Nach einer epiduralen Anästhesie klagen etliche Patienten über Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Fieber und Lichtempfindlichkeit – letztlich sterben 12 Patienten an den Folgen des Eingriffs. Wie konnte es so weit kommen?
Am 17. Mai 2023 gaben die US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) eine Warnung heraus: Jeder, der im Zeitraum vom 1. Januar bis 13. Mai 2023 eine epidurale Anästhesie in zwei Kliniken in Matamoros, Mexiko, erhalten hatte, ist einem Risiko für eine durch Pilze verursachte Meningitis ausgesetzt. Die CDC forderten Betroffene dazu auf, bei Auftreten von Symptomen einen Arzt aufzusuchen. Der Ausbruch betraf hauptsächlich junge, gesunde Personen aus Mexiko und den USA. US-Bürger waren aus medizinischen Gründen als medizinische Touristen in mexikanischen Krankenhäusern behandelt worden.
In den USA wurden insgesamt 185 Patienten identifiziert, bei denen ein Infektionsrisiko bestand. Nach Auftreten von Symptomen und weiteren Untersuchungen ergaben sich daraus 9 Verdachtsfälle, 14 Fälle mit hoher Wahrscheinlichkeit und 10 bestätigte Fälle von Pilzmeningitis. Von den Patienten mit wahrscheinlicher oder bestätigter Meningitis verstarben 12 Menschen.
Nun wurde im New England Journal of Medicine der Krankheitsverlauf von 13 Patienten, die sich in Mexiko mit dem Pilz infizierten, publiziert: Die 13 Patienten wurden in Kliniken im südöstlichen Texas behandelt. Als hauptsächliche klinische Symptome berichteten sie über Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit, aber auch Fieber, Lichtempfindlichkeit und Rückenschmerzen wurden angegeben.
Bei allen Patienten wurde eine Lumbalpunktion durchgeführt, wobei erhöhte 1,3-Beta-d-Glucan-Spiegel im Liquor cerebrospinalis festgestellt wurden. Zusätzlich wiesen die Liquorproben erniedrigte Glukosespiegel, erhöhte Proteinspiegel und eine Pleozytose auf. Bei 10 Proben wurde eine panfungale PCR durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten bei 5 Patienten ein positives Ergebnis, wobei bei 4 Patienten Sequenzierungsdaten des 28S ribosomalen RNA-Gens gefunden wurden, die mit dem Fusarium-solani-Komplex übereinstimmten. Bei einem Patienten wurde das Ergebnis dem Phylum Ascomycota zugeordnet, welches F. solani umfasst. Kulturell waren alle Proben negativ.
Die Patienten erhielten systemische antimykotische Therapie mit Voriconazol und/oder liposomalem Amphotericin B, bei 10 von 13 Patienten in Kombination mit Glukokortikoiden. Bei 9 Patienten wurde zusätzliche eine intrathekale Therapie mit liposomalem Amphotericin B durchgeführt.
In der Bildgebung des Kopfes zeigte sich bei allen Patienten eine Beteiligung des Hirnstamms mit Verletzungen der basalen und vertebralen Arterien. Typischerweise waren diese Verletzungen anfangs geringfügig, entwickelten sich jedoch im Verlauf zu schweren Stenosen mit potenzieller Okklusion oder zu Gefäßrupturen. Es wurden endovaskuläre Interventionen versucht, bei denen den Patienten Stents, arterielles Coiling, externe Ventrikeldrainage und ventrikuloperitoneale Shunts implantiert wurden. Leider erwiesen sich diese Interventionen nur von begrenztem Nutzen.
Von den 13 stationär aufgenommenen Patienten verstarben im Verlauf 9 Menschen. Drei Patienten wurden nach einem langen Krankenhausaufenthalt entlassen, aber bekommen weiterhin systemische antimykotische Therapie. Ein Patient war bei der Verfassung der Publikation noch im Krankenhaus.
Bei drei der verstorbenen Patienten wurde eine Autopsie durchgeführt. In den histopathologischen Untersuchungen von Gewebeproben konnten Pilzmaterial und entzündliche Infiltrate im Bereich des Hirnstamms nachgewiesen werden. Bei einem Patienten konnte postmortem erfolgreich der F. solani-Komplex aus den Gewebeproben kultiviert werden. Die antimykotische Empfindlichkeitstestung zeigte erhöhte minimale hemmende Konzentrationen (MICs) gegenüber allen kommerziell erhältlichen Antimykotika in den Vereinigten Staaten.
In der Testung zeigte sich jedoch eine Empfindlichkeit gegenüber dem noch nicht zugelassenen Antimykotikum Fosmanogepix. Bei drei von vier Patienten wurde daraufhin Fosmanogepix erfolgreich unter Verwendung einer Ausnahmegenehmigung eingesetzt.
Fusarium ist ein häufig vorkommender Schlauchpilz in der Umwelt, der weltweit im Boden, an Pflanzen und in Gewässern zu finden ist. Er gehört zu den Pflanzenpathogenen und kann Getreide als sogenannte Ährenfusariose befallen. Zusätzlich kann Fusarium auch Krankheiten beim Menschen verursachen. Bei Personen mit intaktem Immunsystem können lokale Infektionen wie Keratitis oder Onychomykose auftreten. Bei immungeschwächten Patienten können jedoch schwerwiegende, disseminierte Infektionen wie auch eine Meningitis auftreten, die eine hohe Mortalität haben. Dieser Ausbruch einer Fusarium-Meningitis zeigt jedoch, dass diese schwere Krankheit auch gesunde Menschen betreffen kann, wenn das Pathogen direkt in den Liquor injiziert wird.
Bislang bleibt unklar, woher der Ausbruch in den Kliniken in Mexiko stammte, jedoch laufen die Untersuchungen dazu weiterhin.
Bildquelle: Vasilina Sirotina, Unsplash