Das Disease-Management-Programm Chronischer Rückenschmerz ist nicht auf dem neuesten Stand. Das zeigt eine Leitlinien-Recherche des IQWiG. Welche Bereiche aktualisiert werden müssen, lest ihr hier.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) die Empfehlungen aus aktuellen evidenzbasierten Leitlinien zur Behandlung von chronischen Rückenschmerzen mit den Anforderungen im Disease-Management-Programm Chronischer Rückenschmerz (gemäß der entsprechenden Richtlinie DMP-A-RL) abgeglichen. Vorläufiges Ergebnis: Das DMP (Disease-Management-Programm) Chronischer Rückenschmerz sollte aktualisiert werden.
Für den nun vorliegenden Vorbericht wertete das Wissenschaftlerteam des IQWiG mehr als 371 Empfehlungen aus neun evidenzbasierten Leitlinien aus, extrahierte diskrepante Empfehlungen und fasste diese inhaltlich zusammen. Zusätzlich werden Empfehlungen zu digitalen medizinischen Anwendungen (DiGA) unabhängig von Empfehlungsstärke und Evidenzlevel dargestellt.
Demnach weichen zahlreiche Aspekte des DMP Chronischer Rückenschmerz von den aktuellen Leitlinienempfehlungen ab und sollten aktualisiert werden. Dazu zählen beispielsweise die Diagnostik und Prüfung der Aufnahmekriterien fürs DMP, eine differenzierte Therapieplanung, therapeutische Maßnahmen mit Verlaufskontrolle und Kooperation über die Versorgungsebenen hinweg sowie Schulung von Versicherten. Zudem identifizierten die Wissenschaftler zusätzliche Versorgungsaspekte, die bisher nicht im DMP thematisiert werden.
Strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke Menschen, sogenannte Disease-Management-Programme (DMPs), sollen für die Betroffenen eine Versorgung sicherstellen, die Folgeschäden und Verschlechterungen von chronischen Rückenschmerzen so weit wie möglich verhindert und die Lebensqualität verbessert. DMPs beruhen auf Erkenntnissen der evidenzbasierten Medizin und ihre inhaltlichen Anforderungen werden regelmäßig auf Aktualität hin überprüft.
Chronische Rückenschmerzen sind weit verbreitet: Mit rund 16 Prozent leiden viele Erwachsene an chronischen Rückenschmerzen, Frauen häufiger als Männer. Und mit zunehmendem Alter wächst die Zahl der Betroffenen deutlich: Fast ein Viertel der Menschen ab 70 Jahren leidet an chronischen Rückenschmerzen. Gemäß der DMP-A-Richtlinie bezieht sich das DMP Chronischer Rückenschmerz auf chronische nicht-spezifische Kreuzschmerzen, deren Genese multikausal ist und denen keine eindeutige somatische Ursache zugeordnet werden kann.
Diagnose und Behandlung solcher Schmerzen sind daher komplex und erfordern eine enge Zusammenarbeit von medizinischem Personal aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Versorgungsebenen. Deshalb ist es hilfreich, die Behandlung von Betroffenen effektiv zu steuern und unnötige Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen zu vermeiden – wie im DMP Chronischer Rückenschmerz.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die Originalpublikation haben wir euch hier verlinkt.
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