Forscher konnten zeigen, dass Veränderungen des Darmmikrobioms den Schweregrad einer akuten Pankreatitis beeinflussen. Lest hier, was das für die Therapie bedeutet.
Forscher der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) haben in einer europaweiten Studie unter Einbezug von 15 Pankreaszentren herausgefunden, dass das Darmmikrobiom den Krankheitsverlauf einer Pankreatitis beeinflusst. Anhand der Veränderungen des Darmmikrobioms erkrankter Patienten konnte ein Vorhersagemodell entwickelt werden, um den Schweregrad der Pankreatitis vorauszusagen. Die Ergebnisse könnten zu neuen Behandlungsstrategien beitragen. Sie wurden in der Fachzeitschrift Gut veröffentlicht.
Eine Pankreatitis wird in vielen Fällen durch Gallensteinleiden oder erhöhten Alkoholkonsum ausgelöst. Selten können auch Medikamente, Fettstoffwechselstörungen, Autoimmun- oder Viruserkrankungen die Ursache sein. Meist verläuft die Erkrankung mild und die Patienten können nach wenigen Tagen aus der Klinik entlassen werden. In zirka 20 Prozent der Fälle zeigt sich jedoch ein schwerer, potenziell lebensbedrohlicher Verlauf mit Organversagen und Komplikationen wie etwa inneren Blutungen, verursacht durch die entzündungsbedingte Zerstörung von Organen oder Blutgefäßen. Auslösende Faktoren und Mechanismen für einen schweren Verlauf der Erkrankung sind bisher unzureichend geklärt, wodurch sich keine Therapieansätze in der Frühphase der Erkrankung ableiten lassen, die den Verlauf und den Schweregrad entscheidend beeinflussen könnten.
Dr. Christoph Ammer-Herrmenau und Prof. Albrecht Neeße, beide tätig in der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), haben in einer europaweiten Studie unter Einbezug von 15 Pankreaszentren die Rolle des Darmmikrobioms in Zusammenhang mit dem Schweregrad der akuten Pankreatitis untersucht. Anhand der Veränderungen des Mikrobioms bei 424 Patienten mit akuter Pankreatitis konnte ein Vorhersagemodell entwickelt werden, das eine bisher nicht vorhandene Genauigkeit erreichte, um den Schweregrad der Erkrankung vorauszusagen.
Die Ergebnisse zeigen, dass frühe Veränderungen des Darmmikrobioms deutlich mit dem späteren Schweregrad der Pankreatitis, der Sterblichkeit und der Krankenhausverweildauer der Patienten zusammenhängen. Weiterführende bioinformatische Analysen zeigten zudem, dass möglicherweise mikrobielle kurzkettige Fettsäuren eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer schweren, lebensbedrohlichen Pankreatitis spielen könnten.
Für die Studie wurde das Mikrobiom von 424 Patienten mit einer akuten Pankreatitis aus Mund- und Enddarm-Abstrichen analysiert und mit dem späteren Krankheitsverlauf, der Krankenhausverweildauer und der Sterblichkeit der Patienten in Beziehung gesetzt. Es wurden verschiedene Einflussfaktoren auf das Mikrobiom in die Untersuchungen einbezogen, zum Beispiel Alter, Geschlecht, Nikotinkonsum und der Einsatz von Antibiotika.
„Um den potenziellen Einfluss des Darmmikrobioms auf den Schweregrad und Verlauf der akuten Pankreatitis zu untersuchen, haben wir bereits in der Notaufnahme Abstriche aus dem Mund sowie dem Enddarm bei den Patienten entnommen. Anschließend wurde die mikrobielle Zusammensetzung in den Proben anhand der DNA bestimmt. Hierzu wurde die Oxford Nanopore-Sequenzierung eingesetzt, die es erlaubt, lange DNA-Fragmente komplett zu analysieren. Mithilfe anschließender bioinformatischer Methoden ist so die genaue Bestimmung der Bakterien bis auf Speziesebene möglich“, sagt Herrmenau.
„Unsere Ergebnisse zeigen eine hochsignifikante Veränderung des Darmmikrobioms bei Patienten, die im weiteren Verlauf eine schwere Erkrankung entwickelt haben, länger im Krankenhaus bleiben mussten oder gar verstorben sind. Somit kann die mikrobielle Zusammensetzung des Darmes frühzeitig den Krankheitsverlauf vorhersagen, ist jedoch noch kein sicherer Beweis dafür, dass die Veränderungen des Mikrobioms Ursache für den schweren Krankheitsverlauf sind. Die Muster im Stoffwechsel, die wir anhand bioinformatischer Vorhersagemodelle identifizieren konnten, sind hochspannend und geben erste Hinweise, dass möglicherweise kurzkettige Fettsäuren, die von Mikroorganismen produziert werden, Einfluss auf die Entzündung der Bauchspeicheldrüse haben können“, so Ammer-Herrmenau. Mit diesen neuen Erkenntnissen über die Stoffwechselmuster der Mikroorganismen in der akuten Pankreatitis könnten zukünftig neue Therapieansätze für Betroffene möglich werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Hier findet ihr die Originalpublikation.
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