Dienstagmorgen, 06:30 Uhr – Susanne sitzt wie gerädert auf der Bettkannte und schaltet ihren Wecker aus. Wie so oft wurde Susanne auch diese Nacht durch Nachtschweißepisoden aufgeweckt und es dauerte einige Zeit, bis sie wieder einschlafen konnte. Ihr steht ein anstrengender Tag bevor – die wichtige Abschlusspräsentation mit dem Kunden ist um 15 Uhr. Sie macht sich jetzt schon Sorgen währenddessen eine Hitzewallung zu kriegen. Es wäre nicht das erste Mal und es ist ihr immer sehr unangenehm. In ihrer Mittagspause hat sie einen Termin bei ihrem Frauenarzt. Sie möchte mit ihm über ihre lästigen Menopausen-Symptome sprechen, doch stresst sie der Termin gerade eher – sie muss doch noch so viel vorbereiten für die Präsentation später…
Sie kennen es sicher auch aus Ihrer Sprechstunde: Ihre Patientinnen klagen über ihr Leid mit den typischen Menopause-Symptomen wie Hitzewallungen und Nachtschweiß. Sie wirken dabei genervt, gestresst oder aufbrausend. Eigentlich wenig verwunderlich:
Vor diesem Hintergrund scheint es wenig überraschend, dass einige Frauen in der Peri- und Postmenopause zu „schwierigen Patientinnen" werden.
Behandelnde, die besonders häufig über „schwierige" Patientinnen und Patienten berichten, können folgende Charakteristika aufweisen:2
Sie zeigen sich öfter frustriert und gestresst oder leiden gar unter Burnout-Symptomen.2 Letztere kommen Schätzungen zufolge bei 20‒25 % der Ärzteschaft in Deutschland vor.1 Wie also kann bei all dem Alltagsstress das Gespräch über die Wechseljahre mit „schwierigen Patientinnen“ gelingen?
Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse lässt sich der Großteil der Patientinnen und Patienten durch das Berücksichtigen dieser 3 Punkte zufriedenstellen:3
Punkt 3 auf dieser Liste wird weitgehend als erfüllt betrachtet, während Interaktion und Teilhabe kaum wahrgenommen werden. Einer Umfrage* zufolge fühlt sich jede 3. Frau mittelmäßig bis sehr schlecht zum Thema Wechseljahre beraten. Geht es um Therapieoptionen, steigt der Anteil der Befragten, die die Beratungsqualität bemängeln, auf 50 %.1 Dabei könnte die Erfüllung der oben genannten Kriterien zu einer besseren Identifizierung mit der gewählten Therapie, einer besseren Compliance sowie einem gesteigerten Wohlbefinden beitragen.3
Ein idealtypisches Gespräch unter Berücksichtigung der oben genannten Faktoren kann in 5 einfachen Schritten abIaufen:3
Geben Sie den zeitlichen Rahmen für das Gespräch vor, z. B. 10 min, und legen Sie eine Agenda fest. Erfragen Sie, welche Themen der Patientin aktuell am wichtigsten sind. Offene Fragen erleichtern der Patientin das Schildern ihrer Beschwerden.
Unterbrechen Sie die Patientin zunächst nicht, um Fakten zu ihren Symptomen abzufragen. Durch Unterbrechungen können nicht nur wertvolle Informationen verloren gehen, das Gespräch kann im Zweifelsfall durch wiederholte Nachfragen unnötig verlängert werden. Offensichtliche Emotionen können direkt adressiert werden.
Neben Nicken, Blickkontakt und einem zustimmenden ,,Ja" zeigen Sie aktives Interesse an der Patientin durch Wiederholung/ Zusammenfassung des Gesagten, Folgefragen oder Rückfragen sowie empathisches Eingehen auf Emotionen.
Nun haben Sie die Gelegenheit, die Beschwerden der Patientin mit geschlossenen Fragen konkret zu erheben. Dabei ist es hilfreich, Gründe für die Fragen anzugeben (.,Um ... einzuordnen, frage ich...").
Die weitere Diagnostik und Therapieplanung können jetzt mit der Patientin abgestimmt werden. Auch in diesem Gesprächsteil sollten Emotionen nicht unberücksichtigt bleiben.
Neigt eine Patientin zu Ausschweifungen und Theatralik, sind Anerkennung und Wertschätzung im Gespräch besonders wichtig. Ein sanftes Lenken des Gesprächs, z. B. mittels Rückfragen, ist möglich. Diese sollten möglichst konkret sein, um weitere Ausschweifungen zu vermeiden.4
Anspruchsvollen, rechthaberischen und misstrauischen Patientinnen sollte vermittelt werden, dass sie die Kontrolle über ihre Situation und mögliche Entscheidungen behalten. Vertrauensbeweise, wie Einblicke in Laborberichte, können hilfreich sein.4
Bei Patientinnen, die unsicher oder unterwürfig wirken, besteht die Gefahr, dass sie sich nicht an Anweisungen halten oder verschriebene Medikamente nicht einnehmen. In diesen Fällen lohnt es sich, Sachverhalte besonders genau zu erläutern und an die Eigenverantwortung zu appellieren. Auch gezielte Nachfragen nach Sorgen und Bedenken sind ggf. sinnvoll.4
*Repräsentative Umfrage unter 1.000 Frauen im Alter von 45-60 Jahren zu den Themen Lebensqualität, Menopause und Hormonersatztherapie (HRT). Umfragezeitraum: 6.-12.5.2020. Methode: Online-Umfragepanel forsa.omninet.1
Abkürzungen:
VMS: Vasomotorische SymptomeMAT-DE-VEO-2024-00052 | Erstellt: Februar 2024Referenzen: