Ein Niacin-Überschuss erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle, Streit um Lauterbachs 50-Milliarden-Euro-Rechnung und Thrombose-Warnung zu hormoneller Kombi-Pille. Diese News lest ihr hier im Schnelldurchlauf.
Das Transparenzgesetz ist durch: Pünktlich zu Karl Lauterbachs Geburtstag hat der Vermittlungsausschuss Mittwochabend (21. Februar 2024) seinen Plänen für mehr Transparenz bei Klinik-Behandlungen zugestimmt – vor allem in der Ampel-Koalition sorgt die Einigung nach monatelangem Ringen für Erleichterung. Nun stehe einer Beschlussfassung im Bundesrat nichts mehr im Wege, so der Bundesgesundheitsminister. Der Online-Klinik-Atlas soll voraussichtlich im Mai an den Start gehen. Neben einigem Jubel hält die Kritik an den Reformplänen allerdings an– vor allem, was die Finanzierung angeht.
Kern der Einigung war, dass die Kliniken einen Transformationsfonds mit Blick auf die geplante große Krankenhausreform bekommen. Dieser soll ab 2025 für die nächsten zehn Jahre mit 50 Milliarden Euro gefüllt werden. Die Frage ist jetzt: Wer bezahlt diese gigantische Rechnung? Geplant ist, dass sich Bund und Länder die Summe jeweils zur Hälfte teilen. Da der Bund seinen eigenen Anteil jedoch aus dem Gesundheitsfonds finanzieren will – also aus Geldern der Gesetzlichen Krankenversicherung – zeichnet sich immer stärker ab, dass zu einem großen Teil die GKV-Versicherten dafür aufkommen sollen.
Krankenkassenverbände reagierten verärgert: „Ein Rückgriff auf Mittel der Beitragszahlenden der gesetzlichen Krankenversicherung wäre ein Etikettenschwindel”, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorständin des GKV-Spitzenverbandes. Die Kosten seien von Bund und Ländern zu tragen, weil es sich beim Umbau der gesundheitlichen Infrastruktur um eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe” handle. Auch die Vorsitzende des AOK-Bundesverbands Carola Reimann erklärte, eine solche Einigung zulasten der gesetzlich Versicherten wäre „nicht akzeptabel”.
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In der Opposition will man nicht mal von einer Einigung sprechen: „Karl Lauterbach verkündet Einigungen, wo es keine gibt. Sein kontraproduktives Transparenzgesetz wurde gestern mit Ampel-Mehrheit unverändert durchgepeitscht. Keine Kompromissbereitschaft ggü. den Ländern. Stattdessen ein Transformationsfonds mit völlig offener Finanzierung”, schreibt CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge auf der Plattform X.
Als Nahrungsergänzung mit „Anti-Aging-Effekt“ ist Niacin, früher auch Vitamin B3 genannt, populär – und in zu hohen Dosen offenbar schädlich für das Herz. Eine Studie zeigt jetzt ein bislang unbekanntes Risiko von zu hohen Niacin-Dosen: Ein Abbauprodukt von Niacin hängt stark mit dem Auftreten von Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. Die Forschergruppe aus den USA fand einen Signalweg, über den erhöhte Niacin-Werte diese Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen könnten. Veröffentlicht wurde die Publikation in Nature Medcine.
Bislang gingen Experten davon aus, dass nicht verwendete Niacin-Mengen einfach mit dem Urin ausgeschieden werden, da das Vitamin wasserlöslich ist. Die aktuelle Studie kommt zu einem anderem Ergebnis: Demnach werden überschüssige Niacinmoleküle im Körper weiterverarbeitet statt direkt entsorgt. Dabei entsteht unter anderem das Molekül 4PY. Dieses regt die Produktion eines Proteins an, das zu Entzündungen der Blutgefäße führt.
In der mehrteiligen Studie wurden mehr als 4.000 Probanden aus den USA und Europa untersucht. Darin konnte gezeigt werden, dass 4PY das zukünftige Risiko der Teilnehmer für Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod vorhersagte. Außerdem wurde in Tierversuchen nachgewiesen, dass 4PY Entzündungen der Blutgefäße hervorruft, die auf lange Sicht zu Arteriosklerose führen können.
Bisher konnten die Forscher nicht bestimmen, wo genau die Grenze zwischen einer gesunden und einer ungesunden Niacinmenge liegt – das müssen zukünftige Studien erst noch zeigen. Die Ergebnisse der Studie legen aber nahe, dass man nicht deutlich über die empfohlene Tagesdosis hinausgehen sollte. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Niacinzufuhr zwischen 11 und 16 mg. Eine Menge, die bei der üblichen Ernährung in Deutschland schon weit überschritten wird. In anderen Ländern wie den USA ist es noch immer gängige Praxis das Vitamin einigen Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Getreide und Hafer zuzusetzen, um Nährstoffmangel vorzubeugen.
„Die durchschnittliche Person sollte Niacin-Ergänzungen vermeiden”, so das Fazit von Studienautor Dr. Stanley Hazen vom Lerner Research Institute der Cleveland Clinic. Außerdem müsse die Sicherheit von Niacin neu bewertet werden. Er warnte zudem davor, dass Patienten rezeptfreie Nahrungsergänzungsmittel ohne ärztlichen Rat einnehmen.
Neuer Rote-Hand-Brief: Frauen, die eine Verhütungspille mit den Wirkstoffen Chlormadinonacetat und Ethinylestradiol einnehmen, haben ein 1,25-fach erhöhtes Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) im Vergleich zu Frauen, die kombinierte hormonale Kontrazeptiva mit den Wirkstoffen Levonorgestrel und Ethinylestradiol einnehmen. Zu diesem Schluss kam die die retrospektive Kohortenstudie RIVET-RCS.
Ärzte sollten bei der Verordnung die aktuellen, individuellen Risikofaktoren der einzelnen Frauen in den Blick nehmen und das VTE-Risiko mit dem anderer kombinierter hormonaler Kontrazeptiva vergleichen. Es gibt außerdem Hinweise, dass das Risiko erhöht ist, wenn die Einnahme der Pille nach einer Unterbrechung von 4 oder mehr Wochen wieder aufgenommen wird.
Unter diesem Link findet ihr für das Gespräch mit der Patientin die aktuelle ärztliche Checkliste für die Verschreibung.
Bildquelle: Jesse Orrico, Unsplash