Dass die koronare Herzkrankheit das Risiko erhöhen kann, im Alter an Demenz zu erkranken, ist bekannt. Warum ihr aber junge Patienten besonders genau überwachen solltet, lest ihr hier.
Koronare Herzkrankheit scheint mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Demenz einherzugehen – besonders in jungen Jahren. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die im Journal of the American Heart Association veröffentlicht wurde. Bereits in früheren Arbeiten konnte festgestellt werden, dass Erwachsene schneller kognitive Fähigkeiten abbauen, nachdem sie eine koronare Herzkrankheit diagnostiziert bekamen. Was bisher allerdings nicht untersucht wurde, ist, wie sich das Alter der Patienten mit koronarer Herzkrankheit auf die Wahrscheinlichkeit, später Demenz zu entwickeln, auswirkt.
Die Forscher analysierten die Daten von 432.667 Studienteilnehmern aus der UK-Biodatenbank (Durchschnittsalter 57 Jahre, als sie Teilnehmer der UK-Biobank wurden; 54,6 % davon weiblich). Davon litten 50.685 (11,7 %) zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Datenbank und während der Follow-up-Periode an einer koronaren Herzkrankheit.
Nach Bereinigung um demografische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Rasse und Bildung sowie Berücksichtigung von Lebensstilfaktoren wie Raucherstatus, Alkoholkonsum und Sportlichkeit, wurden auch Gesundheitsfaktoren wie der BMI, Cholesterinspiegel, Blutdruck, Diabetesstatus, die Medikamenteneinnahme und ob die Studienteilnehmer Träger des Alzheimer-Risiko erhöhenden APOE4-Gens waren erfasst. Die Daten über das Alter beim Auftreten der koronaren Herzkrankheit und der anschließenden Demenz wurden über eine durchschnittliche Nachbeobachtungszeit von 13 Jahren erhoben.
Unter den 432.667 Teilnehmern konnten 5.876 Fälle von Demenz, 2.540 Fälle von Alzheimer und 1.220 Fälle von vaskulärer Demenz festgellt werden. Nach der Bereinigung um die oben erwähnten Faktoren konnten die Wissenschaftler feststellen, dass Patienten, die an einer koronaren Herzkrankheit litten, ein um 36 % erhöhtes Risiko haben, an Demenz zu erkranken. Außerdem war das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, um 13 % erhöht. Das Risiko, an vaskulärer Demenz zu erkranken, war um 78 % erhöht.
Diese Ergebnisse bestätigen bisherige Arbeiten, die zeigen, dass eine koronare Herzkrankheit generell das Risiko an einer Demenz zu erkranken erhöht. Aber die Forscher konnten ebenfalls zeigen, dass das Alter der Patienten ein großer Faktor ist. „Was uns am meisten überraschte, war der lineare Zusammenhang zwischen dem Alter bei Beginn der koronaren Herzkrankheit und der Demenz. Dies zeigt den enormen schädlichen Einfluss einer frühzeitigen koronaren Herzkrankheit auf die Gesundheit des Gehirns“, sagt die leitende Studienautorin Dr. Fanfan Zheng.
Ein jüngeres Alter bei Beginn der koronaren Herzkrankheit war also signifikant mit einem erhöhten Risiko für Demenz aller Ursachen (Hazard Ratio (HR), 1,25 [95 % CI, 1,20–1,30]; P < 0,001), Alzheimer (HR, 1,29 [95 % CI, 1,20–1,38]; P < 0,001) und vaskuläre Demenz (HR, 1,22 [95 % CI, 1,13–1,31]; P < 0,001) verbunden.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, wie wichtig es ist, jüngere Patienten mit koronarer Herzkrankheit bezüglich Demenzen zu überwachen, aufzuklären und im besten Fall früh zu intervenieren, um die Risiken zu minimieren oder eine Verschlechterung bereits eingetretener Symptome – beispielsweise durch kognitives Training – hinauszuzögern.
„Da Menschen immer länger leben und bei ihnen in jüngeren Jahren eine koronare Herzkrankheit diagnostiziert wird, ist es wahrscheinlich, dass die Zahl der Demenzkranken in den kommenden Jahren stark ansteigen wird“, sagt Zheng. „Gesundheitsfachleute sollten auf Personen achten, bei denen in jungen Jahren eine koronare Herzkrankheit diagnostiziert wird.“ In weiteren Schritten wollen die Forscher erörtern, ob eine Änderung des kardiovaskulären Risikos in jungen Jahren Demenzrisiko im späteren Leben minimieren kann.
Bildquelle: erstellt mit DALL-E