Für Hepatitis-E-Erkrankungen gibt es nur eine Handvoll Arzneimittel und Resistenzen treten schnell auf. Hilft es, die Medikamente als Kombination zu geben?
Hepatitis E betrifft weltweit über 20 Millionen Menschen. Bei den meisten heilt sie folgenlos aus, kann aber für schwangere Frauen und immungeschwächte Menschen gefährlich werden. Spezifische Wirkstoffe gegen das Virus gibt es nicht. Forscher der Ruhr-Universität Bochum und der Medizinischen Hochschule Hannover haben unter einer Kombinationstherapie mit dem antiviralen Wirkstoff Ribavirin und dem gegen Hepatitis C entwickelten Sofosbuvir die Evolution des Virus in zwei chronisch infizierten Patienten genau verfolgt. Sie konnten Varianten ausmachen, die zur Resistenz führen. Die Erkenntnisse wurden in der Fachzeitschrift JHep Reports veröffentlicht und könnten helfen, bessere Wirkstoffe zu entwickeln.
Das Studienteam verfolgte zwei Patienten mit chronischer Hepatitis E, die zuvor nicht auf Ribavirin angesprochen hatten und dann mit einer Kombination aus Sofosbuvir und Ribavirin behandelt wurden. „Die Kombinationstherapie wirkte in beiden Fällen besser als die Behandlung mit nur einem Wirkstoff“, berichtet Dr. André Gömer von der Abteilung Medizinische und Molekulare Virologie der Ruhr-Universität Bochum. „Bei beiden Patienten sank die virale RNA im Blut und Stuhl zunächst fast bis zur Nachweisgrenze ab.“ Diese Beobachtung stehe in Einklang mit Erfahrungen aus der Behandlung anderer Viruserkrankungen wie etwa HIV, das ebenfalls mit Kombinationen einzelner Wirkstoffe behandelt wird.
Später war jedoch wieder mehr Hepatitis-E-Virus (HEV) nachweisbar, da resistente Varianten auftraten. Speziell die Varianten A1343V und G1634R erwiesen sich als resistent gegen die Kombinationstherapie. „Die Viruslast bewegte sich bei beiden Patienten aber auf geringem Niveau und die Infektion heilte bei einem von beiden im Verlauf mehrerer Monate ganz aus“, berichtet Dr. Katja Dinkelborg, Klinikerin und Forscherin aus Hannover. „Auch der zweite Patient konnte nach erneuter kurzer Ribavirin-Therapie ausheilen, sodass bei schwerwiegenden Verläufen einer chronischen Hepatitis E nach gescheiterter Ribavirin-Monotherapie eine Kombinationstherapie mit Sofosbuvir in Betracht gezogen werden sollte.“
Dennoch weist das Forschungsteam darauf hin, dass Hepatitis E wegen des Mangels an spezifisch wirksamen Medikamenten weiterhin ein schwerwiegendes globales Gesundheitsproblem bleibt. „Auch wenn Medikamente wie Ribavirin, Interferon und Sofosbuvir Potenzial gezeigt haben, stellt das schnelle Auftreten resistenter Varianten erhebliche Herausforderungen dar“, so das Fazit von Prof. Benjamin Maasoumy, leitender Oberarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Die Originalstudie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Volodymyr Hryshchenko, Unsplash