Warum manche Menschen keinen Alkohol vertragen, Sonnencreme nicht zu lange rumstehen sollte und eine kurze Geschichte zu Crystal Meth. Drei Info-Häppchen aus der Medizin – lest jetzt rein.
Als Apotheker begegnen mir immer wieder Missverständnisse oder Wissenslücken zu Arzneimitteln – auch bei Ärzten. Mit meinen Blogs möchte ich hier aufklären und unterhalten. Los geht’s!
Wird Alkohol getrunken, wird er anschließend in der Leber durch die Alkoholdehydrogenase (ADH) zu Acetaldehyd abgebaut. Das entstandene Acetaldehyd wird im Anschluss durch die Aldehyddehydrogenase (ALDH) zu Essigsäure abgebaut, die dann wiederum zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser gespalten wird. Von der ALDH gibt es zwei verschiedene Enzyme: ALDH 1 und ALDH 2. Für die ALDH 2 wurde ein genetischer Polymorphismus beschrieben, das heißt, das Enzym tritt aufgrund einer Mutation in verschiedenen Formen auf. Das hat zur Folge, dass es bei den betroffenen Personen zu einer Verminderung des Acetaldehyd-Abbaus kommt. Man spricht dabei vom Acetaldehydsyndrom. Weniger Abbau bedeutet, dass die Acetaldehydkonzentration im Blut ansteigt.
Das vermehrte Auftreten von Acetaldehyd führt zum Flush-Syndrom, das unter anderen mit Palpitationen sowie mit Schweißausbruch, Hautrötung, Übelkeit und Erbrechen verbunden ist. Bei Europäern ist dieser Defekt relativ selten, in der asiatischen Bevölkerung findet man ihn jedoch in bis zu 50 Prozent der Fälle; vor allem Japaner und Mongolen sind betroffen.
Bei Crystal Meth handelt es sich um Methamphetaminhydrochlorid, das, wie man am Namen erkennen kann, zu den Amphetaminen gehört. Wie so viele Drogen, wurde auch diese zuerst als Arzneimittel auf den Markt gebracht: 1938 unter dem Namen Pervitin. Es wurde unter anderem zur Stimulation des Kreislaufs, zur Stimmungsaufhellung, um wach zu bleiben und um das Hungergefühl zu unterdrücken eingesetzt. Pervitin versetzte einen aber ebenso in eine euphorische, optimistische Stimmung. Auch der Sexualtrieb wurde durch die Substanz angeregt.
Im Zweiten Weltkrieg verteilte man Pervitin an die Soldaten. Auch Hitler soll es täglich von seinem Leibarzt gespritzt bekommen haben, der es ihm als harmlosen Vitamin-Cocktail verkaufte. 1988 wurde Pervitin in Deutschland als Arzneimittel vom Markt genommen – als Crystal Meth lebt es weiter. Allerdings kann man bei Crystal Meth nicht von derselben Reinheit ausgehen, wie man es bei Pervitin konnte. Da die Droge vor allem in Tschechien hergestellt wird, findet man die meisten Konsumenten in den angrenzenden Bundesländern, wie Bayern und Sachsen.
Octocrylen ist eine ölige, klar-gelbe Flüssigkeit, die in der Lage ist, UVB- und kurzwellige UVA-Strahlen zu absorbieren. Als UV-Filter ist sie in der EU zugelassen und wird nicht nur in einigen Sonnencremes, sondern auch manchmal in Tagescremes mit LSF eingesetzt. Die Verbindung dringt in die Haut ein und wandelt die UV-Strahlen vor allem in Wärme um, sodass sie nicht in die Haut eindringen können.
Wie man allerdings vor kurzem herausgefunden hat, wird Octocrylen im Laufe der Zeit zu Benzophenon umgewandelt. Je länger man die Creme also stehen lässt, desto höher ist die Konzentration an Benzophenon, zumindest bis zu einem gewissen Punkt.
Benzophenon kann nicht nur allergische Reaktionen der Haut auslösen, sondern wird auch über die Haut aufgenommen, was in Tierversuchen unter anderem Leberkrebs verursachte und dementsprechend vermutlich auch beim Menschen krebserzeugend ist. Aufgrund der hormonähnlichen Wirkung kann Benzophenon zudem auch die Schilddrüse und die Fortpflanzungsorgane schädigen. Wie immer macht auch hier die Dosis das Gift. Es empfiehlt sich dennoch, auf Produkte zu verzichten, die Octocrylen enthalten.
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