Ungewollte Kinderlosigkeit betrifft in Deutschland etwa ein Drittel aller Paare zwischen 25 und 50 Jahren. Bei wiederum einem Drittel von ihnen sind die Ursachen nicht geklärt. Sind Weichmacher schuld?
Insbesondere bei männlichen Fruchtbarkeitsstörungen stehen immer wieder Weichmacher im Fokus, die es in vielen Alltagsgegenständen wie Plastikflaschen, Trinkbecherbeschichtungen oder sogar Kassenbons gibt. Die AG um Prof. Gunther Wennemuth (Medizinische Fakultät der UDE) ging der Frage nach, wie sich Weichmacher auf Spermien auswirken. Für die Studie wurden Spermienproben von 25 gesunden Männern verwendet, die regelmäßig Thrombozyten spenden. Da das Blut dieser Spender über einen Zeitraum von bis zu zwei Stunden durch Schlauchsysteme aus Plastik geleitet wird, werden zwangsläufig Weichmacher in ihr Blut abgegeben.
Bei der Untersuchung einzelner Spermien konnten die Forscher zeigen, dass die Frequenz der Spermienschwanzschläge abnahm. Die Schlagfrequenz gilt als wichtiger Parameter der Spermienbewegung. Gleichzeitig zeigte sich, dass das Ejakulat eine stark erhöhte Menge von Abbauprodukten des Weichmachers DHEM (MEHP, 5OH-MEHP, 5oxo MEHP, 5cx-MEPP) enthielt.
„Die verminderte Schlagfrequenz der Spermien und die erhöhte Weichmacherkonzentration waren auch noch 48 Stunden nach der Thrombozytenspende nachweisbar“, so Prof. Gunther Wennemuth, Direktor des Instituts für Anatomie. „Erst eine Woche später hatte sich bei den untersuchten Probanden wieder der Ausgangswert von Spermienbewegung und Weichmacherkonzentration eingestellt.“
Diese Studie belegt damit erstmals, dass sich die Spermienbewegung für einige Tage verändert, wenn der Körper verstärkt Weichmachern ausgesetzt wurde. „Die von uns beobachteten Veränderungen bedeuten nicht zwangsläufig, dass gesunde Männer eine Unfruchtbarkeit durch Thrombozytenspenden oder eine hohe Weichmacherexposition befürchten müssen“, betont Wennemuth. „Es ist jedoch möglich, dass eine bereits bestehende eingeschränkte Fruchtbarkeit bei Männern auf diese Weise verstärkt wird.“
Weitere Studien mit einer größeren Anzahl von Probanden sind erforderlich, um die tatsächlichen Auswirkungen von Weichmachern auf die männliche Fertilität zu untersuchen.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
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