Eine Umfrage unter älteren Erwachsenen deutet darauf hin, dass einige, die Aspirin einnehmen, möglicherweise einem veralteten Rat folgen. Mehr dazu hier.
Mehr als die Hälfte der 50- bis 80-Jährigen, die Aspirin® einnehmen, haben keine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Dies wiederum zeugt von einem geringen präventiven Nutzen. Jeder vierte ältere Erwachsene nimmt mindestens dreimal pro Woche Aspirin® ein, meist in der Hoffnung, Herzinfarkten und Schlaganfällen vorzubeugen, oft ohne Erfolg – so die Ergebnisse der Nationalen Umfrage der Universität Michigan zu gesundem Altern.
In den letzten Jahren haben sich die nationalen Richtlinien für die Einnahme von Aspirin® zur Vorbeugung geändert. Grund dafür sind neue vorliegende Erkenntnisse darüber, wer tatsächlich am meisten von der Fähigkeit des Medikaments (das Risiko von Blutgerinnseln zu verringern) profitiert und wer hingegen ein Blutungsrisiko hat.
Jetzt konzentrieren sich die Leitlinien vor allem auf die Einnahme von Aspirin® bei Personen, die bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben. Dazu zählen auch jene, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall überlebt haben sowie Personen, die aufgrund ihrer persönlichen Gesundheit und ihrer Familiengeschichte ein hohes Risiko haben. Die Umfrage zeigt, dass 14 % aller Erwachsenen im Alter von 50 bis 80 Jahren Aspirin® einnehmen, obwohl sie keine kardiovaskulären Probleme in der Vorgeschichte haben.
Unabhängig davon, ob jemand eine kardiovaskuläre Vorgeschichte hat oder nicht, birgt Aspirin® ein Blutungsrisiko, das mit dem Alter zunimmt. Dies hat zu Leitlinien geführt, in denen von einer routinemäßigen Einnahme von Aspirin® nach dem 70. Lebensjahr abgeraten wird bzw. in denen empfohlen wird, bei Personen ohne kardiovaskuläre Erkrankungen ein Absetzen des Medikaments im Alter von 75 Jahren in Betracht zu ziehen. Der Umfrage zufolge nehmen 42 % aller Erwachsenen zwischen 75 und 80 Jahren Aspirin® ein. Dagegen scheinen 31 % aller älteren Erwachsenen zwischen 50 und 80 Jahren, die Aspirin® einnehmen, nicht über das damit verbundene Blutungsrisiko Bescheid zu wissen.
Das Umfrageteam befragte eine nationale Stichprobe von Erwachsenen im Alter von 50 bis 80 Jahren zu ihrer Gesundheitsgeschichte und der Verwendung von Aspirin®; diejenigen, die es einnehmen, wurden auch nach den Gründen dafür gefragt.
„Aspirin® ist nicht mehr das universelle Präventionsmittel für ältere Erwachsene, als das es jahrzehntelang angepriesen wurde“, sagt Dr. Jordan Schaefer, Hämatologe bei Michigan Medicine. „Diese Umfrage zeigt, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, um sicherzustellen, dass die Verwendung von Aspirin® dem aktuellen Wissensstand entspricht.“ Dr. Geoffrey Barnes, Kardiologe an der Michigan Medicine, fügt hinzu: „Da sich die Richtlinien ändern, ist es wichtig, dass alle über 40-Jährigen mit ihrem Arzt über ihr individuelles kardiovaskuläres Risiko auf der Grundlage ihrer Familiengeschichte, früherer Gesundheitsprobleme, aktueller Medikamente, aktueller Testergebnisse (wie Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker) sowie Lebensstilfaktoren (wie Rauchen, körperliche Aktivität und Ernährungsgewohnheiten) sprechen. Die präventive Einnahme von Aspirin® sollte sich nach dem Alter und diesen Faktoren richten.“
Insgesamt ergab die Umfrage, dass 71 % der älteren Erwachsenen, die Aspirin® einnehmen, vor vier oder mehr Jahren damit begonnen haben, was bedeuten könnte, dass sie und ihr Gesundheitsdienstleister sich bei der Einnahme auf veraltete Empfehlungen stützen. Schaefer und Barnes weisen darauf hin, dass aufgrund der fortlaufenden Forschung zu Aspirin® in den letzten Jahren zwei wichtige Richtlinien für ältere Erwachsene geändert wurden. Bei Menschen, die keine Vorgeschichte mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, wird die Einnahme von Aspirin® als Primärprävention bezeichnet.
Das American College of Cardiology und die American Heart Association sagen gemeinsam, dass die tägliche Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin® zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei ausgewählten Erwachsenen im Alter von 40 bis 70 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (aber nicht für Blutungen) haben, in Betracht gezogen werden könnte. Die U.S. Preventive Services Task Force, die die Bundesregierung berät, hat ihre Leitlinie im Jahr 2022 aktualisiert und empfiehlt, bei Erwachsenen ab 60 Jahren kein Aspirin® zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einzusetzen.
Die AHA und die ACC bieten Online-Rechner an, mit deren Hilfe Ärzte das 10-Jahres-Risiko einer Person für Herz-Kreislauf-Erkrankungen abschätzen können, wenn diese noch nicht erkrankt ist. Erwachsene im Alter von 40 bis 70 Jahren mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen können gute Kandidaten für Aspirin als Primärprävention sein, sollten aber immer mit einem Arzt sprechen, bevor sie mit der Einnahme beginnen.
Für Menschen, die bereits einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine andere kardiovaskuläre Diagnose erlitten haben, wird die Einnahme von Aspirin® im Allgemeinen weiterhin empfohlen, es sei denn, die Person verträgt es nicht oder hat ein inakzeptables Blutungsrisiko. Dies wird als Sekundärprävention bezeichnet und sollte nur unter Aufsicht eines Gesundheitsdienstleisters erfolgen.
Die Umfrage zeigt, wie wichtig eine offene Kommunikation zwischen Gesundheitsdienstleistern und ihren älteren Patienten über alle Arten von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln ist, einschließlich solcher wie Aspirin®, die rezeptfrei erhältlich sind. Die Umfrage ergab, dass 96 % derjenigen, die Aspirin® einnehmen und eine kardiovaskuläre Vorgeschichte haben, angaben, dass ihr Gesundheitsdienstleister dies empfohlen hatte. Aber 77 % derjenigen, die Aspirin® nehmen und keine kardiovaskuläre Vorgeschichte haben, sagten dasselbe – was auf die Notwendigkeit einer Diskussion über aktualisierte Leitlinien hindeutet. Von denjenigen, die Aspirin® einnehmen, aber keine Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, gaben 20 % an, dass sie selbst damit angefangen haben, und 5 % sagten, dass Freunde und Familie ihnen dazu geraten haben.
„Dank des aktualisierten Wissensstandes und des Rückgangs anderer wichtiger Risikofaktoren, wie z. B. des Rauchens, können wir Aspirin® gezielter einsetzen, indem wir uns auf diejenigen konzentrieren, die dieses kostengünstige und leicht zu beschaffende Präventivmedikament am dringendsten benötigen, und unnötige Risiken für andere vermeiden“, so der Leiter der Umfrage, Dr. Jeffrey Kullgren. „Diese Umfrageergebnisse sollten zu mehr Gesprächen zwischen Gesundheitsdienstleistern und Patienten darüber anregen, was für sie richtig ist.“
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Michigan Medizin – Universität von Michigan.
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