König Charles hat Krebs – eine Diagnose, mit der 20 Millionen Menschen weltweit leben müssen. Warum man darüber reden sollte und warum des Königs Diagnose besondere Chancen bietet, lest ihr hier.
Weniger als ein Jahr nachdem König Charles III. im Alter von 73 Jahren gekrönt wurde und nur ein paar Tage nach einer Prozedur wegen benigner Prostatavergrößerung kam für viele die Nachricht wie ein Schock: „Der König hat Krebs.“ So kurz der Satz klingt, so durchschlagend oder gar erschreckend ist für manche die Mitteilung.
„Papa hat Krebs“, „Meine Frau hat Krebs“, „Ich habe Krebs“. Ein einziges Wort mit fünf Buchstaben – ausgesprochen klingt es harsch und aggressiv und in Verbindung mit den Namen eines Familienmitglieds, eines nahestehenden Freundes oder einer geliebten Person in der Öffentlichkeit macht uns so ein kurzer Satz bedrückt und besorgt.
Aus der medizinischen Welt stellt sich mit Blick auf König Charles vor allem die Frage: Was könnte das nur für eine Diagnose sein? Ein naheliegender Gedanke wäre ein Prostatakarzinom, das erst ein paar Tage später im Operationspräparat bei der histologischen Untersuchung entdeckt wurde. Nun ist aber die Aussage, dass es sich nicht um ein Prostatakarzinom handelt, der einzige Hinweis, den der Palast bisher zum Gesundheitszustand des Königs herausgegeben hat. Es kann also weiter spekuliert werden. Handelt es sich vielleicht um eine anatomisch in der Nähe liegende Gewebsveränderung, die bei der (nicht näher beschriebenen) OP gesehen wurde? Wurde das Malignom bei einer der routinemäßig durchgeführten präoperativen Untersuchungen festgestellt? Deutet die Absage von gesellschaftlichen Terminen vielleicht darauf hin, dass der König immunsupprimiert ist, wegen einer hämatologischen Diagnose oder weil er vielleicht bereits Chemotherapie bekommt?
Nun könnte man natürlich argumentieren, dass das Privatleben der königlichen Familie respektiert werden sollte. Andererseits hat der König selbstverständlich im Rampenlicht zu stehen, er bekleidet eine öffentliche Funktion und gehört gerade zum Kern der Monarchie. Für die Medizin wäre das Schweigen zudem eine vertane Chance – erhält man doch Aufmerksamkeit für eine maligne Erkrankung und kann aufklären.
Krebs ist die Todesursache Nummer 1 in England, wie auch in vielen anderen Ländern. Weltweit leiden etwa 20 Millionen Menschen unter einer malignen Erkrankung. Die WHO schätzt, dass bis zum Jahr 2050 die Anzahl der Krebsdiagnosen um 77 % ansteigen wird. Der größte Anstieg wird in Afrika zu beobachten sein. Krebs ist deshalb quantitativ und qualitativ ein medizinisches, wissenschaftliches, sozialpolitisches und psychologisches Problem höchster Priorität.
Die Erkrankung einer Person des öffentlichen Lebens und ein offener Umgang damit könnte einen tröstenden, stärkenden Effekt für viele Patienten und Familienangehörige haben, die mit demselben Problem konfrontiert sind. Ein offener Umgang mit der Diagnose des Königs und eine proaktive Kommunikation könnte also nicht nur einen motivierenden Effekt auf Patienten haben, die einem ähnlichen Schicksal ausgesetzt sind, sondern sogar neue Energie und Initiativen im Kampf gegen den Krebs auslösen.
Meine Meinung: Kampagne statt Verschwiegenheit!
Bildquelle: Nathan mcgregor, unsplash