Mädchen mit Adipositas haben im Vergleich zu Kindern mit Normalgewicht häufiger Schmerzen in Knochen, Gelenken, Muskeln, Bändern oder Sehnen – so weit, so nachvollziehbar. Bei Jungen scheint dies allerdings nicht der Fall zu sein.
In einer aktuellen Studie, die in Archives of Disease in Childhood veröffentlicht wurde, analysierten Forscher anonymisierte Informationen über 120.000 Kinder, indem sie Daten aus dem National Child Measurement Programme mit den Aufzeichnungen von Hausärzten verknüpften. Sie fanden heraus, dass Mädchen mit Fettleibigkeit 1,7-mal häufiger wegen eines muskuloskelettalen Symptoms oder einer entsprechenden Diagnose zum Hausarzt gingen als Kinder mit Normalgewicht.
Frühere Forschungsarbeiten haben auf einen Zusammenhang zwischen Muskel-Skelett-Problemen und Fettleibigkeit bei Kindern hingewiesen, aber diese Studie ist die erste, die diesen Zusammenhang in einer großen, ethnisch vielfältigen Bevölkerung im Vereinigten Königreich mit einem hohen Maß an Fettleibigkeit und Benachteiligung bei Kindern beobachtet.
Knieschmerzen waren in der Studie das am häufigsten berichtete Symptom, gefolgt von Rückenschmerzen. Die Autoren stellen fest, dass Muskel-Skelett-Probleme in diesem Zusammenhang möglicherweise durch Übergewicht verursacht werden, das die Gelenke des Körpers zusätzlich belastet; es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um zu verstehen, warum dies zu einer Zunahme der Probleme bei Mädchen und nicht bei Jungen führt.
Das nationale Programm zur Messung des Körpergewichts von Kindern (National Child Measurement Programme) ist eine Initiative der UK-Regierung, bei der Kinder im Grundschulalter in England in der Schule von Gesundheitsexperten gewogen und gemessen werden. Das Programm sammelt Daten, um langfristige Trends bei der Fettleibigkeit von Kindern zu verstehen und die Politik der nationalen und lokalen Behörden zu informieren.
Nicola Firman, Health Data Scientist an der Queen Mary University of London, sagt: „Unsere Ergebnisse zeigen den Wert der Verknüpfung und Untersuchung anonymisierter Gesundheitsdaten – ohne die Identität eines Kindes zu kennen, konnten wir wichtige Erkenntnisse über die gesundheitlichen Folgen von Fettleibigkeit im Kindesalter gewinnen.“
„Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse das Bewusstsein für die Bedeutung einer schlechten Gesundheit des Bewegungsapparats schärfen und mehr Forschung zum Verständnis des Zusammenhangs mit Fettleibigkeit bei Kindern anregen werden. Auf politischer Ebene muss mehr getan werden, um Familien bei der Vorbeugung von Fettleibigkeit zu unterstützen und möglicherweise das Risiko, Schmerzen des Bewegungsapparats zu entwickeln, zu verringern.“
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Queen Mary Universität von London. Die Originalpublikation haben wir euch hier verlinkt.
Bildquelle: Towfiqu barbhuiya, Unsplash