Die wichtigste Maßnahme jeder Dekubitusbehandlung ist die komplette Druckentlastung zur Verbesserung bzw. Wiederherstellung der Gewebedurchblutung im betroffenen Gewebe. Ohne Druckentlastung sind alle weiteren Maßnahmen sinnlos – das macht dieses Fallbeispiel deutlich.
Am 18. Januar 2023 wurde ein 81-jähriger Patient im Zentrum für Beatmung und Intensivpflege (ZBI) in Berlin aufgenommen. Er litt an einer Critical-illness-Polyneuropathie und -Myopathie nach hochgradiger degenerativer Aortenklappenstenose. Ein Jahr zuvor wurde eine transfemorale Aortenklappenimplantation (TAVI) durchgeführt. Dabei traten mehrere postoperative Komplikationen auf: Atelektasen, ein Pleuraerguss (mehrmalige Pleuradrainagen beidseits) und ein prolongiertes pulmonales Weaning bei postoperativ chronischer respiratorischer Insuffizienz (Dilatationstracheotomie). Schnell fiel ein hartnäckiger Dekubitus Kategorie 3 am Os sacrum auf. Der Patient wies bei der Überleitung zahlreiche weitere Diagnosen auf, die eine intensivmedizinische Betreuung notwendig machten. Sein Immunstatus war geschwächt, er war kachektisch mit konsumierender Grunderkrankung und wies kognitive Einschränkungen auf, womit nur eine schlechte Adhärenz für Behandlungsmaßnahmen gegeben war. Der Patient war vollständig immobil, harn- und stuhlinkontinent, sodass eine zeitnahe Inkontinenzversorgung notwendig wurde, um eine zusätzliche Belastung des Wundgebiets zu vermeiden.
Zu Beginn der Behandlung wies der Dekubitus eine Größe von circa 20 x 15 Millimeter auf (Bild 1). Die Wunde wurde mit Kochsalzlösung gereinigt, eine bakterielle Kontamination – gerade im Sakralbereich sind oft E.-coli-Bakterien anzutreffen – lag nicht vor, ebenso waren mit einem bildgebenden Verfahren weder Staphylokokken noch Pseudomonas nachweisbar (Bild 2). Deutlich war eine fragile Altershaut zu erkennen, außerdem reagierte der Patient allergisch auf Polyacrylatkleber. Die Wunde wies zu diesem Zeitpunkt eine mäßig bis starke Exsudation auf. Als Wundauflage wurde daher Zetuvit® Plus Silicone Border im Format 10 x 10 cm von HARTMANN ausgewählt (Bild 3). Aufgrund der mit rund 2 mm nur geringen Tiefe des Dekubitus war diese Versorgung ausreichend, auf ein Austamponieren konnte verzichtet werden. Dank des Silikonhaftrandes war keine zusätzliche Fixierung notwendig. Als Wundrandschutz wurde ein leistungsfähiges Hautschutzprodukt mit einem Applikator aufgetragen. Da in der Rima ani auch immer die Gefahr eine Unterminierung der Fixierung durch Stuhl besteht, wurde an einer Seite der Wundauflage zusätzlich ein Streifen semipermeable Folie (Hydrofilm®) aufgebracht. Während seines Aufenthaltes im ZBI wurde der Patient auf einer Weichlagerungsmatratze gelagert. Es erfolgte eine regelmäßige Bewegungsförderung und der Patient wurde mindestens einmal täglich zur Mobilisierung und zur Durchblutungsförderung in eine vertikale Position auf einem Antidekubituskissen in einem Pflegerollstuhl gebracht. Verbandwechsel erfolgten in der Regel alle drei bis vier Tage, dabei wurde die Wunde mit Kochsalzlösung gereinigt. Anfang März, rund sechs Wochen nach Beginn der Behandlung, waren die Beläge vollständig entfernt und die Wundgröße hatte sich auf circa die Hälfte reduziert (Bild 4). Die Wundumgebung und der Wundrand waren reizlos, die Exsudation hatte sich ebenfalls verringert.
Abb. 1: Wundzustände während der Behandlung
In den folgenden drei Wochen (Bild 5/6) stagnierte die Wundheilung unter Fortsetzung der Behandlung mit Zetuvit® Plus Silicone Border. Das Team des ZBI setzte daraufhin mit der Air Support AS-M001 nagomi eine spezielle Anti-Dekubitus-Luftmatratze zur Prävention und Behandlung von Druckgeschwüren bei Hochrisikopatient:innen ein. Die x-förmigen Zellen werden alle einzeln belüftet und die Form und Verteilung der Luftzellen stützt den Körper großflächig, wodurch eine bessere Verteilung des Körperdrucks erreicht wird, auch beim Aufsetzen der Patient:innen. Auch wenn bei solchen ADM-Systemen immer die Gefahr besteht, dass die Körperwahrnehmung der Patient:innen durch das „schwerelose“ Gefühl beeinträchtigt wird, war es in diesem Fall die richtige Entscheidung. Nach nur einem Monat war der Dekubitus am 16. Mai 2023 komplett abgeheilt (Bilder 7-9).
Die Kombination aus einer konsequenten Lokaltherapie mit Zetuvit® Plus Silicone Border und dem Einsatz des Air-Support-Systems sorgte für eine erfolgreiche Wundheilung auch unter schwierigen Bedingungen. Gerade aufgrund des fragilen Hautzustands und der Polyacrylatallergie war Zetuvit® Plus Silicone Border mit seiner silikonbeschichteten Wundkontaktschicht und dem Silikon-Haftrand die richtige Produktauswahl.
Dieser Artikel basiert auf „Erfolgreiche Behandlung mit Zetuvit® Plus Silicone Border“ von Sebastian Kruschwitz, Wundexperte/Pflegetherapeut Wunde ICW, Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung, Fachbereichsleitung Wundmanagement, Zentrum für Beatmung und Intensivpflege im „Storkower Bogen“, 10369 Berlin.