Ob plötzlich beim Sport oder durch körperlichen Verschleiß – Schulterschmerzen plagen jeden Zehnten. Eine aktuelle Studie vergleicht die engmaschige Physiotherapie mit dem Training daheim.
Ist es erst einmal so weit gekommen und der Schulterkopf hat sich aus dem Staub bzw. der Gelenkpfanne gemacht, gilt es, die korrekte Diagnose zu stellen – ist die Ursache traumatisch, atraumatisch, bestehen begleitende Instabilität oder weitere Mikrotraumen? Was dann folgt, ist die notwendige Repositionierung.
Sind diese Akutmaßnahmen abgeschlossen, heißt es nun Stabilität herstellen und Muskulatur stärken, um wiederkehrenden Instabilitätsepisoden zu vermeiden. Gängige Praxis ist, dass der Patient erst einmal Physiotherapie verordnet bekommt – 6 Stunden, bei Bedarf noch was obendrauf. Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, ob die Physiotherapeuten wirklich bei jeder Schulterluxation aktiv mit einbezogen werden müssen, oder ob ein klärendes informatives Gespräch mit Anleitung zu entsprechenden Übungen nicht auch ausreicht.
Erstmals untersuchten Forscher, ob eine engmaschige Begleitung bei Übungen nach erstmaliger traumatischer Schulterluxation medizinischen Mehrwert gegenüber einem Gespräch samt Übungsblättern habe. Dazu teilten die Forscher eine Gruppe von 482 Personen in zwei Gruppen mit dem jeweiligen Rehabilitationsansatz. Heißt: Eine Sitzung mit Beratung, unterstützendem Material und der Möglichkeit, sich selbst an einen Physiotherapeuten zu wenden (n = 240) wurde mit derselben Beratung und demselben unterstützenden Material sowie einem zusätzlichen Physiotherapieprogramm (n = 242) verglichen. Zudem wurden bei allen Teilnehmern (Durchschnittsalter 45) eine mögliche chirurgische Behandlung sowie neurovaskuläre Schäden ausgeschlossen.
Auf Basis einer Intention-to-treat-Analyse werteten die Forscher nach sechs Monaten die Daten aus. Dies gilt zudem für die Zwischenergebnisse nach 6 Wochen und 3 Monaten. Auch konnte kaum ein Unterschied in den Komplikationsprofilen der beiden Gruppen gemacht werden. Das Ergebnis: „Ein zusätzliches Programm mit aktueller Physiotherapie ist einer Beratung, unterstützenden Materialien und der Möglichkeit, sich selbst an eine Physiotherapie zu wenden, nicht überlegen“, so die Studienautoren.
Da im Rahmen der ausschließlich beratenen Patienten eine Selbsteinweisung bei ausbleibender Besserung möglich und vorgesehen war, ergänzt dieser Aspekt jedoch das Spektrum. Mit diesem Mechanismus haben sich 18 % (42 / 240) selbst wieder an den Therapeuten gewandt. „Wir erkennen an, dass eine zusätzliche überwachte Physiotherapie unter bestimmten Umständen angebracht ist“, ergänzen die Autoren.
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse müsse es nun in weiteren Arbeiten darum gehen, die Optimierung von Selbstmanagementstrategien zu beleuchten und folglich Patienten auf diesem Gebiet Unterstützung anzubieten.
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