Direkt erwähnt sind das Thema Transplantationen oder der Begriff „Organspende“ in den Krankenhausreformplänen nicht. Dennoch werden sich die Maßnahmen auch auf diesen Bereich auswirken. Ob eher im positiven oder im negativen Sinne – das muss sich zumindest nach Meinung von Dr. Gerald Gaß, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), noch herausstellen.
Vor allem geht es bei der Krankenhausreform um zwei Punkte:
• Zum einen sollen in Zukunft die Krankenhäuser Vorhaltepauschalen statt Fallpauschalen bekommen, also eine Vergütung allein schon für das Vorhalten von Leistungsangeboten erhalten. Dies soll ökonomischen Druck wegnehmen und Entbürokratisierung erlauben.
• Zum anderen soll es Gesundheitszentren statt kleiner Kliniken geben. Grundlage der Finanzierung durch die Krankenkassen sollen eher kleinteilig definierte Leistungsgruppen der Kliniken sein. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel existiert eine solche Leistungsgruppeneinteilung schon, etwa die Leistungsgruppe Herztransplantation oder die Leistungsgruppe Nierentransplantation. Die Leistungsgruppen sollen mit einheitlichen Qualitätsvorgaben etwa bei der Ausstattung, Personal und Behandlungserfahrungen verbunden sein.
Welche Auswirkungen könnte dies auf die Bedingungen der Transplantationsmedizin haben? Seine Gedanken zu diesem Thema hat DKG-Chef Dr. Gaß z. B. auf dem im November 2023 stattgefundenen 19. Jahreskongress der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) geäußert. Grundsätzlich sieht er mögliche positive Auswirkungen in den Bereichen
• Personal-Patient*innen-Verhältnis
Nach Dr. Gaß gibt es ein Potenzial von bis zu einem Drittel zusätzlicher Organspender*innen – einer der wichtigsten limitierenden Faktoren beim Ausschöpfen dieser Möglichkeiten sei die Personaldecke. Allerdings ist der Experte aufgrund der Gestaltung der Reform eher skeptisch, ob es zu einer Erhöhung des Personals für vollstationäre Fälle kommen wird.
• Zusammenführen von Leistungskomplexen zu großen Zentren
Dr. Gaß sieht in der Zusammenführung von Leistungskomplexen z. B. zu großen Neurologien, Notfallversorgungskomplexen und Ähnlichem „tendenziell“ das Potenzial für die Aufdeckung von mehr möglichen Organspenden. Hier ist sein Optimismus allerdings mit Blick auf die bisherigen Ergebnisse vieler Universitätskliniken eher gedämpft. Dazu weist der DGK-Chef auf die aufgrund des aufgetretenen Finanzlochs im Bundeshaushalt fehlenden Mittel für einen Transformationsfonds hin, der die angestrebten Fusionen finanzieren sollte.
• Digitalisierung
Hoffnungsträger ist für Dr. Gaß allerdings die weiter fortschreitende Digitalisierung. Allerdings: Eigentlich ist diese gar nicht Bestandteil der Krankenhausreform!
Dr. Gaß sieht in der Krankenhausreform keinen genügenden Zukunftsplan und schon gar keine Vision. Auf dem Jahreskongress teilten die anwesenden Fachleute seine Meinung: Nur 10 Prozent der Zuhörer*innen gaben an, dass sie durch die Reform mit positiven Auswirkungen auf Organspenden rechnen.
Hier finden Sie nähere Informationen zur Krankenhausreform und zu Neuigkeiten aus der Transplantationsmedizin.
1. Gerald G. DKG – Partner in der Organspende: Bedeutung der geplanten Krankenhausreform, Vortrag, November 2023, 19. Jahreskongress der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Würzburg.
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