Wenn man berufsbedingt mit kranken und alten Menschen zu tun hat, kommen einem auch unangenehme Gerüche in die Nase – davon blieb ich an diesem Abend nicht verschont. Bis eine Kollegin beschloss, das Problem ganz subtil zu lösen.
Es ist das Jahr 2008, Abendverkauf – normalerweise läuft hier nicht sehr viel, so dass man Gelegenheit hat, ein bisschen mit den Kunden zu schwätzen. Eine liebe alte Kundin kommt vorbei mit einem Rezept. Wir unterhalten uns, dabei komme ich nicht umhin (oder besser meine Nase), zu bemerken, dass sie ziemlich nach abgestandenem Urin riecht. Das kann vorkommen, selbst mit den besten Binden, vor allem, wenn man den ganzen Tag dieselbe anhat. Ich kann ihr schlecht sagen, dass sie riecht. Genauso wenig kann ich einfach auf Abstand gehen – ist geradezu unhöflich, also versuche ich, es zu ignorieren.
Ich führe das Rezept aus und wir unterhalten uns ein wenig über dies und das. Nach ein paar Minuten merke ich, wie sich die Kollegin, die mit mir Abendverkauf hat, neben mich stellt. Ziemlich dicht. Erst bin ich irritiert – will sie mich etwas fragen? Aber nein, sie hat keinen Kunden und scheint sich einfach mit dem Computer zu beschäftigen. Als ich sie fragend anschaue, schüttelt sie nur lächelnd den Kopf und bleibt einfach dort.
Da merke ich, dass sich in den Uringeruch Parfumduft mischt. Zuerst denke ich, das kommt von meiner Kundin. Gar nicht mal übel, das Parfum. Als die Kundin jedoch gegangen ist, bleibt der Duft. Fragend schaue ich meine Kollegin an.
Pharmama: „Wieso stehst du eigentlich so nah bei mir? Kann ich dir bei etwas helfen?“
Kollegin: „Hast du es nicht bemerkt?“
Pharmama: „Was denn?“
Kollegin: „Ich bin dein lebendes Duftbäumchen!“
Sie hat bemerkt, wie streng die Kundin roch und sich gedacht, sie hilft mir etwas, indem sie sich mit dem neusten Parfum besprüht und ein olfaktorisches Gegengewicht bildet. Was soll ich sagen, es hat funktioniert!
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