Pilze der Gattung Candida sind für bis zu ca. 90 % aller invasiven Pilzerkrankungen verantwortlich.1 Die Zunahme resistenter Candida-Stämme erschwert die Behandlung. Erhalten Sie einen Überblick über Risikofaktoren und die wichtigsten Erreger.
Invasive Pilzinfektionen stehen in der öffentlichen Wahrnehmung im Schatten bakterieller Infektionen – ebenso ihre Resistenzentwicklung gegen wirksame Therapien. Dabei ist auch bei invasiven Pilzinfektionen wie z. B. durch Candida-Spezies eine zunehmende Resistenzentwicklung zu beobachten.2 Haupttreiber für Resistenzen ist eine Exposition mit Antimykotika. Entsprechend wichtig ist eine frühzeitige Diagnose bis auf Spezies-Ebene mit Empfindlichkeitstestung und der zielgerichtete Einsatz der verfügbaren Therapien.2
Nach wie vor ist C. albicans der häufigste Erreger invasiver Candida-Infektionen. In einigen Kliniken wird allerdings ein zunehmender Erregerwechsel hin zu Nicht-albicans-Candida-Arten beobachtet.3 Laut der deutschen S1-Leitlinie zur Diagnose und Therapie von Candida-Infektionen aus dem Jahr 2020 sind die häufigsten Erreger:3
Diese Verteilung stimmt in etwa mit der beobachteten Häufigkeit in der aktuellen Candida-III-Studie für Deutschland überein (3 teilnehmende Zentren, 31 untersuchte Isolate).4 Zusätzlich wurden in dieser Studie die Arten C. dubliniensis (ca. 10 %) und C. kefyr (ca. 3 %) nachgewiesen.4 Weitere in Deutschland relevante Stämme sind laut Leitlinie der PEG/DMykG* C. krusei, C. lusitaniae oder C. guilliermondii.3 Allerdings ist die relative Erregerhäufigkeit bei einzelnen Risikogruppen unterschiedlich und schwankt zwischen einzelnen Kliniken und geographischen Regionen.3
Insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Neoplasien ist deutlich häufiger mit Nicht-Candida-albicans-Erregern (z. B. C. glabrata, C. tropicalis) zu rechnen, als bei Betroffenen mit soliden Tumoren oder auf einer chirurgischen Intensivstation.3
C. albicans ist intrinsisch sensitiv gegenüber den verfügbaren systemischen Antimykotika.5 Trotzdem kann auch C. albicans bei längerer oder wiederholter Therapie mit Antimykotika Resistenzen entwickeln (z. B. bei rezidivierenden oralen-, ösophagealen oder vulvovaginalen Candidosen).5
Im Gegensatz dazu weist ein Großteil obiger Candida-Stämme eine intrinsische Resistenz gegenüber bestimmten Substanzklassen auf.2 Zudem lässt sich derzeit eine Entwicklung von Kreuzresistenz (Resistenz gegenüber mehreren Vertretern einer Substanzklasse) hin zur Multiresistenz beobachten.2
C. glabrata besitzt intrinsische Heteroresistenz (Resistenz einer Subpopulation an Bakterien vor dem ersten Kontakt mit Antimykotikum) gegenüber Azolen und kann eine stabile Resistenz gegenüber Azolen und Echinocandinen unter Antimykotika-Exposition ausbilden.2 Laut Leitlinie hat etwa ein Drittel aller Isolate eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber Fluconazol und anderen Azolen. Ein weiteres Drittel ist resistent mit variabler Kreuzresistenz gegenüber anderen Triazolen.3
In der kürzlichen Auswertung der Candida-III-Studie zu Epidemiologie und Resistenzentwicklung war keines der untersuchten Isolate (n = 89) sensitiv gegenüber Fluconazol.4 88 % der Stämme hatten eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber Fluconazol, 12 % waren resistent. 7 % der Stämme waren resistent gegenüber Voriconazol. Resistent gegenüber einem Echinocandin (Anidulafungin oder Micafungin) waren 3 Isolate.4
C. parapsilosis hat im Vergleich zu C. albicans eine intrinsisch reduzierte Empfindlichkeit gegenüber Echinocandinen.2 Resistent gegenüber Anidulafungin oder Micafungin waren in der Candida-III-Studie insgesamt 4 Isolate (Anidulafungin 1, Micafungin 3). 17 % der Isolate waren resistent gegenüber Fluconazol, 7 % waren resistent gegenüber Voriconazol.
Die zunehmende Azol-Resistenz in Kombination mit der intrinsisch reduzierten Echinocandin-Empfindlichkeit könnte laut der Autorenschaft auf ein Potential für Multiresistenz bei dieser Art hindeuten.4
Laut der deutschen S1-Leitlinie zur Diagnose und Therapie von Candida-Infektionen ist C. tropicalis gegenüber allen systemisch wirksamen Antimykotika in vitro empfindlich.3 Lediglich für Fluconazol wird eine mögliche verminderte Empfindlichkeit angegeben.3
In der Candida-III-Studie wurde in Deutschland ein Fluconazol- und Voriconazol-resistenter C. tropicalis-Stamm isoliert.4
C. auris kann im Gegensatz zu anderen Candida-Arten effizient über direkten und indirekten Kontakt übertragen werden und daher zu nosokomialen Ausbrüchen führen.6 Global sind über 80 % der Isolate resistent gegenüber Fluconazol und es wurden mehrfach Resistenzen gegenüber Echinocandinen nachgewiesen.6 Eine aktuelle Publikation im deutschen Ärzteblatt analysierte die Resistenzen der seit 2015 in Deutschland registrierten Fälle (n = 43, laut Autorenschaft ist von einer Untererfassung auszugehen)6 – die Fakten im Überblick:
Fußnote:
* Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie e.V. und Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft
Referenzen:
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