Bei Organtransplantationen werden Organe oder Organteile entweder von verstorbenen (postmortal) oder von lebenden Spender:innen entnommen und auf Empfänger:innen übertragen.1,2 Die Niere ist das Organ, welches am häufigsten transplantiert wird.3 Im Jahr 2022 wurden 535 Nierentransplantationen von lebenden Spender:innen und 1.431 postmortal durchgeführt.3 Jedoch standen im gleichen Jahr auch knapp 6.700 Personen auf der Warteliste für eine Nierentransplantation.3 Im Folgenden wird die Lebendnierenspende näher beleuchtet.
Bei der Lebendorganspende wird einer gesunden Person ein Organ operativ entnommen – ohne medizinische Indikation.2 Während bei einer postmortalen Organspende insbesondere der Tod der spendenden Person zweifelsfrei festgestellt werden muss, steht bei einer Lebendorganspende an oberster Stelle die Gesundheit der Spender:innen zu schützen.1,2 Anhand strenger Voraussetzungen sollen das Gesundheitsrisiko so gering wie möglich gehalten und jegliche Form des Organhandels und Missbrauchs unterbunden werden.4
Eine grundsätzliche Bedingung für die Lebendorganspende ist, dass sich die spendende und empfangende Person nahestehen müssen wie Verwandte, Ehe- oder Lebenspartner:innen.4 In Deutschland muss sogar laut Transplantationsgesetz ein genetisches oder emotionales Näheverhältnis erfüllt sein und die Eignung der Spender:innen ärztlich beurteilt werden.5 Weitere Voraussetzungen für die Beteiligten lauten wie folgt:4
Bei einer Lebendorganspende bleibt die Funktion des Organs häufig länger erhalten als bei einer postmortalen Spende.4 Der Zeitpunkt der Spende kann besser gewählt werden, sodass die Chance auf eine erfolgreiche Transplantation möglichst hoch ist.4 Auch die Zeit zwischen Entnahme und Transplantation ist kürzer, da die Operationen im selben Krankenhaus unmittelbar nacheinander durchgeführt werden.4 Das Organ blutet weniger aus und nimmt weniger Schaden als bei einer postmortalen Spende mit längerem Transportweg.4 Außerdem ist die Organqualität bei Lebendspenden sehr gut, denn nur sehr gesunde Personen dürfen spenden.4 Zusätzlich wird im Vorfeld die Übereinstimmung zwischen dem Spenderorgan und der empfangenden Person umfangreich untersucht.4
Für Patient:innen mit terminalem chronischen Nierenversagen (CKD Stadium V) ist eine Nierentransplantation die optimale Therapieoption – jedoch herrscht großer Organmangel in Deutschland.6 Eine Lebendnierenspende stellt sowohl aus ethischer als auch aus medizinischer Sicht eine besondere Herausforderung dar.2,6 Schwer kranke Patient:innen, die jahrelang auf der Warteliste für eine Chance auf Besserung hoffen, stehen gesunden Spender:innen, bei denen kein medizinischer (risikoreicher) Eingriff notwendig ist, gegenüber.6 Die Gesundheit der Organspender:innen darf nicht über das Operationsrisiko hinaus gefährdet werden.5 Mehr zu potenziellen psychosozialen Beeinträchtigungen der Spender:innen finden Sie in unserem vorherigen Beitrag.
Das Deutsche Lebendspende Register wurde ins Leben gerufen, um Lebendspender:innen weit nach dem Eingriff zu unterstützen.6 Durch die Erhebung von Langzeitrisiken soll damit das deutsche Gesundheitssystem verbessert werden.6 Hier erfahren Sie mehr zu dem Projekt „Safety of the Living Kidney Donor-German National Register (SOLKID-GNR)“.
Die nähere Beleuchtung der Voraussetzungen zu einer Lebendspende der Niere sowie deren Vorteile, Ablauf und Folgen für den Alltag, können Sie hier im Webinar auf Doctupus lernen. Weitere Fortbildungstutorials zum aktuellen Forschungsstand rund um die Nephrologie und Transplantation werden dort ebenfalls angeboten.
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