Eine Studie sorgt für Aufsehen – Intervallfasten soll die Sterblichkeit drastisch erhöhen. Stimmt das? Außerdem: Die FDP will die Corona-Pandemie aufarbeiten und fordert eine Kommission. Diese und weitere News hier im Schnelldurchlauf.
Die FDP drängt die Ampel-Koalitionäre erneut darauf, die Corona-Pandemie politisch aufzuarbeiten – und fordert dafür die Bildung einer Enquete-Kommission. Unterstützt wird das Vorhaben aus den Reihen der CDU, aber auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung hält den Vorstoß für „richtig und längst überfällig“.
Aus Sicht des FDP-Politikers Wolfang Kubicki hätten einige Maßnahmen wie 2G-Zugangsregeln „schwere gesellschaftliche Schäden verursacht und Spaltungstendenzen vertieft.“ Es sei die Aufgabe der Politik „mit einer sauberen und vorbehaltlosen Aufklärung dazu beizutragen, dass Gräben wieder zugeschüttet werden.“ Auch der FDP-Gesundheitsexperte Ullmann warnt vor tiefgreifenden Schäden in der Gesellschaft: „Ohne Aufarbeitung kann die nächste Pandemie uns als Gesellschaft irreversibel und katastrophal schädigen. Das dürfen wir als Regierungskoalition nicht zulassen“.
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Mit einem Brief an die Fraktionsführungen von SPD und Grünen fordern Ullmann und Kubicki, in Gespräche über die Einsetzung einer Enquete-Kommission zu treten. „Wir möchten auch Sie und Ihre Fraktion überzeugen“, heißt es in dem Schreiben, über das die Welt zuerst berichtete. Bereits seit längerer Zeit macht sich die FDP für eine solche Kommission stark. Damit sie eingesetzt werden kann, ist prinzipiell die Zustimmung eines Viertels der Bundestagsmitglieder nötig.
Eine aktuelle Studie sorgt derzeit für Schlagzeilen: Forscher der Shanghai Jiao Tong University School of Medicine berichten von einem möglichen Zusammenhang zwischen Intervallfasten und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forscher untersuchten darin die Essgewohnheiten von über 20.000 US-Amerikanern über einen Zeitraum von durchschnittlich acht Jahren. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen, die täglich innerhalb eines Zeitfensters von acht Stunden oder weniger aßen, ein um 91 Prozent erhöhtes Risiko hatten, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Sogar für Personen, die bereits an solchen Erkrankungen litten und in weniger als zehn Stunden pro Tag aßen, stieg das Risiko um 66 Prozent. Das klingt schon fast zu schlimm, um wahr zu sein.
Und tatsächlich müssen diese Ergebnisse mit äußerster Vorsicht interpretiert werden. Das erste offensichtliche Problem ist, dass die Ergebnisse bisher nur als Poster auf einem Kongress der American Heart Association präsentiert wurden und die Studie sich derzeit im Reviewprozess befindet. Außerdem wussten die Forscher gar nicht genau, wie lange die Probanden überhaupt gefastet haben – die Probanden wurden nur zweimal zu ihren Essgewohnheiten befragt. Unklar ist auch, ob sie freiwillig gefastet haben.
Es könnte schließlich auch sein, dass jemand wegen Stress oder aus finanziellen Gründen eine Mahlzeit auslässt. „Die erhöhte Sterblichkeit resultiert dann oft aus Confoundern wie geringem sozioökonomischem Status und Faktoren, die damit statistisch verknüpft sind, wie Rauchen, Alkoholkonsum oder Bewegungsmangel“, erklärt Dr. Stefan Kabisch von der Charité – Universitätsmedizin Berlin gegenüber dem Science Media Center. Auch in der jetzt vorliegenden Studie sei der Raucheranteil bei den Fastenden am höchsten. „Rein statistisch ist das Ergebnis der Studie also plausibel, ein kausaler Beweis der Schädlichkeit ist es nicht“, so Kabisch.
Prof. Andreas Michalsen, ebenfalls von der Charité, meint: „Ich schätze epidemiologische Studien in diesem Kontext als absolut unzuverlässig ein. Ihr Aussagewert bezüglich Intervallfasten ist äußerst gering.“ Er vermutet ebenfalls, dass andere Faktoren eine Rolle spielen könnten, wie etwa Stress oder bereits bestehende Erkrankungen.
Vor der Einnahme von Topiramat in der Schwangerschaft wird gewarnt, da Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen und Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) vorliegen. Aber: Bisher ist die Studienlage zur Sicherheit von Topiramat in der Schwangerschaft dünn – und die Ergebnisse sind unterschiedlich. Eine neue Studie, die im NEJM erschien, liefert möglicherweise Grund zur Entwarnung: Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Arznei im Hinblick auf die neurologische Entwicklung sicher zu sein scheint. Die Einnahme sei allerdings weiterhin mit einem höheren Risiko für Mundspalten verbunden. Topiramathaltige Arzneimittel werden in der EU zur Behandlung von Epilepsie und zur Migräne-Prophylaxe eingesetzt.
In der US-Studie wurden die Daten einer bevölkerungsbasierten Kohorte von fast 4,3 Millionen schwangeren Frauen und ihren Kindern untersucht, die zwischen 2000 und 2020 in zwei US-Gesundheitsdatenbanken erfasst wurden. Verglichen wurden Kinder, die in der zweiten Schwangerschaftshälfte mit Topiramat behandelt worden waren, mit Kindern, die vor der Geburt nie mit einem Antiepileptikum behandelt worden waren. Kinder, die in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft mit Valproat und Lamotrigin behandelt worden waren, dienten als Kontrollgruppe.
Das Ergebnis: Bei Kindern von Müttern mit Epilepsie lag die Prävalenz von ASS im Alter von 8 Jahren höhere als bei Kindern aus der Allgemeinbevölkerung. In der gesamten Studienpopulation wurde bei 1,9 % der Kinder, die vor der Geburt nie ein Antiepileptikum erhalten hatten, eine ASS diagnostiziert. Bei Kindern von Müttern mit Epilepsie lag die Inzidenz bei 4,2 % ohne Exposition gegenüber einem Antiepileptikum, bei 6,2 % mit Exposition gegenüber Topiramat, bei 10,5 % mit Valproat und bei 4,1 % mit Lamotrigin. Nach Bereinigung um Störvariablen kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die pränatale Exposition gegenüber Topiramat und Lamotrigin nicht mehr mit einem zusätzlichen Risiko für die Entwicklung von ASS verbunden war. Hingegen die pränatale Exposition gegenüber Valproat weiterhin mit einem zusätzlichen Risiko verbunden war.
„Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es kein wesentlich erhöhtes Risiko für eine Autismus-Spektrum-Störung nach pränataler Exposition gegenüber Topiramat oder Lamotrigin (die negative Kontrollgruppe) und ein dosisabhängig erhöhtes Risiko für eine Autismus-Spektrum-Störung im Zusammenhang mit einer pränatalen Valproat-Exposition (die positive Kontrollgruppe) gibt“, so das Fazit der Forscher. Für ein vollständiges Verständnis der potenziellen neuropsychologischen Risiken von Topiramat seien jedoch weitere grundlegende und klinische Untersuchungen erforderlich.
Bildquelle: Benjamin Wong, Unsplash