mRNA bekämpft Eierstockkrebs, NK-Zellen könnten sich zur Zelltherapie eignen und Gewichtsverlust soll das Krebsrisiko erhöhen. Diese Themen gibt’s in unseren Onko-News.
Menschen, die in letzter Zeit Gewicht verloren haben, wiesen in den folgenden 12 Monaten ein deutlich erhöhtes Risiko für Krebs auf – und das nicht nur bei ungewolltem Gewichtsverlust. Darauf deuten die Ergebnisse eine Studie hin, die in JAMA erschienen ist. Die Studie umfasst 157.474 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren, wobei 71,1 % weiblich waren. Über einen Zeitraum von 1,64 Millionen Personenjahren wurden insgesamt 15.809 Krebsdiagnosen registriert.
Die Forscher stellten fest, dass Probanden, die mehr als 10 % ihres Körpergewichts verloren hatten, in den folgenden zwölf Monaten häufiger eine Krebsdiagnose erhielten als Probanden ohne Gewichtsverlust. Insbesondere bei ungewolltem Gewichtsverlust war die Rate an Krebsdiagnosen deutlich höher. Aber selbst bei Probanden, die bewusst abnehmen wollten und das auch taten, war die Krebsrate erhöht. Es könnte also sein, dass auch bei denjenigen, die bewusst abgenommen hatten, eine bereits bestehende Tumorerkrankung zum Gewichtsverlust beigetragen haben könnte.
Die Forscher wiesen darauf hin, dass Tumorerkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts besonders häufig nach Gewichtsverlust diagnostiziert wurden. Außerdem schreiben sie, dass ihre Ergebnisse die Empfehlung bestätigen, Personen ab 60 Jahren mit starkem, insbesondere unbeabsichtigtem Gewichtsverlust auf Krebs zu untersuchen.
Das Ovarialkarzinom ist in Deutschland eine häufige Todesursache für Frauen – nur 20 bis 30 % der Patientinnen im fortgeschrittenen Stadium überleben fünf Jahre nach der Diagnose. Ein wichtiges Merkmal bei 96 % der Patientinnen ist eine Mutation im Tumorsupressor-Gen, das für das Protein p53 kodiert.
Forscher der Goethe-Universität Frankfurt haben jetzt eine Methode entwickelt, bei der künstliche mRNA, die den Bauplan für das p53-Protein enthält, in Liposomen verpackt und in Krebszellen eingeführt wird. Diese Methode führte sowohl in Organoiden als auch im Mausmodell zur Produktion funktionsfähigen p53-Proteins und zum Rückgang der Tumorzellen. In den Mäusen konnte dies die Tumoren in den Eierstöcken und die Metastasen erfolgreich bekämpfen. Die Forscher planen nun klinische Studien an Patientinnen mit Eierstockkrebs, um die Wirksamkeit dieser Methode in der Praxis zu testen. Sie sind optimistisch, dass diese Therapie einen neuen Ansatz darstellt, indem sie einen natürlichen Mechanismus zur Krebsunterdrückung wiederherstellt.
Bei der CAR-T-Zell-Therapie werden die isolierten T-Zellen eines Krebspatienten genetisch so modifiziert, dass sie Tumorzellen gezielt bekämpfen können. Das Prinzip funktioniert nicht nur mit T-Zellen, sondern auch mit natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). Diese granulierten Lymphozyten spielen eine entscheidende Rolle in der unspezifischen Immunität und können bei bestimmten Zielzellen, u. a. Krebszellen, Apoptose auslösen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, wie wirksam die sogenannte CAR-NK-Zelltherapie bei Blutkrebs ist.
In einer Phase-I/II-Studie haben Forscher NK-Zellen aus Nabelschnurblut genetisch modifiziert und 37 Patienten B-Zell-Lymphomen verabreicht. Die Behandlung zeigte bei etwa der Hälfte der Patienten bis zum 30. Tag eine Reaktion: Bei 27 % dieser Kohorte konnten keine Anzeichen von Krebs festgestellt werden. Bis zum 100. Tag erreichte mehr als ein Drittel der Kohorte eine vollständige Remission. Die Nachhaltigkeit der Reaktionen war offensichtlich, da Patienten, die bis zum 30. Tag eine vollständige Remission erreicht hatten, eine Wahrscheinlichkeit von 70 % hatten, ein Jahr nach der Behandlung in Remission zu bleiben.
Die Wirksamkeit von CAR-NK-Zellen scheint aber je nach Art des Blutkrebses zu variieren. Patienten mit niedriggradigem Non-Hodgkin-Lymphom zeigten etwa eine Reaktionsrate von 100 % an Tag 30 und eine vollständige Remissionsrate von 83 % im ersten Jahr. Zudem gab es in der Studie keine Sicherheitsbedenken; Fälle von schwerem Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS), Neurotoxizität oder Graft-versus-Host-Krankheit traten nicht auf. Ob sich die Therapie als Alternative zur CAR-T-Zelltherapie eignet, müssen jetzt weitere Untersuchungen zeigen.
Quellen:
Wang et al. Cancer Diagnoses After Recent Weight Loss. JAMA, 2024. doi: 10.1001/jama.2023.25869
Raab et al. Rescue of p53 functions by in vitro-transcribed mRNA impedes the growth of high-grade serous ovarian cancer. Cancer Communications, 2023. doi: 10.1002/cac2.12511
Marin et al. Safety, efficacy and determinants of response of allogeneic CD19-specific CAR-NK cells in CD19+ B cell tumors: a phase 1/2 trial. Nat Med, 2024. doi: 10.1038/s41591-023-02785-8
Bildquelle: Diana Polekhina, unsplash