Ärzte, Apotheker und Patienten haben bei einer Pharmakotherapie nicht immer die gleiche Motivation. Grund genug, ein neues Konzept zu entwickeln: Mit der „Conjoint Analysis“ sollen Therapieziele auf wissenschaftlicher Basis abgeglichen werden.
Kürzlich untersuchten Wissenschaftler am Beispiel von Diabetes mellitus, welche Erwartungen Heilberufler und Betroffene haben. Ärzte versuchen, eine möglichst gute Stoffwechsellage zu erzielen, um Komplikationen zu vermeiden. Patienten leiden jedoch, falls sie durch Sulfonylharnstoffe beziehungsweise Glitazone mehr oder minder stark zunehmen. Auch empfinden sie es als unangenehm, regelmäßig Insulin zu spritzen. Sandeep Vijan, Wissenschaftler aus dem US-amerikanischen Ann Arbor, weist in „JAMA Internal Medicine“ auf genau diesen Widerspruch hin: ein Thema, das bei vielen Krankheiten zum Tragen kommt.
Entsprechende Überlegungen sind auch beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ein Thema. Versorgungsforscher arbeiten mit sogenannten Effizienzgrenzen: Verbessert beispielsweise eine Standardtherapie den Nutzen um 50 Prozent im Vergleich zur Vorgängertherapie, sind die Kosten jedoch um 100 Prozent höher, errechnen Mathematiker aus dem Verhältnis beider Prozentsätze eine Effizienzgrenze. Um hier patientenrelevante Endpunkte zu gewichten, kommt die Conjoint Analysis zum Einsatz.
Jetzt hatten 326 Patienten mit Hepatitis C sowie 21 Ärzte Gelegenheit, das neue Modell auszuprobieren. Dazu gehörten Parameter wie Dauer und Aufwand der Therapie, Nutzen beziehungsweise Nebenwirkungen. So gelang es den Forschern, zu berechnen, welche unerwünschten Effekte Patienten für eine bestimmte Heilungschance in Kauf nehmen. Ärzte setzten etwas stärker auf die Virusfreiheit als Patienten. Apotheker spielten jedoch keine Rolle. Nach dem erfolgreichen Test bleibt offen, ob das getestete Befragungsmodell beibehalten wird. In Großbritannien arbeiten Gesundheitsökonomen mit einer Stichprobe der Allgemeinbevölkerung.