Nachdem sich in China ein Mann mit dem Pesterreger infiziert hatte, stellte die Regierung 151 Menschen vorsorglich unter Quarantäne und riegelte eine Kleinstadt von der Außenwelt ab. Bisher scheinen die Maßnahmen Erfolg zu zeigen, denn es wurde kein weiterer Krankheitsfall bekannt.
In Europa gilt die Beulenpest als längst ausgerottet. Doch in einer Kleinstadt im Nordwesten Chinas verstarb am 16. Juli ein Mann an einer Infektion mit dem Pestbakterium Yersinia pestis. Angaben des chinesischen Staatsfernsehens zufolge wurden 151 Bewohner des Städchens Yumen, die Kontakt zu dem Verstorbenen gehabt haben könnten, vorsorglich unter Quarantäne gestellt. Allen anderen immerhin rund 30.000 Bewohnern wurde verboten, die in der Provinz Gansu gelegene Stadt zu verlassen. Die örtliche Polizei wies außerdem alle Autofahrer an, Yumen zu umfahren. Die Stadt sei in der Lage, alle Einwohner ohne Lebensmittellieferungen über einen Monat zu ernähren, ließ der Sender CCTV des chinesischen Staatsfernsehens wissen. Bisher sind noch keine neuen Fälle bekannt geworden – bei einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis sieben Tagen ein gutes Zeichen. Überträger der mittlerweile seltenen, aber hochansteckenden Beulenpest war Berichten zufolge wahrscheinlich ein infiziertes Murmeltier, dessen Kadaver der 38-jährige Mann seinem Hund verfütterte. Wenige Stunden später habe der Mann hohes Fieber bekommen und sei kurz darauf im Krankenhaus seiner Infektion erlegen.
Die Beulenpest, wie im Fall des chinesischen Mannes, ist hochgradig ansteckend und wird bei Mensch und Tier durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöst, von dem es zahlreiche unterschiedliche Varianten gibt. Eine Infektion äußert sich in Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, sowie einer Entzündung der Lymphknoten im Leistenbereich, die anschwellen und die typischen schwarzblauen Beulen bilden. Eine Übertragung vom Tier zum Menschen findet meist über Flöhe statt, die zuvor das infizierte Nagetier besiedelt haben. Grundsätzlich lässt sich die Pest in vier verschiedene Erscheinungsbilder untergliedern: die Beulenpest, die Pestsepsis, die Lungenpest sowie die harmlose, abortive Pest. Bei Pandemien treten vor allem die Beulen- und die Lungenpest auf. Unbehandelt führt die Pest nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in 30 bis 60 Prozent der Fälle zum Tod.
Gelangt der Erreger in die menschliche Blutbahn, kann es zu einer Sepsis kommen. Die blutvergiftende Wirkung entsteht, wenn die Bakterien natürlicherweise absterben. Dabei geben sie große Mengen toxischen Sekrets direkt in den Blutkreislauf ab; diese wirken auf Nieren und Leber nekrotisch. Letztendlich erliegt der Patient einem toxischen Schock.
In manchen Fällen besiedelt Yersinia pestis auch die Lunge. Die Lungenpest ist ebenfalls hochansteckend und wird durch Husten oder Niesen übertragen. Steckt sich jemand auf dem Weg der Tröpfcheninfektion an, bekommt er direkt eine Lungenpest, ohne die Ausbildung der typischen Beulen in der Leistenbeuge. Symptome der Lungenpest sind hohes Fieber, Kopfschmerzen, Atemnot, Husten und schwarz-blutiger Auswurf. Lungenödeme und Kreislaufversagen können schließlich zum Tod führen.
Mitte des 14. Jahrhunderts wütete eine Pestepidemie über Europa und kostete damals innerhalb von nur fünf Jahren etwa 30 Millionen Menschen das Leben. In Europa und Australien konnte die Pest dank guter Hygienestandards, Antibiotika und dem Wissen, wie die Krankheit übertragen wird, mittlerweile ausgerottet werden. In Asien, Afrika und auch Amerika kommt es jedoch immer wieder zu kleineren Ausbrüchen. Tritt ein einzelner Pestfall auf, besteht jederzeit die Gefahr einer neuen Pandemie. Allerdings ist eine große Ausbreitung unwahrscheinlich, da die Erreger mit heutigen Antibiotika gut bekämpft werden können. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser stehen die Chancen auf Heilung, denn die Letalität steigt exponentiell zum Fortschreiten der Erkrankung an.