Bislang ist unklar, ob der Cannabiskonsum die Entwicklung von Angststörungen fördert oder bestehende verschlimmert. Eine großangelegte Studie hat sich diesem Thema jetzt gewidmet.
Es gibt eine anhaltende Debatte darüber, ob Cannabiskonsum die Entwicklung von Angststörungen verursacht oder ob ein Teil des Zusammenhangs zwischen Cannabiskonsum und Angstzuständen darauf zurückzuführen ist, dass die Betroffenen ihre Angstsymptome mit Cannabis selbst therapieren.
Die dazu in der Zeitschrift eClinical Medicine veröffentlichte Studie umfasst mehr als 12 Millionen Personen, die zwischen 2008 und 2019 in Ontario lebten und nie eine Diagnose oder Behandlung wegen Angstzuständen erhalten hatten. Die Forscher nutzten Gesundheitsdaten des Institute for Clinical Evaluative Sciences (ICES), um das Risiko der Entwicklung einer Angststörung bei Personen, die wegen Cannabiskonsums eine Notaufnahme aufgesucht hatten, mit der Allgemeinbevölkerung zu vergleichen.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Personen, die wegen Cannabiskonsums in der Notaufnahme behandelt werden mussten, ein deutlich erhöhtes Risiko hatten, eine neue Angststörung zu entwickeln und die Symptome bereits bestehender Angststörungen zu verschlimmern“, sagt der Hauptautor der Studie, Dr. Daniel Myran von der Universität Ottawa.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie gehören:
Personen aller Altersgruppen, die wegen Cannabiskonsums die Notaufnahme aufsuchten, hatten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko, neue Angststörungen zu entwickeln. Auffällig war, dass jüngere Erwachsene (10–24 Jahre) und Männer ein besonders hohes Risiko aufwiesen.
Die aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Cannabiskonsum Angstzustände verschlimmern kann. Es ist die bisher größte Studie, die diese Frage untersucht. Unabhängig von der Kausalität warnen die Autoren davor, Cannabis zur Behandlung von Angstsymptomen zu verwenden, da es keine Beweise für eine Wirkung gibt, der Konsum andere evidenzbasierte Behandlungen verzögern kann und das potenzielle Risiko besteht, dass sich bestehende Angstsymptome erheblich verschlimmern.
„Der Cannabiskonsum hat in Kanada in den letzten 15 Jahren rapide zugenommen und es herrscht der allgemeine Eindruck, dass Cannabis relativ harmlos ist oder gesundheitliche Vorteile hat. Unsere Studie warnt davor, dass starker Cannabiskonsum bei einigen Personen das Risiko der Entwicklung von Angststörungen erhöhen kann“, sagt Myran.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Institute for Clinical Evaluative Sciences. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Elsa Olofsson, Unsplash