Eine Bakteriämie mit Staphylococcus aureus muss intravenös behandelt werden – oder etwa nicht? Eine Studie zeigt jetzt, dass auch eine orale Therapie möglich ist. Doch es gibt Einschränkungen.
Das Bakterium Staphylococcus aureus zählt zu den weltweit häufigsten Auslösern von Blutstrominfektionen. Diese Infektionen können in Form von unkomplizierten Katheter-assoziierten Bakteriämien auftreten, aber auch schwerwiegendere Verläufe mit tiefgreifenden Absiedlungen, schwerer Sepsis und Multiorganversagen mit hoher Mortalität sind möglich. In der Behandlung der S. aureus-Bakteriämie waren sich die Infektiologen bisher weltweit einig: Die Therapie muss intravenös erfolgen – bei unkomplizierten Bakteriämien mindestens 14 Tage und bei komplizierten Infektionen mindestens vier Wochen. Dies bedeutet für Patienten meist einen längeren Krankhausaufenthalt.
In einer multizentrischen, kontrollierten klinischen Studie wurde nun an 31 Standorten in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Spanien untersucht, ob eine frühe Oralisierung der antibiotischen Therapie bei Patienten mit einem niedrigen Risiko für einen komplizierten Verlauf der Standardtherapie ebenfalls erfolgreich ist. Die Studie schloss Patienten ein, die mindestens 18 Jahre alt waren, positive Blutkulturen mit nachgewiesenem S. aureus hatten (unter Ausschluss von Kontaminationen) und bereits 5 bis 7 Tage lang eine adäquate intravenöse antibiotische Therapie erhalten hatten. Zudem durfte in den Folgeblutkulturen nach 48 bis 72 Stunden unter Therapie keine persistierende Bakteriämie mit S. aureus nachweisbar sein.
Neben den klaren Einschlusskriterien existierten jedoch eine Fülle von Ausschlusskriterien. Patienten, die Anzeichen für einen komplizierten Verlauf zeigten – darunter septische Absiedlungen in lebenswichtigen Organen wie Endokarditis, Pneumonie, Osteomyelitis oder tiefsitzende Abszesse – wurden von der Teilnahme ausgeschlossen. Ebenso waren Patienten mit Fremdkörperimplantaten wie Gelenks- oder Herzklappenprothesen, Schrittmachern oder Gefäßendoprothesen nicht zugelassen. Schwere Vorerkrankungen von Leber und Niere sowie Immunsuppression bildeten ebenfalls Ausschlusskriterien. Der Einschluss von Patienten in die Studie gestaltete sich aufgrund der vielen Ausschlusskriterien langwierig und wurde frühzeitig nach Einschluss von 213 Patienten – anstatt den geplanten 450 – beendet. Insgesamt wurden 5.063 Patienten mit nachgewiesener S. aureus-Bakteriämie für einen Einschluss in die Studie überprüft.
Die 213 ausgewählten Patienten wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe (n=105) erhielt eine 14-tägige intravenöse antibiotische Therapie, während die zweite Gruppe (n=108) nach 5 bis 7 Tagen intravenöser Therapie auf eine orale antibiotische Behandlung umgestellt wurde. Der Hauptfokus der Studie lag auf dem primären Endpunkt, der das Auftreten von Komplikationen innerhalb von 90 Tagen nach Studieneinschluss umfasste. Hierzu zählten Rezidive der Bakteriämie, neu auftretende Absiedlungen durch S. aureus sowie Todesfälle infolge der Infektionen.
Die Auswertung ergab, dass die Umstellung auf eine orale Therapie keinen statistisch signifikanten Nachteil im Vergleich zur Standardtherapie aufwies. Innerhalb der Gruppe der Patienten, die die orale Therapie erhielten, zeigten 36 (34 %) der Patienten Komplikationen, während es in der Gruppe mit der Standardtherapie 27 (26 %) waren.
Es ist erfreulich, dass die kleine Gruppe der Patienten mit einer unkomplizierten S. aureus-Bakteriämie auf eine orale Therapie umgestellt werden können. Die Oralisierung ermöglicht nicht nur eine frühzeitige Entlassung aus dem Krankenhaus, sondern reduziert auch die mit einer intravenösen Therapie verbundenen Risiken. Die Studie hat jedoch bei der Rekrutierung der Patienten gezeigt, dass in den meisten Fällen keine unkomplizierte, sondern vielmehr eine komplizierte Bakteriämie vorliegt. Die Frage, ob auch hier die Umstellung auf eine orale Therapie zu einem vergleichbaren Ergebnis führen würde, wurde in der Studie nicht untersucht.
Aber es bleibt spannend: Seit Februar 2022 rekrutiert eine neue Studie zu dieser Fragestellung. Der SNAP Trial (Staphylococcus aureus Network Adaptive Platform Trail) widmet sich der Untersuchung nach der effektivsten Therapie gegen S. aureus-Blutstrominfektionen.
Quellen:Kaasch et al. Efficacy and safety of an early oral switch in low-risk Staphylococcus aureus bloodstream infection (SABATO): an international, open-label, parallel-group, randomised, controlled, non-inferiority trial. Lancet ID, 2024. doi: 10.1016/S1473-3099(23)00756-9
Kaasch et al. Early oral switch therapy in low-risk Staphylococcus aureus bloodstream infection (SABATO): study protocol for a randomized controlled trial. Trials, 2015. doi: 10.1186/s13063-015-0973-x
The SNAP Trial: https://www.snaptrial.com.au/
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