Bei der Wahl eines Partners oder einer Partnerin spielt nicht nur der visuelle Eindruck, sondern auch der Geruch eine wichtige Rolle – sowohl im Tierreich als auch beim Menschen. Bisherige Studien zeigen, dass Frauen, bedingt durch ihren Monatszyklus, für Männer zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich gut riechen: Am attraktivsten duftet eine Frau in der männlichen Nase während der fruchtbarsten Tage ihres Zyklus. Was bisher nicht beantwortet war: Gibt es zwischen den individuellen Düften der Frauen ebenfalls einen Unterschied, riechen bestimmte Frauen „besser“ als andere?
Bestimmte Sexhormone machen den Frauenduft attraktiv
Jetzt konnte ein Forschungsteam beweisen, dass der Duft bestimmter Frauen für Männer universell besser ist als derjenige anderer. Verantwortlich dafür sind die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Je nach dem Spiegel der Sexualhormone werden die Frauen von Männern attraktiver wahrgenommen oder eben weniger: „Frauen mit hohen Östrogen- und niedrigen Progesteronwerten sind olfaktorisch am anziehendsten für Männer“, fasst Daria Knoch die Ergebnisse der Studie zusammen. Was für die Forscherin aus evolutionsbiologischer Sicht zweifellos Sinn hat: Diese Hormonspiegel deuten auf eine hohe weibliche Fruchtbarkeit hin. Männer suchen gemäß Evolutionstheorie nach Frauen, mit der sie sich möglichst erfolgreich fortpflanzen können. Untersucht hatten die Forschenden auch andere Faktoren, die den Geruch beeinflussen könnten: das Stresshormon Cortisol sowie auch bestimmte Gene, die das Immunsystem prägen. „Einige Studien postulieren nämlich, dass die Wahl eines Partners oder einer Partnerin auf möglichst unterschiedlichen Immunsystemen von Mann und Frau gründet, damit der Nachwuchs ein möglichst gutes Abwehrsystem gegen Erreger in die Wiege gelegt bekommt“, führt Erstautor Janek Lobmaier von der Abteilung Sozialpsychologie und Soziale Neurowissenschaft aus. Doch die Resultate zeigen eindeutig, dass diese beiden Faktoren keinen Einfluss auf die Attraktivität des weiblichen Geruchs haben.
Striktes Versuchsprotokoll
Die Forschenden führten ihre Studie mit 28 Frauen und 57 Männern durch. Die Frauen, die ihren Duft spendeten, folgten „einem strengen Protokoll, um alle Faktoren zu minimieren, die den Duft verfälschen könnten“, so Lobmaier. So durften die Frauen nicht mittels Antibabypille die Empfängnis verhüten, in der Zeit der Dufterhebung nicht mit jemandem ihr Bett teilen, sie wuschen sich mit neutralen Duschmitteln, tranken an diesen Tagen keinen Alkohol und aßen keine scharfen Speisen. Zur Zeit der höchsten Fruchtbarkeit klebten sie über Nacht Baumwolle-Pads in Achselhöhlen, um ihren ganz individuellen Geruch „einzufangen“. Über Speichelproben wurden ihre Hormonspiegel bestimmt. Später im Labor schnupperten die Männer an den Baumwoll-Pads und verteilten für jeden Geruch, den sie wahrnahmen, 0 bis 100 Punkte – mit dem bekannten Resultat.
Signale der Frau
„Reproduktive Hormone sind Hinweise für die Fruchtbarkeit der Frau. Und je höher deren Spiegel ist, desto attraktiver wirkt die Frau auf Männer“, sagt Lobmaier. Östrogen zum Beispiel wirke auch positiv auf die visuelle weibliche Anziehungskraft, wie Studien zeigten: Hohe Östrogenspiegel machen Gesicht und Körper der Frau attraktiv für Männer. Und eben auch ihren Duft – auf jeden Fall bei Frauen, die nicht hormonell verhüten. Wie es sich mit der Pille verhält, wurde nicht untersucht: „Es ist aber zu vermuten, dass die hormonelle Verhütung den körpereigenen Geruch verfälschen kann“, so Knoch.