislang noch nicht vollständig geklärt, aber klinische Studien mit 1.598 Probanden zeigten eine signifikante Reduktion der Mollusken bei zufriedenstellender Verträglichkeit. Stickstoffmonoxid wirkt als kurzlebiger Immunmodulator und Breitspektrum-Antibiotikum. Die Behandlung war insgesamt gut verträglich, als häufigste Nebenwirkung wurden Reaktionen an der Applikationsstelle (z. B. Schmerzen und Rötungen), meist leicht oder mittelschwer, genannt. Die Abbruchraten aufgrund dieser unerwünschten Ereignisse waren niedrig (≤ 2 %).
Zelsuvmi® kann bereits ab der ersten Anwendung ohne ärztliche Aufsicht zuhause angewendet werden. Diese Flexibilität in der Anwendung und die Tatsache, dass es sowohl Erwachsenen als auch Kindern ab einem Jahr verschrieben werden kann, machen es zu einer vielversprechenden Option und nehmen den Patienten auch etwas die Angst. Die Anwendung ist aber nicht ganz unkompliziert und muss den Patienten genauer erklärt werden. So enthält die Packung eine Dosierhilfe und zwei unterschiedliche Tuben – eine mit einem berdazimerhaltigen Gel und eine mit einem Hydrogel. Die Gele in Tube A und Tube B müssen gemäß den Anweisungen auf der Dosierhilfe für 20 Sekunden unmittelbar vor der Anwendung auf den Dellwarzen gemischt werden. Die Anwendung erfolgt einmal täglich und erstreckt sich über einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen. Es ist zu beachten, dass Zelsuvmi® nicht in der Nähe von Augen, Mund, Vagina oder auf Hautstellen angewendet werden sollte, die nicht von Dellwarzen befallen ist.
Ligand Pharmaceuticals plant die Einführung von Zelsuvmi® auf dem US-amerikanischen Markt in der zweiten Hälfte des Jahres 2024. Es bleibt abzuwarten, wie diese Entwicklung international wahrgenommen wird. Die Hoffnung ist groß, dass Zelsuvmi® nicht nur eine effektive, sondern auch gut verträgliche Option für Patienten darstellt. Die kontinuierliche Entwicklung neuer Therapieansätze gibt jedenfalls Anlass zur Hoffnung auf eine verbesserte Lebensqualität für Betroffene. Wir dürfen gespannt abwarten, ob es vielleicht bald den Sprung zu uns nach Deutschland macht.
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