Jeder Dritte kämpft im Laufe seines Lebens mit Schlaflosigkeit. Schlafhygiene und Entspannungsverfahren sind oft kontraproduktiv. Kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen?
Eine Kombination aus kognitiven und verhaltenstherapeutischen Strategien, die idealerweise von einem Therapeuten persönlich vermittelt werden, maximiert den Nutzen der kognitiven Verhaltenstherapie bei Schlaflosigkeit (CBT-I), so eine neue Studie.
Durch die Analyse von 241 Studien, an denen über 30.000 Erwachsene teilgenommen haben, konnten die Forscher die vorteilhaftesten Komponenten der CBT-I ermitteln. Dazu gehören: kognitive Umstrukturierung, Schlafbeschränkung, Reizkontrolle und persönliche Durchführung. Auch Selbsthilfe mit menschlicher Ermutigung könnte sich als nützlich erweisen, während das Warten auf eine aktive Behandlung und das Erzwingen von Entspannungsverfahren potenziell schädlich zu sein scheinen. Das Wissen darüber, welche Komponenten der CBT-I den größten Nutzen bringen, könnte Ärzten dabei helfen, ihren Patienten zu einem besseren Schlaf zu verhelfen.
Es ist Zeit, ins Bett zu gehen, aber die Gedanken kreisen. Vielleicht steht man mehrmals pro Nacht auf oder wacht frühmorgens auf und fühlt sich kaum ausgeruht. Schätzungen zufolge leidet bis zu einem Drittel der Erwachsenen irgendwann einmal unter Schlaflosigkeit, zwischen 4 % und 22 % sogar chronisch. Chronische Schlaflosigkeit kann sich auf das tägliche Leben auswirken, indem sie das Funktionieren im Wachzustand erschwert oder Ängste hervorruft. In schwerwiegenderen Fällen kann eine Behandlung erforderlich sein. Eine medikamentenfreie Option ist dabei die kognitive Verhaltenstherapie.
Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT-I) ist eine Therapieform, die Patienten mit pädagogischen, kognitiven oder verhaltenstherapeutischen Strategien hilft, ihre Schlafqualität zu verbessern. Sie kann persönlich oder online, über eine App oder einen Leitfaden, mit Unterstützung eines Therapeuten oder unabhängig davon durchgeführt werden. Frühere Studien haben gezeigt, dass die CBT-I eine nützliche und risikoarme Option für Patienten mit chronischer Schlaflosigkeit sein kann. Da die CBT-I jedoch ein breites Spektrum von Strategien umfasst, die auf unterschiedliche Weise angewandt werden können, war es bisher schwierig zu bestimmen, welche davon am erfolgreichsten sind und ob alle notwendig sind, damit ein Patient eine Verbesserung erfährt.
Ein Team unter der Leitung von Forschern des University of Tokyo Hospital analysierte 241 Studien über chronische Schlaflosigkeit aus den Jahren 1980 bis 2023, um einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Ansätzen der CBT-I und ihren Ergebnissen herzustellen. Die Studien umfassten 31.452 erwachsene Teilnehmer, hauptsächlich aus Nordamerika und Europa, mit einem Durchschnittsalter von 45,4 Jahren. „Wir hatten erwartet, dass sich einige Verhaltenskomponenten (wie Schlafbeschränkung und Reizkontrolle) positiv auswirken würden, aber es war überraschend, dass auch einige kognitive Komponenten wirksam waren“, erklärt Yuki Furukawa, Hauptautor und Arzt an der Universitätsklinik.
Das Team bewertete die Auswirkungen der verschiedenen Interventionen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Befolgung eines Selbsthilfeleitfadens mit Unterstützung durch andere Personen zwar hilfreich war, die persönliche Interaktion mit einem Therapeuten jedoch mehr Nutzen brachte. Weitere wichtige Komponenten waren: kognitive Umstrukturierung (Fähigkeiten zur Identifizierung, Infragestellung und Änderung ungünstiger Überzeugungen in Bezug auf den Schlaf), Schlafbeschränkung (Begrenzung der Schlafdauer), Reizkontrolle (Wiederherstellung der Assoziation zwischen Bett und Schlaf) und Komponenten der dritten Welle (Achtsamkeit, Akzeptanz- und Verpflichtungstherapie).
Schlafhygieneerziehung (Erläuterung der Biologie des Schlafs und Empfehlungen zu Lebensstil und Umfeld) schien dagegen nicht wesentlich zu sein. Der Versuch, Entspannungsverfahren (wie strukturierte körperliche oder kognitive Übungen) zu befolgen, könnte kontraproduktiv sein, während das bewusste Warten auf den Beginn der Behandlung eine schädliche Wirkung zu haben scheint.
„Insgesamt haben unsere Ergebnisse mehrere wesentliche Komponenten der CBT-I identifiziert, die zu einer Intervention führen können, die die Wirksamkeit der Behandlung maximiert, die Behandlungslast minimiert und die Skalierbarkeit erhöht, d. h. es einfacher macht, diese Behandlung mehr Patienten anzubieten. Weitere groß angelegte Studien sind erforderlich, um diese Beiträge zu bestätigen“, sagt Furukawa. „Wir hoffen, dass unsere Forschung Praktiker, die sich für die CBT-I interessieren, dazu ermutigt, die gestraffte CBT-I zu erlernen, so dass wiederum mehr Menschen, die unter Schlaflosigkeit leiden, diese relativ einfache, nicht-invasive und dennoch potenziell wirksame Psychotherapie angeboten werden kann.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of Tokyo. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Altınay Dinç, unsplash