Der Kontakt zu Katzen im frühen Kindesalter verringert das Asthmarisiko bei Kindern mit genetisch erhöhtem Risiko um bis zu 80 Prozent, so das Ergebnis einer dänischen Langzeitstudie. Das Zusammenleben mit einem Hund zeigte in diesem Zusammenhang keine positive Auswirkung.
Asthma bronchiale gehört zu einer der häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter und betrifft in Deutschland bis zu 10 Prozent aller Kinder und Jugendlichen. Die Ursachen dieser chronischen Atemwegserkrankung konnten bis heute noch nicht vollständig erforscht werden. Erwiesen ist jedoch, dass sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse in der frühen Kindheit entscheidend dafür sind, ob eine Asthmaerkrankung ausgebildet wird oder nicht. Dänische Mediziner haben diesbezüglich nun den Einfluss von Haustieren als Umweltfaktor auf das Asthmarisiko bei Kindern untersucht. Chromosomenabschnitt 17q21 im Fokus Die im Journal of Allergy and Clinical Immunology erschienene Studie basiert auf Daten von 377 Kindern, deren Mütter schon unter einer Asthmaerkrankung litten. Ein durchgeführter Gentest ergab ein genetisch erhöhtes Asthmarisiko bei 109 der untersuchten Kinder. Dabei wurde das Augenmerk auf eine Veränderung im Chromosomenabschnitt 17q21 gerichtet, welcher mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer Asthmaerkrankung im ersten Lebensjahr assoziiert ist. Von den 377 Kindern, die an der Studie beteiligt waren, wuchsen 281 ohne Haustier auf. Alle anderen hatten während der Entwicklung Kontakt zu Katzen, Hunden oder beiden Spezies. Um die Intensität des Kontaktes zum Haustier einzuordnen, nahmen die Mediziner zudem Staubproben aus den Kinderbetten und ermittelten daraus die Mengen an tierischen Allergenen, denen das Kind ausgesetzt war. Die Kinder wurden im Rahmen der Studie ab ihrem ersten Lebensmonat im Abstand von sechs Monaten regelmäßig bis zu ihrem siebten Lebenjahr untersucht. Anschließend wurden die Kinder noch bis zum 12. Lebensjahr weiter beobachtet. Katzenallergene im Bettzeug schützen Kinder Insgesamt konnte bei 85 Kindern im Laufe der Studie Asthma Bronchiale nachgewiesen werden. Auffällig war: Bei den Kindern, die mit einem Haustier aufwuchsen, wurde ein bis zu 80% niedrigeres Krankheitsrisiko gegenüber den anderen Kindern festgestellt. Bei hohen Werten der Katzenallergene im Bettzeug der Kinder lag das Asthmarisiko nur bei ca. 20 Prozent, während es bei geringeren Allergenwerten deutlich höher – teilweise doppelt so hoch – war. Bei den Kindern ohne das Genmerkmal für erhöhtes Asthmarisiko, konnte kein Zusammenhang zwischen Erkrankung und Anwesenheit von Haustieren festgestellt werden. Auch die Wahrscheinlichkeit von Lungenerkrankungen, wie zum Beispiel Bronchiolitis, und dem Auftreten von asthmatischen Symptomen in den ersten drei Lebensjahren der Kinder war bei höheren Allergenmengen geringer. Bei den Kindern ohne das Genmerkmal für erhöhtes Asthmarisiko konnte kein Zusammenhang zwischen Erkrankung und Anwesenheit von Haustieren festgestellt werden. Für das Zusammenleben mit Hunden fanden die Wissenschaftler in diesem Kontext ebenfalls keine Verbindung. Neue Anknüpfungspunkte Die Ergebnisse sprechen dafür, dass ein Zusammenleben mit Pelztigern für Kinder, die ein genetisch erhöhtes Risiko für eine Asthmaerkrankung haben, wie ein Schutzmechanismus wirkt. Wissenschaftlich ist bisher noch nicht genau geklärt, wie dieser Mechanismus im Detail funktioniert. Eine naheliegende Vermutung ist, dass Katzenallergene das Immunsystem so beeinflussen, dass es zu einer besseren Abwehr von Lungeninfektionen und einem Schutz vor asthmatischen Erkrankungen in der Lage ist. Anknüpfend an diese Ergebnisse wäre in naher Zukunft eine Therapie mit dem reinen Katzenallergen vorstellbar, wie es zum Beispiel im Bereich der Hyposensibilisierung zur Verminderung von Tierhaarallergien schon der Fall ist. Voraussetzung hierfür wäre, dass weitere Studien den genauen Wirkmechnanismus von tierischen Allergenen auf das Immunsystem eines Babys klären.