Weltweit sterben jährlich 500.000 Kinder an Malaria. Jetzt gibt es Hoffnung, diese Zahl zu reduzieren – dank zwei vielversprechender Impfstoffe. Welcher hat die Nase vorn?
Im Jahr 2020 gab es weltweit 241 Millionen Malariafälle und 627.000 Todesfälle. Ungefähr 95 % der Malariafälle und Todesfälle traten in Afrika südlich der Sahara auf. Fast alle Malaria-Todesfälle wurden durch Plasmodium falciparum verursacht und betrafen Kinder unter 5 Jahren, da der Parasit bei ihnen besonders schwerwiegende Anämien auslöst, die aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung häufig nicht behandelt werden. Die Entwicklung von Malaria-Impfstoffen erwies sich in der Vergangenheit als schwierig. Die polymorphen Antigene des Parasiten machten es schwierig, geeignete Zielstrukturen für einen Impfstoff zu finden. In Feldversuchen enttäuschten Impfstoffkandidaten mit unzureichender Wirksamkeit. Zudem stellt die Bereitstellung der Impfstoffe sowie deren Transport, Lagerung und Verteilung eine große logistische Herausforderung dar.
Inzwischen sind zwei Impfstoffe von der WHO zur Prävention der Malaria empfohlen. Der erste zugelassene Impfstoff ist der Malaria-Impfstoff RTS,S/AS01, der unter dem Handelsnamen Mosquirix erhältlich ist. Bereits zwei Millionen Kinder wurden damit geimpft. Der Impfstoff wurde 2016 in Pilotprojekten in Ghana, Malawi und Kenia getestet und von der WHO 2021 für eine breitere Anwendung empfohlen. In einer Zulassungsstudie an afrikanischen Kindern vermittelte der Impfstoff eine 56 %ige Wirksamkeit gegen unkomplizierte klinische Malaria über 12 Monate. Ein wirksamer Schutz erfordert drei Impfstoffdosen im ersten Lebensjahr und eine Auffrischungsimpfung mit 24 Monaten.
Im November 2023 erhielt Kamerun 330.000 Impfstoffdosen für eine Routineimpfung bei Kindern, finanziert von der Gavi Vaccine Alliance. GAVI ist eine globale Impfallianz aus verschiedenen Partnern, die sich dafür einsetzt, dass Menschen auch in den ärmsten Ländern der Welt Impfungen erhalten. GAVI finanziert Impfprogramme und liefert die Impfstoffe. Eine Dosis des RTS,S-Impfstoffs kostet derzeit 9,30 Euro und ist damit teurer als die neue Alternative.
Der neue Impfstoff R21/Matrix-M, entwickelt an der Universität Oxford, wird vom weltweit größten Impfstoffhersteller, dem Serum Institute of India, produziert. Die WHO hat diesen Impfstoff im Oktober 2023 ebenfalls für die Malaria-Prophylaxe empfohlen. In einer Phase-III-Studie mit 4.800 Kindern zwischen 5 und 36 Monaten in Mali, Burkina Faso, Kenia und Tansania wurde eine Wirksamkeit von 68 % für Gebiete mit ganzjährigem Malaria-Vorkommen und 75 % für Gebiete mit saisonaler Malaria festgestellt. Die beste Wirksamkeit wurde bei Kindern zwischen 5 und 17 Monaten beobachtet. Diese zeigten auch die höchsten AK-Titer. Beide Impfstoffe zeigten eine Abnahme der Wirksamkeit innerhalb eines Jahres nach der Impfung, daher sind Auffrischungsimpfungen erforderlich.
Daten deuten darauf hin, dass der neue Impfstoff R21 nach der Boosterimpfung möglicherweise effektiver ist als der Mosquirix-Impfstoff. Über vier Jahre gemessen, lag die Wirksamkeit für den neuen R21-Impfstoff noch bei 64 %, während die Schutzwirkung für RTS,S zu diesem Zeitpunkt bei nur 36 % lag. Beim Vergleich der Wirksamkeit ist jedoch Vorsicht geboten, da die gemessenen Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Regionen und Studiendesigns nicht uneingeschränkt zueinander in Relation gesetzt werden können. Die WHO empfiehlt daher, die Impfstoffe gleichrangig und je nach Verfügbarkeit einzusetzen. Ein Vorteil des neuen Impfstoffs sind die geringeren Kosten, die mit unter 5 Dollar pro Dosis angegeben werden.
Sowohl RTS,S (Mosquirix) als auch R21 benutzen das sogenannte Circumsporozoitprotein (CSP) als Angriffspunkt, das während der frühen Phase der Infektion wichtig ist – also nachdem der Parasit durch einen Mückenstich ins Blut gelangt ist und bevor er die Leber infiziert. Da die Parasiten während der kurzen Zeitspanne bis zum Erreichen der Leber neutralisiert werden müssen, sind hohe AK-Titer erforderlich. Das Protein wird in Form chimärer Virus like particles (VLPs) dargeboten, die HBsAg enthalten. Die Impfstoffe unterscheiden sich in Bezug auf die Menge an CSP, mit denen die VLPs beladen werden, sowie in Bezug auf das zugesetzte Adjuvans.
Die Malaria-Impfungen sind nicht die alleinige Lösung im Kampf gegen Malaria. In naher Zukunft werden sie also keine klassische Malaria-Prophylaxe ersetzen können. Der Einsatz ist zur Kombination mit klassischen Strategien zur Bekämpfung der Malaria (z. B. Anbringen von Moskitonetzen, schnelle Diagnostik und Behandlung) gedacht. Die Erforschung weiterer z. B. mRNA-basierter Impfstoffkonzepte geht weiter und macht Hoffnung darauf, dass Malaria vielleicht irgendwann auch in Afrika weitestgehend ausgerottet werden kann.
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