Ein totes Opossum wurde im Park einer brasilianischen Großstadt positiv auf Tollwut getestet. Das Tier trug eine Virusvariante in sich, die sonst bei Fledermäusen vorkommt. Warum eine Übertragung auf Hunde wahrscheinlich ist, lest ihr hier.
Ein weibliches Weißohr-Opossum (Didelphis albiventris), das im Park Bosque dos Jequitibás im Zentrum von Campinas, einer der größten Städte im brasilianischen Bundesstaat São Paulo, tot aufgefunden wurde, starb an einer Tollwut-Meningoenzephalitis. Dies berichtet jetzt eine Gruppe von Forschern der Universität von São Paulo (USP) und des Adolfo-Lutz-Instituts (IAL), dem regionalen Referenzlabor in einer Veröffentlichung. In dem in der Fachzeitschrift Emerging Infectious Diseases veröffentlichten Artikel warnen die Forscher vor dem Vorkommen des für den Menschen tödlichen Virus in städtischen Gebieten.
„Im Bundesstaat São Paulo gibt es dank der erfolgreichen Impfkampagnen für Haustiere keine Hundetollwut mehr. Deshalb ist es wichtig, auch andere Säugetiere zu überwachen, die als Überträger des Virus fungieren können, insbesondere Tiere, die bei dieser Art der Überwachung vernachlässigt werden, wie z. B. Opossums“, so Eduardo Ferreira Machado, Erstautor des Artikels. Er führte die Studie im Rahmen seiner Doktorarbeit an der Fakultät für Veterinärmedizin (FMVZ-USP) durch.
Die bei dem Tier festgestellten neurologischen Anzeichen der Krankheit wiesen auf die Form der Tollwut hin, die Lähmungen verursacht und von Fledermäusen übertragen wird. In anderen Organen identifizierte Viruspartikel zeigten außerdem, dass sich die Infektion in der systemischen Ausbreitungsphase befand. Das Opossum war eines von 22 Tieren, die von der Gruppe im Jahr 2021 im Rahmen eines epidemiologischen Überwachungsprojekts in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt der Stadt São Paulo und dem Zentrum für Zoonosekontrolle in Campinas auf Tollwut und andere Krankheiten untersucht wurden.
Im selben Jahr untersuchte das Team 930 Fledermäuse, von denen 30 positiv auf Tollwut getestet wurden. Mehr als die Hälfte von ihnen (17 oder 56,7 %) gehörten zu den frugivoren Arten der Gattung Artibeus. Die übrigen waren Insektenfresser und gehörten zu drei verschiedenen Gattungen. Die Übertragung zwischen Fledermäusen und Opossums kann durch ihre Interaktion erfolgen, da diese Tiere in der Natur, z. B. in Baumkronen, und in vom Menschen geschaffenen Umgebungen, z. B. in Dachgiebeln oder Hinterhöfen, um Lebensräume konkurrieren.
Im Jahr 2014 wurde in Campinas ein Fall von Katzentollwut gemeldet. Die Infektion wurde auf eine Virusvariante zurückgeführt, die bei Fledermäusen vorkommt. Da sowohl Katzen als auch Opossums Fledermäuse fressen können, war dies der wahrscheinlichste Übertragungsweg. Die Forscher wiesen auch darauf hin, dass 15 der 22 untersuchten Opossums von Hunden getötet worden waren. „Hunde können eine Brücke zwischen Opossums und uns sein und Tollwut und andere Krankheiten auf den Menschen übertragen. Deshalb ist es wichtig, wild lebende Tiere in Städten zu überwachen“, sagt Machado.
Laut José Luiz Catão-Dias, Co-Autor des Artikels, sind Opossums der Schlüssel zu dieser Art von Überwachung, da sie sich gut an städtische Umgebungen anpassen, ohne zwangsläufig auf die Interaktion mit Waldgebieten zu verzichten. „Trotzdem werden sie vernachlässigt. Es ist kaum etwas über die Krankheiten bekannt, die sie haben und auf uns übertragen könnten“, sagt Catão-Dias, der das Projekt leitet. Die Autoren des Artikels weisen darauf hin, dass eine in den 1960er Jahren durchgeführte Studie zu ersten Vermutungen über die Resistenz von Opossums gegen das Tollwutvirus führte – eine Annahme, die durch die wenigen Berichte über Tollwut bei diesen Tieren noch verstärkt wurde.
Die niedrige Prävalenz der Tollwut bei Opossums in Nordamerika, wo wilde fleischfressende Säugetiere ein natürliches Reservoir für das Virus darstellen, wurde mit ihrer niedrigen Körpertemperatur (34,4 °C – 36,1 °C) und der geringen Wahrscheinlichkeit, einen Angriff eines tollwütigen Tieres zu überleben, erklärt. Die brasilianische Studie zeigt jedoch, dass die Übertragung stattfindet und überwacht werden sollte.
Die Forscher analysieren weiterhin tote Tiere, die in das Pathologiezentrum des IAL gebracht werden, um das Vorhandensein von Tollwut und anderen Krankheiten zu überwachen. Sie planen eine Partnerschaft mit Einrichtungen in anderen Ländern, z. B. in Australien, um Opossums und andere Beuteltiere überwachen zu können. „Die Australier haben auf diesem Gebiet sehr viel Erfahrung. Wir können Vergleiche anstellen, die für beide Länder von Nutzen sein werden“, sagt Catão-Dias.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Fundação de Amparo à Pesquisa do Estado de São Paulo. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Jack Bulmer, Unsplash