Eine der weltweit größten Studiengruppen für akute lymphatische Leukämie konnte dazu beitragen, die Heilungsrate von Betroffenen deutlich zu steigern. Mehr dazu hier.
Die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) der Erwachsenen ist außerordentlich komplex, langwierig und für Patienten sehr belastend. Da die ALL verglichen mit anderen Krebsarten im Erwachsenenalter selten ist, wird die Therapie in Europa seit Jahrzehnten durch multizentrische Studiengruppen organisiert. Wichtigstes Instrument der Verbesserung von Diagnostik und Therapie sind prospektive akademische Studien.
In Deutschland übernimmt diese Aufgabe seit Jahrzehnten die German Multicenter Study Group for Adult ALL (GMALL), eine der weltweit größten Studiengruppen für diese Erkrankung mit Sitz am Universitätsklinikum Frankfurt. Unter Leitung von Dr. Nicola Gökbuget, Oberärztin der dortigen Medizinischen Klinik 2, Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie, wurden nun Konsensus-Empfehlungen der führenden europäischen Experten für die ALL des Erwachsenen erstellt. Die Leitlinie bündelt damit erstmals die europäische Expertise. Die Ergebnisse des European LeukemiaNet (ELN) wurden als zweiteiliger Special-Report im Fachjournal Blood veröffentlicht.
„Das Wissen über die Krankheitsbiologie und die Therapiemöglichkeiten von ALL bei Erwachsenen nimmt exponentiell zu“, erklärt Gökbuget, Erstautorin der Referenzempfehlung. „Uns war es angesichts spezifischer Konstellationen in den europäischen Gesundheitssystemen wichtig, den aktuellen Stand der Erkenntnisse insbesondere aus europäischer Perspektive zusammenzufassen.“ In den detaillierten ELN-Empfehlungen sollen Ärzte Antworten auf Fragen des Patientenmanagements finden. Zudem sollen die Leitlinien dazu beitragen, das Reporting klinischer Studien zu standardisieren.
Aufgrund des großen Umfangs und der Komplexität wurden die Therapieempfehlungen in zwei Teilen veröffentlicht. Teil 1 befasst sich mit Diagnostik, Prognosefaktoren und Verlaufsbeurteilungen bei der ALL. Hier wurden auch Standards für die Klassifikation und Evaluation im Rahmen klinischer Studien definiert. Der zweite Teil umfasst das gesamte Management. Das Spektrum reicht von Induktions- und Konsolidationstherapie über den Einsatz neuer Substanzen, Stammzelltransplantation, Rezidivtherapie, die Behandlung spezieller Subgruppen der ALL bis hin zu Spätfolgen der Therapie und unterstützender Behandlung. Neben der detaillierten Bewertung der Datenlage enthalten die Empfehlungen auch zahlreiche Experteneinschätzungen zu aktuell diskutierten Fragen.
Arbeitsgruppen aus acht europäischen Ländern haben mit ihrer jahrelangen systematischen Arbeit dazu beigetragen, dass die Prognose auch bei älteren Patienten mit ALL deutlich verbessert werden konnte. Diesen Weg will das europäische Konsortium zum Wohl der Betroffenen konsequent weiterverfolgen.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die Originalpublikation haben wir euch hier (Teil 1) und hier (Teil 2) verlinkt.
Bildquelle: Enric Moreu, Unsplash